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Fragwürdige Kampagne: Klauen für fairen Handel? Künstlerkollektiv ruft zum Ladendiebstahl auf
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Werbemotiv für die Kampagne Deutschland geht klauen
"Deutschland geht klauen" / Ariel Levin Werbemotiv für die Kampagne "Deutschland geht klauen"

Weil Politik und Konzerne angeblich zu wenig zum Schutz der Menschenrechte tun, ruft das Künstlerkollektiv „Peng!“ zum Extremprotest auf: Die Teilnehmer sollen Produkte im Supermarkt stehlen und das Geld stattdessen an die Gewerkschaften in den Produzentenländern spenden. So ziemlich alles an „Deutschland geht klauen“ ist illegal – doch der Hintergrund ist ein ernster.

„Ladendiebstahl bleibt auch im Rahmen einer politischen Kampagne eine Straftat und wird laut § 242 StGB je nach Warenwert mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft“, machen die Organisatoren der Kampagne auf ihrer Webseite deutlich. Wer beim Stehlen erwischt wird, darf keine Hilfe erwarten. „Das ist hier keine Rechtsberatung“, heißt es auf „Deutschland geht klauen“.

Das hält die Aktivisten nicht davon ab, für die Straftat zu werben: „Die vier großen Discounter Lidl, Edeka, Aldi und Rewe bestehlen täglich ihre Produzent*innen, denn sie verhindern Gewerkschaften, zahlen Hungerlöhne und befördern die Verletzungen von Menschenrechten.“ Die angebliche Lösung: „Wir klauen gezielt Produkte und geben das Geld dafür dorthin, wo es hingehört.“

Politik stoppt die Ausbeutung nicht

In einem Werbevideo inszeniert das Künstlerkollektiv „Peng!“ den „zivilen Ungehorsam“: Darin sind Kunden zu sehen, die in einem Supermarkt einkaufen. Die Preisschilder tragen aber Vermerke wie „Inklusive Kinderarbeit“ oder „Löhne unterhalb des Existenzminimums“. Dann zeigen die Aktivisten wie’s geht: Einfach klauen. Am Ende wird das Logo des Bundesarbeitsministeriums eingeblendet.

Für billige Lebensmittel beuten die Discounter die Menschen in Entwicklungsländern aus, prangert die Kampagne „Deutschland geht klauen“ an. Und die Bundesregierung mache sich zum Komplizen. „Der ‚Nationale Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte‘ setzt auf Selbstverpflichtung der Unternehmen und bleibt dabei unverbindlich“, kritisieren die Organisatoren. Das sei nicht genug.

Subversive Aktionen

Ob ein Aufruf zur Straftat die richtige Reaktion ist, darf bezweifelt werden. Doch das Künstlerkollektiv machte schon öfter durch subversive Aktionen auf sich aufmerksam: 2013 schmuggelten sie sich in eine Presseveranstaltung des Ölkonzerns Shell und inszenierten eine Ölfontäne auf der Bühne. Dem Umweltprotest folgten weitere Aktionen gegen Google, Vattenfall oder auch die Bundeswehr.

Der Hintergrund der Klau-Kampagne ist ernst: „Lidl sagt, dass sie eine Banane verkaufen, bei der die Rechte der Produzenten respektiert werden“, sagte der ecuadorianische Gewerkschaftsführer Jorge Acosta gegenüber „Spiegel Online“. „Und das ist eine Lüge.“ Er kämpft gegen nicht existenzsichernde Löhne und unmenschliche Arbeitsbedingungen - vergeblich. „Lidl will die Probleme nicht lösen“, so Acosta.

Organisationen erwarten Gegenwehr

Die Aktivisten der Kampagne nennen weitere Beispiele: Blumen aus Kenia, Schokolade aus Ghana, Kaffee aus Honduras, aber auch Tomaten aus Italien. Teilnehmer der Kampagne sollen die Produkte im Supermarkt stehlen – „nicht im Tante-Emma-Laden um die Ecke“ – und das Geld dann über die Webseite spenden. Es werde an Hilfsorganisationen und Gewerkschaften in den betroffenen Ländern weitergeleitet.

Die Organisatoren von „Deutschland geht klauen“ erklären an der Stelle auch noch mal deutlich, dass es sich bei Diebstahl um eine Straftat handelt. „Wir haben uns noch nie so weit aus dem Fenster gelehnt “, sagte der Sprecher des Kollektivs, Gil Schneider, gegenüber „Spiegel Online“. Heftige Reaktionen seien vorprogrammiert. Spenden kann man auf der Webseite aber auch, ohne vorher etwas geklaut zu haben.

Im Video: Mit diesem Video rufen Aktivisten Urlauber zum Flüchtlings-Schmuggel auf

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