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Chinesischer Computerhersteller Lenovo: Der unbekannte Welteroberer
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    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Bloomberg Logo von Lenovo auf einem Laptop
  • FOCUS-MONEY-Redakteurin

Wie kann ein PC-Hersteller, den fast keiner kennt, auf Platz zwei der Weltrangliste aufsteigen? Und das mit einem Produkt, mit dem angeblich keiner mehr Geld verdient?

Er ist cool. Er ist sexy. Ein Businessmann sitzt im Flugzeug und überarbeitet seine Präsentation – der Notebook-Akku hält. Er hockt auf seinem Hotelbett und kippt vor Nervosität ein Glas Wasser über seine Tastatur – die funktioniert danach immer noch. Auf dem Rückflug schaut er zur Entspannung einen Film auf dem Laptop – der Akku schafft auch das noch.

Was sich anhört wie die Haarspraywerbung von 3 Wetter Taft, ist ein Werbespot des chinesischen PC-Herstellers Lenovo. „For those who do“ heißt der Slogan darin. Der Konzern richtet sich damit an Macher. Er will die Weltmacht an sich reißen. Und er steht kurz davor.

Der Tiger denkt


Chef des Ladens ist Yuanqing Yang. Er ist Sohn einer chinesischen Landarztfamilie, wird als Tiger bezeichnet und ist im Jahr des Drachens geboren. Als er 1989 bei Lenovo einstieg, kannte den Namen noch niemand. Knapp zehn Jahre später avancierte der zur meistverkauften Marke in China. Heute ist Yang ein Typ, der nur lächeln kann, wenn Lenovo wieder Marktanteile gewonnen hat. Seinen 23 000 Mitarbeitern predigt er jeden Tag, dass er an die Spitze will. FĂĽr ihn gibt es keine Kompromisse. Die StraĂźen, in denen die Fabrikhallen von Lenovo und gleichzeitig die Zulieferer aufeinanderhocken, heiĂźen Think Place. Es ist der Name, der sie ĂĽber Nacht bekannt machte: Als IBM 2005 seine Notebook-Sparte ThinkPad an Lenovo verkaufte, konnte das Traditionsunternehmen damit kein Geld mehr verdienen. Lenovo schon. Jetzt ist der Chinese der zweitgrößte PC-Hersteller der Welt hinter Hewlett-Packard – und auch der wollte sich schon vom PC-Geschäft trennen.

Die Amerikaner spüren den Atem des Verfolgers bereits im Nacken. Immer wenn Lenovo Geschäftszahlen herausgibt, hagelt es Vergleiche mit dem Weltmarktführer HP: Zuletzt war Lenovo zum elften Mal schneller gewachsen als Hewlett-Peckard. Jetzt fehlen nur noch zwei Millionen Rechner, bis Yuanqing Yangs Imperium mit den Kaliforniern gleichzieht. Derzeit liegt der Absatz bei 12,9 Millionen PCs und Notebooks.

Auch den Konkurrenten Apple verschont der Chinese nicht: Das neue ThinkPad X1 von Lenovo sei nicht einfach nur gut, es sei „1000-fach besser“ als das MacBook Air. „White Attac“ heißt die Strategie, die der Tiger seinem Unternehmen verordnet hat: „Wir greifen dort an, wo weiße Flecken sind“, sagt ein Konzernsprecher. Weiße Flecken sind kleine, aber feine Knowhow-Vorsprünge, die Lenovo von der Konkurrenz unterscheiden.

Deshalb forschen die Chinesen selbst. Sie besitzen heute mehr als 2000 Patente. Im dritten Quartal 2011 gab der Konzern immerhin 55 Prozent mehr Geld für Forschung aus als im Vorjahreszeitraum: rund 118 Millionen Dollar. Von ständigen Neuerungen rührt übrigens der Konzernname her: Ursprünglich hieß die Firma „Legend“ – seit 2003 steht das lateinische Wort „novo“ im Namen. Zum Vergleich: Konkurrent Dell gab zwar im Bereich Forschung zuletzt 100 Millionen Dollar mehr aus als Lenovo – steigerte damit seine Entwicklungskosten aber nur um 35 Prozent und verlor langfristig an Absatz.
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Gartner Die Führung zum Greifen nahe: Lenovo muss nur noch 2,2 Millionen PCs mehr verkaufen, um HP abzulösen. Die Chinesen schafften im vergangenen Quartal das höchste Absatzplus von allen.
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