1. Nachrichten
  2. Unterhaltung
  3. Kino & TV
  4. KULTUR UND MEDIEN: "Ich bin ein bisschen hinterwäldlerisch"

FOCUS Magazin | Nr. 10 (2016)
KULTUR UND MEDIEN: "Ich bin ein bisschen hinterwäldlerisch"
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Heike Makatsch
dpa/Guillaume Horcajuelo Die Schauspielerin Heike Makatsch spielt jetzt im "Tatort" mit.
Die Schauspielerin Heike Makatsch hält nicht viel von YouTube und Casting-Shows. Ihr imponiert der hohe Stellenwert des "Tatort". Dort spielt sie jetzt die Freiburger Ermittlerin Ellen Berlinger.

FOCUS Online: Frau Makatsch, Sie sind jetzt "Tatort"-Kommissarin in Freiburg. Ist das ein Ritterschlag - oder nur eine hübsche Referenz?

Heike Makatsch: Für mich war es spannend, dabei zu sein. Mit dem "Tatort" ist es ja fast so wie mit der Bundesliga. Die ganze Nation fiebert mit. Wer liegt weiter vorn? Wer hat die meisten Zuschauer?

Gentrifizierung kann auch in Freiburg dazu führen, dass sich Menschen wertlos fühlen

FOCUS Online: Der Zuschauer erlebt Freiburg ganz anders, nicht als Idyll, sondern als eine Stadt der sozialen Kälte. Was ist an diesem "Tatort" eigentlich regional typisch, außer dem badischen Dialekt?

Makatsch: Die Stadt ist zwar schön zum Leben, aber auch teuer. Eine Folge ist die Gentrifizierung. Und wenn man Menschen die Heimat raubt, kann das dazu führen, dass sie sich wertlos fühlen und Todessehnsüchte entwickeln.

FOCUS Online: Der "Tatort" aus Freiburg soll ja in Serie gehen, aber nicht mit Ihnen als Ermittlerin, sondern mit Hans-Jochen Wagner, Eva Löbau und Harald Schmidt. Hat Ihnen der Job keinen Spaß gemacht?

Makatsch: Doch, wir alle wollen auch, dass die Geschichte der Ellen Berlinger weitererzählt wird. Wir warten noch auf grünes Licht für die Finanzierung.

"Ich bin gespannt, wie das weitergeht"

FOCUS Online: Das Drehbuch schreit ja geradezu nach einer Fortsetzung.

Makatsch: Genau. Wir haben ein paar Geheimnisse angeklickert, die aufgelöst werden müssen. Ich bin gespannt, wie das weitergeht.

FOCUS Online: Sie sind selbst Mutter von drei kleinen Töchter. Können Sie nachvollziehen, dass eine Frau ihr Kind abgibt und ins Ausland geht?

Makatsch: Nein, aber als Schauspielerin muss ich mir dann eben eine Übersetzung suchen. Wie muss man gestrickt sein, um Verantwortung und Bindung als so bedrohlich zu empfinden?

Im Video: Tatort Tschiller Off Duty: Mit dem Mähdrescher durch Moskau - Til Schweiger fährt reihenweise Autos zu Schrott

Til Schweiger fährt reihenweise Autos zu Schrott

Til Schweiger fährt reihenweise Autos zu Schrott

"Es geht um den Wunsch nach Heilung, ohne die kein Neuanfang möglich ist"

FOCUS Online: Vermutlich kannten Sie die Antwort schon, weil die Vorgeschichte der Kommissarin ja aufgeschrieben wurde, oder?

Makatsch: Die Vorgeschichte gibt es, aber nur schemenhaft. Ich weiß deswegen mehr über die Motive, weil ich die Figur mit dem Drehbuchautor entwickelt habe.

FOCUS Online: Und dann platzt da Ihre Schwangerschaft dazwischen. Ein GAU?

Makatsch: Nein, die Schwangerschaft kam uns eigentlich ganz gelegen. Man fragt sich ja, warum kommt die Kommissarin gerade jetzt zurück? Und da passt sie als Erklärung. Es geht um den Wunsch nach Heilung, ohne die kein Neuanfang möglich ist.

"Manchmal sehne ich mich nach der früheren Beschaulichkeit zurück - ohne Social Networking"

FOCUS Online: Im Gegensatz zu den Kids aus diesem Freiburger "Tatort" wachsen Ihre Kinder behütet auf, in Prenzlauer Berg in Berlin. Wenn Sie Ihre Kindheit mit der Ihrer Töchter vergleichen: Ist Kindheit heute einfacher?

Makatsch: Ach, ich fand meine Kindheit ganz gut. Ich bin in Düsseldorf in einer Einfamilienhaussiedlung aufgewachsen. Wir haben auf der Straße gespielt. Es gab nur drei TV-Programme. Wenn man sich verabreden wollte, hat man telefoniert. Manchmal sehne ich mich nach dieser Beschaulichkeit zurück - ohne Social Networking.

FOCUS Online: In dem "Tatort" machen Jugendliche riskante Mutproben, um sich einen Kick zu verschaffen. Kennen Sie das aus Ihrer eigenen Jugend?

Makatsch: Ja, diese Pass-out-Spiele gab es damals auch schon. Man hält die Luft an und fällt in eine leichte Ohnmacht...

Im Video: Alles Gute, Social Network: Facebook wird 12 und beschenkt die Nutzer mit einem brandneuen Feature

Facebook wird 12 und beschenkt die Nutzer mit einem brandneuen Feature

FOCUS Online/Wochit Facebook wird 12 und beschenkt die Nutzer mit einem brandneuen Feature

"Ich war so sehr mit Jungsein beschäftigt"

FOCUS Online: War das Leben so langweilig, dass Sie das brauchten?

Makatsch: Überhaupt nicht. Aber Jugendliche probieren ja alles Mögliche aus - Drogen, Partys, Graffiti.

FOCUS Online: War Schauspielerin zu sein damals schon Ihr Traum?

Makatsch: Ursprünglich wollte ich Journalistin werden. Aber ich war dann so sehr mit Jungsein beschäftigt, dass ich nicht mehr regelmäßig zur Uni gegangen bin und stattdessen eine Schneiderlehre begonnen habe. Und dann kam ja auch schon Viva.

YouTube? "Da bin ich ein bisschen hinterwäldlerisch"

FOCUS Online: Was früher das Musikfernsehen war, ist heute YouTube. Schauen Sie da mal rein, um zu gucken, was die Jugend heute so bewegt?

Makatsch: Nicht wirklich. Da bin ich ein bisschen hinterwäldlerisch.

FOCUS Online: Sie kennen also BibisBeautyPalace nicht?

Makatsch: Wer ist Bibi?

"Die Werte, die da vermittelt werden, finde ich schwierig"

FOCUS Online: Das ist die neue Heike Makatsch. Sie erklärt Teenagern, wie man sich richtig schminkt.

Makatsch: So etwas habe ich noch nie gesehen, auch keine Casting-Shows wie "Germany's Next Topmodel". Die Werte, die da vermittelt werden, finde ich schwierig.

FOCUS Online: Die Girlie-Heike von Viva bestach durch ihre Natürlichkeit. Haben Äußerlichkeiten damals gar keine Rolle gespielt?

Makatsch: Ich habe mich jedenfalls nicht darüber definiert.

Im Video: Erfolgsreicher als mancher Fußballer: Was diese jungen Frauen mit Özil, Reus und Götze zu tun haben

"Ich kenne diesen Wunsch nach Einsamkeit"

FOCUS Online: Sie haben ja schon einige Mütter gespielt. Findet man leichter Zugang zu diesen Rollen, wenn man selbst Kinder hat?

Makatsch: Bestimmt. Allerdings habe ich auch schon Mütter gespielt, bevor ich Kinder hatte. Ich habe mir dann vorgestellt, welche Probleme meine Mutter mit mir hatte.

FOCUS Online: Finden Sie auch in der Rolle der Ellen Berlinger etwas von sich wieder?

Makatsch: Ja, diesen Wunsch nach Einsamkeit, den kenne ich auch.

"In der Fremde zu leben ist ja auch ein Kampf"

FOCUS Online: Wie Ihre Figur haben Sie auch Jahre in London gelebt. Was war das für ein Gefühl, wieder heimzukehren?

Makatsch: Schön. In der Fremde zu leben ist ja auch ein Kampf. Man steht immer ein bisschen außen vor. Es fehlt die Erfahrung, etwas kollektiv erlebt zu haben. Den "Tatort" zum Beispiel...

FOCUS Online: Dort siegt am Ende das Gute. Teilen Sie dieses Sicherheitsbedürfnis?

Makatsch: Gar nicht. Ich schließe ja nicht mal mein Fahrrad ab.

Im Video: Umfrage enthüllt: Das sind die beliebtesten Schauspieler Deutschlands

Sie waren einige Zeit inaktiv, Ihr zuletzt gelesener Artikel wurde hier für Sie gemerkt.
Zurück zum Artikel Zur Startseite
Lesen Sie auch