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Gewerbeflächen händeringend gesucht

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Samson zieht vom Ostend nach Offenbach. Das ist ein Verlust für Frankfurt, doch nicht verwunderlich, weil die Stadt dem Unternehmen keine Flächen anbieten konnte. Sie hat nämlich keine. Deshalb sollte eine Gewerbeflächen-Entwicklungsgesellschaft gegründet werden.
Samson zieht vom Ostend nach Offenbach. Das ist ein Verlust für Frankfurt, doch nicht verwunderlich, weil die Stadt dem Unternehmen keine Flächen anbieten konnte. Sie hat nämlich keine. Deshalb sollte eine Gewerbeflächen-Entwicklungsgesellschaft gegründet werden. © Michael Schick

Pläne für eine städtische Entwicklungsgesellschaft kommen nicht voran

Frankfurt -Die Pläne für eine städtische Gewerbeflächen-Entwicklungsgesellschaft befinden sich in der Schwebe. Eine solche Firma aufzubauen, damit ansiedlungs- oder expansionswillige Firmen schnell an passende Flächen vorkommen, hat das Stadtparlament zwar beschlossen. Doch die neue Römer-Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt prüft den Vorschlag noch - ergebnisoffen.

Präzedenzfall Samson: Als der Weltmarktführer für Großventiltechnik Ende März verkündete, dass er von Frankfurt nach Offenbach umziehen wolle, waren die Gesichter vieler Politiker in der Mainmetropole plötzlich ganz lang. Dabei war nur der Name des Unternehmens eine Überraschung - jedoch nicht, dass sich eine Firma aus der Stadt verabschiedet. Denn für die Expansion oder gar Neuansiedlungen fehlen Flächen. Die gibt es zwar hier und dort, doch selten in passender Größe oder zusammenhängend.

Neues Gewerbegebiet

wird geprüft

Ins 2019 beschlossene Stadtentwicklungskonzept "Frankfurt 2030+" hat die damalige Koalition aus CDU, SPD und Grünen nach viel Widerstand der Grünen immerhin eine Prüfung eines größeren, neuen Gewerbegebietes in Nieder-Eschbach nahe des Bad Homburger Kreuzes aufgenommen. Ebenfalls beschlossen die Stadtverordneten seinerzeit, dass die städtische Liegenschaftspolitik ein Werkzeug erhalten soll, um künftig Firmen besser bei der Standortsuche helfen zu können: eine städtische Entwicklungsgesellschaft für Gewerbegrundstücke.

Abwanderungen

ins Umland

"Die Einrichtung einer Entwicklungsgesellschaft soll vorbereitet werden, damit Unternehmen unabhängig vom Marktverhalten Dritter flexibel und zeitnah mit Industrie- und Gewerbeflächen versorgt werden können", hatte der Magistrat Ende September erklärt - da war die Römer-Regierung gerade ausgewechselt. "Die aktuelle Mangelsituation an Gewerbeflächen führt zu Abwanderungen von Bestandsunternehmen ins Umland", heißt es vom Magistrat - zwischen den Zeilen ein Hinweis auf Samson & Co.

Doch wenn es nicht einmal mehr klappt, expansionswillige Frankfurter zu halten, sieht es natürlich mit Zuzügen noch düsterer aus. "Ebenso können derzeit keine gewerblichen Neuansiedlungen von Unternehmen in Frankfurt umgesetzt werden", räumte die Stadtregierung ein.

Verschiedene Lösungen hat der Magistrat auch schon untersucht. So könnte entweder eine neue Gesellschaft gegründet oder eine bestehende Stadt-GmbH der -Beteiligung diese Aufgabe übertragen bekommen. Klar ist das Ziel: Die Firma solle vorrangig "Schlüsselgrundstücke, Problemliegenschaften und komplette Gewerbegebiete" vorübergehend erwerben und dann vermarkten. Auch interkommunale Vorhaben sollten über diese Gesellschaft laufen. Ein solches Vorhaben hatte die Stadt zuletzt mit Maintal angedacht, als es darum ging, für die Rewe-Fleischfabrik Wilhelm Brandenburg einen neuen Standort zu finden. Brandenburg entschied sich aber für Erlensee.

Nun räumt der Magistrat ein, dass die Arbeit der Entwicklungsgesellschaft in der "gegenwärtigen Marktsituation" eine Herausforderung wäre. "Aktuell werden ausgewählte Gewerbeflächen durch private Investoren teilweise zu einem Vielfachen des aktuellen Bodenrichtwertes erworben." Da habe auch eine Kommune oder eine ihr nahestehende Tochtergesellschaft "das Nachsehen". Daher müsse die Firma ein "belastbares Wirtschaftlichkeits- und Umsetzungsmodell" erhalten. Was wiederum zu zwei Knackpunkten führt: Es müssten "komplexe verwaltungs- und beihilferechtliche Aspekte" geklärt werden. Vor allem aber müsse die Stadt Geld "in erheblichem Umfang sowie marktübliche Reaktionszeiten" zur Verfügung stellen.

In all diese Fragen arbeite sie sich derzeit noch ein, erklärt die seit September amtierende Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst (FDP). "Ich kann noch nichts dazu sagen." Die Koalition prüfe das Thema aktuell. Doch könnte ein Start für eine solche Entwicklungsgesellschaft aus einem Grund sehr schwierig werden, schätzt Wüst: Die Firma müsste wohl ganz von null anfangen. "Die Stadt besitzt fast keine Gewerbeflächen."

Dennis Pfeiffer-Goldmann

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