· 

Auswandern auf Zeit mit Kindern - Tipps und Vorteile

Eine neue Sprache lernen, in eine andere Kultur so richtig eintauchen, besseres Wetter haben, günstigere Lebenshaltungskosten, jeden Tag surfen, ein freieres Leben usw. – Es gibt so viele Gründe, weshalb Familien davon träumen, mal in einem anderen Land zu Leben. Wir auch. Aber wirklich komplett Auswandern? Der Job, Familie & Freunde, die Sicherheit in Deutschland, alles aufgeben? Das ist ein großer und kein einfacher Schritt.

Für uns die perfekte Lösung: Auswandern auf Zeit! Z.B. für ein, zwei oder drei Jahre. Warum wir das für uns als Familie ideal finden und welche Vorteile und Möglichkeiten diese Lösung auch für andere Familien bietet, verrate ich dir hier. 

Eine Auswanderung erfordert viel Mut? Jein...

Wir ziehen im Sommer für zwei Jahre nach Spanien, nach Gran Canaria. Neben der Aussage: „Ihr seid verrückt!“ hören wir vor allem: „Wow, seid ihr mutig!“, wenn wir von unseren geplanten zwei Jahren auf Gran Canaria erzählen. Auswandern nach Spanien, mit vier Kindern, ist das wirklich mutig? Es hört sich vielleicht so an, aber Mut ist auch eine Frage der Perspektive. Was dem einen mutig erscheint, ist für den anderen Alltag (da gibt es schon aus dem beruflichen Bereich unfassbar viele Beispiele, bei denen ich sage: So mutig könnte ich nie sein!)

Bin ich also ein besonders mutiger Mensch? Nein, so fühle ich das nicht. Wir sind auch keine besonders mutige Familie. Ja, wir haben (bisher 😉) zwei Weltreisen mit unseren Kindern gemacht. Und ja, wir gehen jetzt für zwei Jahre nach Gran Canaria. Aber: immer mit Sicherheitsnetz. Wie viel Sicherheitsnetz jemand braucht, ist total individuell. Wir sind durchaus „Typ Sicherheitsnetz“, besonders finanziell.  

Wobei sich mit jeder Langzeitreise und jeder Vernetzung mit anderen reiseverrückten Familien unser Blickwinkel extrem erweitert hat. Und auch unsere Definition von Sicherheit und unser Zutrauen.

 

Insofern sind wir über die Jahre sicherlich mutiger geworden. Aber mutiger im Sinne von mehr Zutrauen. Mehr Zutrauen, dass es sooo viele Möglichkeiten gibt, auf unsere Art und Weise (also mit der Sicherheit oder Freiheit, die wir brauchen) unsere Träume zu verwirklichen. Und das ist ein Mut, der von ganz alleine wächst, wenn man einmal angefangen hat, sich aus der (vermeintlichen) Komfortzone zu bewegen. Sobald man, statt „irgendwann würde ich auch gerne mal, aber…“ zu sagen, anfängt, die Möglichkeiten, die man bereits hat oder haben könnte, zu entdecken.

Auswandern – eine Entscheidung für’s Leben?

Den Wunsch, mal im Ausland zu leben, haben wir schon länger. Aber wirklich dauerhaft auswandern? Auswandern klingt so endgültig. Eine Entscheidung für den Rest des Lebens. Was es natürlich oft nicht ist, gerade bei Familien (bei Rentnern, die auswandern, schon eher…). Aber trotzdem, Auswandern klingt so viel größer und endgültiger als eine begrenzte Langzeitreise.

Es fühlt sich nach einer so schwierigen Entscheidung an: Ist es dort denn wirklich besser? Und was ist, wenn es uns doch nicht gefällt? Und wenn auswandern, wohin? Was ist besonders wichtig? Besseres Wetter? Sicherheit? Gute Bildung? Jobs? Eine freiere Gesellschaft? Ein hoher Lebensstandard? Den perfekten Ort gibt es nicht. Es wird immer Dinge geben, die nicht ideal sind. Wenn man die Erwartung hat, bei einer Auswanderung DEN absolut perfekten Ort zum Lebens zu finden, kann man eigentlich nur Scheitern. Und dies legt die Hürde der Entscheidungsfindung extrem hoch.

 

Der Druck, so eine vermeintlich dauerhafte Entscheidung zu treffen, ist groß. Für die meisten zu groß, weshalb man den Alltag dann doch im gewohnten Umfeld belässt. Und jahrelang (Jahrzehnte) mit „ich würde ja so gerne mal…“ Gedanken im Alltag weiter macht. 

Mut mit Sicherheitsnetz: Auswanderung auf Zeit

Grundsätzlich: Für viele Auswanderer wird es de facto eine Auswanderung auf Zeit. Ganz viele kehren wieder zurück: Weil es finanziell / beruflich nicht passt, aus familiären Gründen, aus gesundheitlichen Gründen. Weil sich die Prioritäten im Leben ändern. Weil man nicht richtig ankommt im Land. Weil die Probleme, vor denen man geflohen ist, sich auch im Ausland nicht in Luft auflösen. Weil das Gras halt woanders auch nicht immer grüner ist.

So ist das Leben, Pläne ändern sich und nicht alles klappt. Aber genau da haben viele Bedenken, haben Angst zu „scheitern“. Und lassen es daher lieber ganz. Aber natürlich ist es KEIN Scheitern, wenn man wieder zurückkehrt. Sondern es ist ein unfassbarer Gewinn, es gemacht zu haben. Wie bei einem Jobwechsel, einem Umzug, einer neuen Liebe, jeder Veränderung im Leben gibt es natürlich immer die Möglichkeit, dass das nicht der richtige Weg war. Oder es nur für eine Zeitlang der richtige Weg war. Aber es kann auch dauerhaft genau der richtige Weg sein. Never try, never know.

Oder, um es mit Franz Kafka zu sagen: „Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen.

Aber die Unsicherheit und den psychischen Druck, mit einer Auswanderung eine vermeintlich gaaaanz langfristige Entscheidung treffen zu müssen, kann ich total verstehen. Ich sage ja, tendenziell bin ich eher Team Sicherheit.

 

Und gerade daher haben wir uns dafür entschieden, jetzt nicht „so richtig“ auszuwandern, sondern eine Auswanderung auf Zeit für zwei Jahre zu machen.

Auswandern auf Zeit: Die Vorteile

  • Die von vornherein festgelegte zeitliche Begrenzung kann psychologisch viel Druck rausnehmen. Druck, den perfekten Ort zu finden, die perfekten Lebensumstände etc. Uns fiel die Entscheidung viel leichter, weil wir nur einen Ort finden mussten, in dem wir gerne mal 2 Jahre leben möchten und nicht den Ort „für immer“.
  • Der Abschied von Freunden und Familie wird leichter, denn es ist kein Abschied „auf immer und ewig“, sondern für eine begrenzte Zeit. (wobei es ja auch sonst kein Abschied auf immer und ewig wäre, gibt ja Urlaube…)
  • Für Kinder ist der Abschied durch die zeitliche Begrenzung oft leichter, nur für einen begrenzten Zeitraum zu gehen, also eine feste Rückkehrperspektive zu haben. 
  • Bei eigenem Wohneigentum in D gibt einem eine befristete Vermietung die Sicherheit eines Rückkehrortes in Deutschland. Durch eine feste Befristung des Auslandsaufenthaltes hat man einen rechtlich sauberen, nachweisbaren Grund für die Befristung des Mietvertrages. Wenn man unbefristet vermietet und dann doch zurückkehrt, kann es im schlechtesten Fall schwierig werden, die Mieter aufgrund von Eigenbedarf aus Haus / Wohnung zu kriegen.
  • Wenn man seinen Job mitnehmen möchte, ist eine Befristung auch aus Arbeitgebersicht planbarer als eine open-end-Auswanderung. Falls man einen Remote / Homeoffice Job im deutschen Anstellungsverhältnis gerne ins Ausland mitnehmen möchte, fällt es i.d.R. leichter, den Arbeitgeber von einem befristeten Zeitraum zu überzeugen, z.B. erstmal für ein Jahr oder zwei. Wenn das Setup dann erstmal läuft und gut klappt, steht möglicherweise einer Verlängerung nichts im Wege. (Achtung: Es gibt aus Arbeitgebersicht einige rechtliche / steuerliche Haken, selbst in der EU, damit alles rechtlich sauber läuft. Außerhalb der EU ist es wegen Visa / Arbeitsgenehmigungen noch viel schwieriger. Dienstleister wie remote.com bieten zumindest für die Bereiche Steuern / Gehalt Lösungen für Arbeitgeber an.)
  • Wenn man von seinem Arbeitgeber entsendet werden kann, kann man durch Begrenzung auf maximal zwei Jahre und innerhalb der EU ggf. in der deutschen Sozialversicherung bleiben, anstatt in die lokale Sozialversicherung wechseln zu müssen. 

So organisieren wir unsere Auswanderung

Job: Wir haben Glück, dass Mark in einem internationalen Konzern arbeitet, in dem Entsendungen ins Ausland nichts neues sind. Trotzdem war es nicht einfach, das genehmigt zu bekommen. Aber mit viel Beharrlichkeit und Überzeugungskraft hat es dann doch geklappt. Ich nehme meine Selbständigkeit einfach mit nach Spanien.

Haus / Wohnung: Unser eigenes Haus in Hamburg vermieten wir befristet für 2 Jahre.

Kinder / Schule: Vor allem unsere Teenager sind grundsätzlich nicht so begeistert (haha, grobe Untertreibung!) von der ganzen Nummer. Aber 2 Jahre sind ein absehbarer Zeitraum auch für die Teenies. So bisschen wie ein doppeltes Auslands-Highschool-Jahr, nur mit Familie. Die feste Rückkehrperspektive macht den Kindern den Abschied zumindest leichter. Da es für die Teenies in den zwei Jahren auch um den ersten Schulabschluss geht, werden sie auf Gran Canaria die Deutsche Schule besuchen, damit ein Wiedereinstieg in Deutschland auf jeden Fall ohne Probleme möglich. Für die beiden Kleinen planen wir den Besuch einer lokalen, spanischen Schule (was sicherlich nicht ganz einfach zu Beginn wird...). Wie die Kids dann die Rückkehr nach Hamburg in zwei Jahren finden, werden wir sehen… 😉

Auswandern auf Zeit – Wie lange?

Wie auch bei der Frage, ab welcher Reisedauer eine Reise denn eine Langzeitreise ist, ist auch die Frage, wie lange eine Auswandung auf Zeit denn sein kann / darf / sollte / muss, total individuell.

Und es hängt von euren persönlichen Entscheidungskriterien, euren Zielen und eurer Lebensplanung ab. Drei Monate im Warmen überwintern, würde sicher niemand als Auswanderung auf Zeit bezeichnen. So wie aus meiner Sicht eine Langzeitreise in Monaten und nicht in Wochen gemessen wird, so wird eine Auswanderung auf Zeit eher in Jahren und nicht in Monaten gemessen. Aber ihr definiert, welcher Zeitraum für eure Familie organisatorisch passt und womit ihr euch wohlfühlt. Es ist euer Abenteuer!

 

Wir haben uns aus verschiedenen Gründen für den Zeitraum von zwei Jahren entschieden: Ein Jahr ist uns zu kurz, um richtig anzukommen, in den Alltag einzutauchen und auch für den Spracherwerb. Zwei Jahre sind aber noch ein vergleichsweise überschaubarer Zeitraum, psychologisch und auch für unsere Kinder, siehe oben. Auch schulisch passt der Zeitraum von zwei Jahren für unsere beiden Großen ideal. Sie werden die 9. und 10. Klasse der Deutschen Schule in Las Palmas besuchen. Damit haben sie dann den deutschen mittleren Schulabschluss und können, wenn sie wollen, dann ohne Probleme in Hamburg in die Oberstufe einsteigen. Ein Wechsel innerhalb der Oberstufe wäre dagegen schwieriger.

Auswanderung auf Zeit als Familie: Fazit

Erstes Fazit: Wir freuen uns wie Bolle auf eine spannende und sicherlich herausfordernde Zeit. :) Es wird sehr anstrengend und nicht immer schön werden. Waren unsere Weltreisen auch. Aber wir werden ganz viele Erfahrungen mitnehmen, positive wie negative, wir werden persönlich wachsen, wir werden als Familie weiter miteinander wachsen, wir werden viele, viele Stunden Sonne und Wärme genießen und unser Blick auf die Welt und auf unser Leben wird sich verändern.  

Für uns hat diese Art von „Auswanderung auf Zeit“ nur Vorteile, Nachteile fallen mir nicht ein. Siehst du welche? Zumal eine Auswanderung auf Zeit ja die Möglichkeit lässt, am Ende doch im Ausland zu bleiben…

 

Hättest du Lust, mal für ein paar Jahre im Ausland zu leben? Oder hast du das schonmal gemacht?


Oder doch lieber eine Weltreise statt Auswanderung? Dann findest Du hier Inspirationen, Routen, Kosten.... zum Thema Langzeitreise mit Kindern: 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Bubu89 (Dienstag, 06 Februar 2024 20:59)

    Hy wir möchten uns trauen auszuwandern nach Kroatien .
    Jedoch stellen sich mir alle finanzielle Fragen.
    Bekomme ich weiterhin Kindergeld für mein Sohn,
    Wird das Pflegegeld weiter bezahlt und und und. Den ohne wäre es nicht machbar