Führungskräfte sind hohen Anforderungen ausgesetzt, die sowohl mentale als auch physische Resilienz erfordern. Wie bleibt eine Führungsperson dauerhaft leistungsstark und gesund? Experte Markus Weber enthüllt Strategien, um geistige und körperliche Höchstleistungen zu erbringen, ohne auszubrennen.
Aus welchem Grund sind Führungskräfte besonders anfällig für physische und mentale Erschöpfung?
Führungskräfte sind besonders anfällig aufgrund Ihrer hohen Verantwortung, der oftmals sehr langen Arbeitszeiten, dem Druck dauerhaft Erfolge erzielen zu müssen. Sie lösen ständig Konflikte innerhalb des Teams was zu einer emotionalen Belastung führt. Bedingt durch den zeitlich sehr hohen Einsatz gerät die Work-Life-Balance aus dem Gleichgewicht.
Wie können Führungskräfte ihren eigenen physischen und mentalen Zustand regelmäßig überprüfen?
Indem sie sich fragen wie sie sich emotional und physisch fühlen. Es sollte mindestens einmal in der Woche hierzu eine Selbstreflexion eingeplant werden. Also frühzeitig reagieren. Wenn die Führungskraft an sich Anzeichen von Stress in Form von z.B. innerer Unruhe, Schlafstörungen, Magenproblemen oder Reizbarkeit etc. erkennt, sollte sie sofort mit Stressbewältigungstechniken darauf reagieren, bevor sich das Autonome Nervensystem an diesen Zustand gewöhnt und verrückt spielt. Dann wird es schwierig ohne professionelle Hilfe wieder in Balance zu kommen. Was sofort hilft ist z.B. regelmäßig Pausen einzuplanen, Atemübungen einzubauen um die parasympathische beruhigende Wirkung auszulösen und auch um Feedback der Kollegen zum eigenen Verhalten bitten. All das kann helfen potentielle Probleme frühzeitig zu erkennen.
Welche Rolle spielt körperliche Fitness für die mentale Stärke von Führungskräften?
Körperliche Fitness baut den Stress ab und Energie auf. Adrenalin und Kortisol wird im akuten Stresszustand permanent ausgeschüttet. Das ist so zu sehen wie eine Vergiftung für den ganzen Körper. Bewegung hilft dabei diese negativen Stresshormone sofort wieder abzubauen und Glücksgefühle aufzubauen. Dopamin, Serotonin und Endorphine bleiben dadurch wieder über längere Zeit präsent und schützen uns. Des Weiteren wird durch eine gute körperliche Fitness die mentale Stärke trainiert indem das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein steigt. Dies übt sich positiv auf die Fähigkeit zur Führung und Entscheidungsfindung aus. Zusätzliche Effekte sind bessere Stressresistenz, die Schlafqualität wird besser, die Erhöhung der kognitiven Leistungsfähigkeit führt zur besseren Entscheidungsfindung und Problemlösung.
Wie integrieren erfolgreiche Führungskräfte Sport und Bewegung in ihren oft hektischen Alltag?
Indem sie diesem Thema die gleiche Bedeutung geben wie geschäftlichen Terminen. Es ist nie ein Zeitthema, sondern ein Frage der Priorisierung! Unsere erfolgreichen Kunden planen sich wöchentlich, monatlich im Voraus fixe Zeitblöcke ein um in Bewegung zu kommen. Diesen Terminen geben sie den gleiche Stellenwert wie z.B. einem internen Meeting. Spannend ist dabei, dass noch keiner unserer Kunden nachdem er diese Priorisierung vorgenommen hat, darüber klagt, dass er mit den „anderen“ Themen ins Hintertreffen gerät. Ganz im Gegenteil, die dadurch gewonnene Energie trägt dazu bei, all die anderen, auch wichtigen Themen, noch besser und teilweise schneller bewältigen zu können.
Des Weiteren helfen Fitness Apps dabei um die erzielten Erfolge auch messen zu können und unsere Methode der „60 Sekunden Pausen für mehr Lebensenergie“ um im Berufsalltag kurze Energie-Hacks einzubauen, die auch in Business Kleidung durchzuführen sind um sofort wieder Energie aufzubauen und sich besser zu fühlen. Wichtig dabei ist zu einer Routine zu finden. Sport und Bewegung sollte so normal sein wie z.B. täglich Lebensmittel aufzunehmen. Oftmals möchten Führungskräfte ja auch in kürzester Zeit schnell spürbare Ergebnisse zu erzielen. Dabei helfen effiziente Trainingsmethoden wie z. B. das HIIT (High Intensity Intervall Training).
Über den Gastautor
Markus D. Weber ist Coach und Experte für Führung und mentale Stärke. Als Ex-Leistungssportler stellte er sich Herausforderungen wie der Matterhorn-Besteigung. Sein unternehmerisches Know-how gepaart mit sportlicher Expertise und herausragendem Rednertalent macht ihn zu einem gefragten Experten. Seit 34 Jahren coacht er Führungskräfte, Weltmeister und Olympiateilnehmer. Sein Motto: Das Gewöhnliche außergewöhnlich tun.
Wie schafft man es, trotz hohen Drucks und ständiger Erreichbarkeit, ausreichend und erholsamen Schlaf zu finden?
Indem man Schlaf nicht als Verlust von Arbeitszeit ansieht sondern als Investition in zusätzliche Energie, Produktivität und Leistungsstärke. Auch hier gilt dem Schlaf eine hohe Priorität in seinem Alltag einzuräumen. Was hilft ist auch eine gute Routine wie z.B. das Festlegen einer Schlafenszeit. Wir wissen aus der Schlafforschung dass eine Schlafphase ca. 90-110 Minuten dauert. Hierbei erfolgt immer die gleiche charakteristische Abfolge. Hier einmal in der Kürze dargestellt: Einschlafphase-Leichtschlaf-Tiefschlaf, ehe eine REM Schlafphase den jeweiligen Zyklus beendet. Um die zur Erholung empfohlenen 5-6 Schlafzyklen zu durchlaufen, ist es erforderlich wenn ich am morgen z.B. um 6:00 Uhr aufstehen will um ca. 22:00 Uhr zu Bett zu gehen.
Was auch hilft, für eine schlaffördernde Umgebung zu sorgen und feste Regeln einzubauen wie z. B. dunkles, kühles und ruhiges Schlafzimmer ggf. Augenmaske und Ohrstöpsel verwenden und mindestens eine Stunde vor dem Schlafen gehen, als Regel und Willenskrafttraining, keine elektronischen Geräte mehr zu benutzen. Beim Ein – und Durchschlafen helfen sogenannte Selbsthypnosetechniken wie z. B. die 5-4-3-2-1 Methode nach Betty Erickson.
Was verstehen Sie beim Thema mentale und physische Resilienz für Führungskräfte unter ihrem „Bolidenprinzip“?
Der Job einer Führungskraft ist ähnlich zu sehen wie das Agieren eines Hochleitungssportlers. Dieser möchte auch jeden Tag „Vollgas“ geben, gewinnen. Nur der Hochleistungssportler bereitet sich auf seine Wettkämpfe mental und physisch sehr gut vor. Die Führungskraft in der Regel nicht, möchte aber trotzdem jeden Tag körperliche Höchstleitung abrufen. Und hier kommen wir zu unserem „Bolidenprinzip“. Es funktioniert nicht mit einem „kleinen Hubraum“ (Herzmuskel) ständig Vollgas zu geben, mit schlecht geölten und gefetteten Achsen (Rücken) um die Kurven zu fahren, mit schlechtem Sprit (frittiertem Essen etc.) ins Ziel zu kommen und ohne Boxenstopp (mentalem Training) langfristig erfolgreich zu sein.
Deswegen sollten Führungskräfte auch beim Thema Körper wie in ihrem Job auch professionell agieren um dadurch im beruflichen „Wettkampf“ langfristig eine hohe Leistungsfähigkeit zu haben, um weiterhin „zu brennen und nicht auszubrennen!“.
Mehr Information zum Umgang mit mentalen Problemen finden Sie in unserem Themen-Special „Mental gesund“.