"Oh Gott", rollte er die Augen über die doch sehr unspektakuläre Zeichnung auf einem herausgerissenen Spiralblock-Papier. Ja nun. Dem einen gefällt's, dem anderen nicht.
Nevzat Karadeli aus Mühlheim an der Ruhr gehörte zur Gefällt-mir-Fraktion: "Ich hab das Bild vor ungefähr einem Jahr gekauft, weil mich das so interessiert hat, weil das anders war als die anderen Bilder von dem Otmar Alt." Anders? In der Tat!
Kritzelei lässt "Bares für Rares"-Star Horst Lichter staunen
Das Bild war eines seiner ersten Bilder, die Alt im Jahr 1966 nach seinem Studium gemalt hatte.
Sogar ein Zertifikat vom Künstler persönlich lag bei, das einen Verkaufswert von 1.000 Euro attestierte. "Das kann ich jetzt nicht so bestätigen", drückte die Expertin Dr. Bianca Berding die Preishoffnungen.
"Das ist so ein Abreißblock gewesen oder was?" Horst Lichter hielt alleine das Material für ziemlich wertlos. "Das sieht für mich so ein bisschen wie Buntstiftmalerei aus", dachte er vermutlich an die kreativen Ergüsse seiner Enkelkinder.
"Es handelt sich hier um ein Einzelstück", merkte Bianca Berding an. So simpel die "Figurative Komposition" auch aussah, Otmar Alt war ein Künstler, "der sehr, sehr viele Werke geschaffen hat und seit 1966 international in mehr als 500 Ausstellungen ausgestellt hat", so die Expertin.
200 Euro hatte Herr Karadeli bezahlt, 700 Euro hätte er gerne gehabt. 350 bis 550 Euro hielt die Expertin für realistisch. Musste das Bild nur noch einem Händler gefallen ...
"Bares für Rares"-Händler erkennen Wert der Zeichnung nicht
"Das ist ja ein Kinderbild", sprach Walter Lehnertz (links) aus, was sich Horst Lichter zuvor verkniffen hatte. "Ja, das dachte ich auch zuerst", lachte Julian Schmitz-Avila (rechts) in sich hinein. "Also, da kannst du auf jeden Fall mithalten", war auch David Suppes nicht sonderlich angetan.
"Das berührt mich überhaupt gar nicht", verstand Schmitz-Avila das Motiv nicht. "Da fehlt nur noch, dass die Sonne so über Eck gemalt ist und so vier Streifen dran. So hab ich die Sonne immer gemalt. Und den Mond genauso."
Wirklich haben wollte das Bild niemand. "Hmmm, naja, schwere Kost", trotzdem gab Waldi ein Gebot von 300 Euro ab - weit unter der Schmerzgrenze des Verkäufers. Also nahm er seine Moderne Kunst lieber wieder mit.
Kauffreudiger waren die Händler dafür bei einem Goldarmband aus den 1960er-Jahren mit Nachgüssen von mexikanischen Münzen, das auf 1.300 bis 1.400 Euro geschätzt wurde.
David Suppes bezahlte genau die Mitte, nämlich 1.350 Euro.
Auch der alte Spielzeug-Laster Marke Eigenbau aus den 1960er-Jahren mit einem Wert von 180 bis 200 Euro kam super an.
Jan Cizek gefiel der kleine LKW sofort. Für 130 Euro bekam er ihn auch.
Der gut gelaunte Sommelier aus Bronze von Émile Louis Picault aus der Zeit zwischen 1870 und 1900 sollte 350 bis 450 Euro bringen.
Wein-Fan David Suppes gab tatsächlich die Höchstbewertung von 450 Euro aus.
Morse-Gerät geht für 380 Euro über den "Bares für Rares"-Händlertresen
Begeisterung löste ein Morse-Gerät aus dem Bahnhof von Münster aus der Zeit zwischen 1906 und 1930 aus. Schätzwert: 500 bis 700 Euro.
Die Verkäuferin setzte ihren ganzen Charme ein und bekam 380 Euro von Jan Cizek.
Man sieht es kaum, doch die Schale mit Vergoldung aus den 1820er-Jahren war aus echtem Silber. Schätzpreis: 600 bis 800 Euro.
"Ich möchte das unbedingt putzen", juckte es David Suppes in den Fingern. Für 1.000 Euro darf er jetzt gründlich polieren.
Dieser Artikel wurde verfasst von Bettina Friemel
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Das Original zu diesem Beitrag "„So habe ich als Kind gemalt“: „Bares für Rares“-Händler verlachen modernes Kunstwerk" stammt von Teleschau.