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Sozialverhalten: Verhalten in der Herde: So leben Pferde in Gruppen zusammen
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Hier herrscht kein Mangel an Ressourcen. Entspannt fressen die Pferde auf engem Raum.
Streitferdt/KOSMOS Hier herrscht kein Mangel an Ressourcen. Entspannt fressen die Pferde auf engem Raum.

Menschliche Beobachter erkennen oft nicht, dass Pferde in etablierten Gruppen insgesamt sehr dezent miteinander kommunizieren. Man muss ein geübter Beobachter sein, um diese Feinheiten mitzubekommen. FOCUS Online nennt die wichtigsten Fakten rund um das Herdenverhalten von Pferden.

Familienverband / Harem

Am häufigsten kann man in der Natur sogenannte Familiengruppen (Harem) beobachten. Eine Gruppe von Stuten lebt mit den Nachkommen und deren Vater zusammen. Stutfohlen verbleiben öfter in der Gruppe; junge Hengste verlassen ihre Familiengruppe zumeist um den Zeitpunkt der Pubertät herum, es kann aber auch sein, dass ein bis zwei Junghengste in der Gruppe bleiben. Sie „unterstützen“ den Vater dabei, die Ressource „Stuten“ gegen fremde Hengste abzugrenzen und unter Umständen wird später irgendwann einer der Hengste die Position des Vaters einnehmen. Fohlen, die in Gruppen mit solchen alliierten Hengsten hineingeboren werden, haben eine um zwanzig Prozent höhere Überlebenschance als Fohlen, deren Gruppe nur einen Hengst aufweist. Harems mit mehreren Hengsten sind insgesamt deutlich stabiler.

Für den Hengst stellen die Stuten die Ressourcen dar, die gegen andere Hengste abgegrenzt werden. Zwischen Haremsinhabern und den alliierten Hengsten oder fremden Hengsten mit eigenem Harem sind aggressive Auseinandersetzungen in der Regel weniger intensiv als zwischen einem Haremsinhaber und einem fremden Junggesellen. Kosten-Nutzen-Rechnungen bedingen unterschiedliches Verhalten: Alliierte Junghengste genießen den Schutz der Gruppe und haben eine Chance, hin und wieder doch eine der Stuten selber zu decken – warum also kostenintensiv und risikoreich mit dem Haremsinhaber kämpfen.

Rivalisierende Hengste beim Kommentkampf: Noch liegt keine Beschädigungsintention im „Kick“ nach hinten.
Streitferdt/KOSMOS Rivalisierende Hengste beim Kommentkampf: Noch liegt keine Beschädigungsintention im „Kick“ nach hinten.

Das gleiche gilt für zwei Haremsinhaber, die sich begegnen. Hier hätten beide viel zu verlieren, wenn sie sich auf einen offensiven Konflikt einlassen würden. Ein frei herumstreifender Hengst hat deutlich weniger zu verlieren (letztendlich nur seine Gesundheit). Aus diesem Grund ist er per se eine stärkere Gefahr für einen Haremsinhaber, auf die dieser ebenfalls mit stärker aggressivem Verhalten reagiert.

Junggesellengruppen

In der Natur findet man neben Familiengruppen sehr vereinzelt auch reine Stutengruppen, zu denen sich aber zumeist schnell ein Hengst gesellt. Sehr viel häufiger sind die sogenannten „Junggesellengruppen“ als reine Hengst-Gruppen. Zwischen diesen Pferden besteht aber insgesamt eine weniger intensive Bindung als zwischen den Mitgliedern einer Familiengruppe und auch weniger ausgeprägte Statusverhältnisse. Der Nutzen dieser Gruppen liegt in der Abwehr von Feinden. Regelmäßig verlassen Hengste die Gruppe, wenn sie die Chance haben, eine eigene Familiengruppe mit Stuten zu gründen oder eine existierende zu übernehmen. Je länger ein Junghengst in einer Junggesellengruppe blieb und je intensiver er Sozialverhalten und Kommunikation üben konnte, desto erfolgreicher wird er später einen eigenen Harem halten können.

Die Tatsache, dass Hengste in der Natur in Junggesellengruppen leben können, bedeutet, dass die „Einzelhaft“ von Hengsten in Menschenhand „out“ sein sollte. Auch Hengste müssen in kleineren Gruppen gehalten werden. Solche Gruppen zusammenzustellen und zu managen erfordert natürlich mehr Zeit und Arbeit als reine Stuten- oder gemischte Gruppen (Stute/Wallach), aber im Sinne des Tierschutzes sollte der Mensch sich diese Mühe machen, wenn er einen oder mehrere Hengste halten möchte.

Gemischte Gruppen in Menschenhand

Bei Pferden in Menschenhand findet man ganz ähnliche soziale Strukturen wie in der Natur, wenngleich hier im Verhältnis etwas häufiger aggressive Interaktionen zu beobachten sind. Dies liegt daran, dass die „ künstlichen“ Lebensbedingungen mehr Stressoren und Konfliktpotential bereitstellen als die natürlichen. Bei intensiver Haltung wird es dann für Pferde wichtiger, Zugänge zu Ressourcen individuell über manifestere Statusunterschiede zu regeln. Auch hier bestimmen die Faktoren „Alter“, „Größe“, „soziale Kompetenz“ und „Dauer der Bekanntschaft“ über den Ausgang solcher Konflikte.

Gruppengröße und Territorium

Bis zu einer Anzahl von etwa zehn Tieren bleiben Familienverbände in der Natur sehr stabil. Größere Gruppen überschreiten leicht die durchschnittliche soziale Kompetenz der Pferde – Familienverbände können sich dann in mehrere Kerngruppen aufsplitten, bleiben aber meist weiterhin sehr nah zusammen. Es gibt Berichte, dass solch aufgesplittete Herden bis zu 600 Tiere umfassen können.

Letztendlich bestimmen die Umweltbedingungen darüber, wie viele Pferde sich ein bestimmtes Gebiet konfliktfrei teilen können. In der freien Natur finden sich Dichten von 0,1 Pferd/km2 (Kerngruppen mit drei Tieren) bis hin zu elf Pferden/km2 (Kerngruppen mit zwölf Tieren). Dort, wo Menschen regulierend eingreifen (zum Beispiel beim Management von Wasserstellen oder der Dezimierung von Feinden) splitten sich Familienverbände seltener in Kerngruppen auf und können durchaus bis zu dreißig oder mehr Tiere umfassen. Der Raum, den ein Pferd um sich herum benötigt, wird von sozialen und körperlichen Bedürfnissen bestimmt. Grob lässt er sich in den individuellen persönlichen Raumbedarf und das weitere Territorium, die sogenannte „Home-Range“, einteilen.

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