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Frankfurt: Demonstration für Jina, das Leben, die Freiheit

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Kundgebung am ersten Jahrestag der Ermordung von Jina Mahsa Amini auf dem Römerberg.
Kundgebung am ersten Jahrestag der Ermordung von Jina Mahsa Amini auf dem Römerberg. © Monika Müller

Hunderte demonstrieren in Frankfurt gegen das iranische Gewaltregime und fordern die Freilassung aller politischen Gefangenen weltweit.

Mehrere Hundert Menschen haben am Samstag auf dem Frankfurter Römerberg gegen staatlich organisierte Unterdrückung und Gewalt im Iran demonstriert. Am Jahrestag des Todes der Iranerin Jina Mahsa Amini, die im September 2022 wegen eines angeblich nicht richtig sitzenden Kopftuchs in Teheran von der Sittenpolizei verhaftet worden und im Polizeigewahrsam zu Tode gekommen war, schallte unzählige Male der Ruf der iranischen Revolution durch die Frankfurter Altstadt: Jin, Jian, Azadi – Frau, Leben, Freiheit.

Zum Auftakt gab es eine Schweigeminute nicht nur für Jina Mahsa Amini, sondern für alle Menschen, die Unterdrückung, Folter und Mord durch das Mullahregime erlitten haben. Seit einem Jahr zeigten die Menschen im Iran, dass es für sie keinen Rückweg gebe, sagte eine Sprecherin: „Dieses Mal lassen sie sich auf keine Kompromisse ein.“ Das nach ihrer Ansicht zögerliche Handeln der EU und Deutschlands gegen Gewalt im Iran habe jedoch Narben hinterlassen. „Wir fordern, dass es in diesem Jahr anders wird“, sagte die Sprecherin. Es gelte, den Menschen im Iran zu zeigen, „dass wir auf sie achten“.

Das versprach unter großem Beifall die Frankfurter Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne). „Ein Jahr der Schmerzen, ein Jahr der Trauer, aber auch ein Jahr der Hoffnung“ liege hinter dem Iran und allen, die es gut mit dem Land meinten, sagte sie und forderte die Freilassung aller politischen Gefangenen. Eskandari-Grünberg versprach, man werde die Namen der mutigen jungen Menschen nicht vergessen. „Sie werden uns unser Leben lang begleiten und wir werden die Straße nicht verlassen – wir werden die Stimme des Iran sein, bis der Iran endlich frei ist.“

Deutschland dürfe keine Beziehungen „mit den Mördern unserer Kinder und Jugendlichen“ pflegen, verlangte die Bürgermeisterin. Die Stadt werde sich nicht darauf einlassen, dem iranischen Generalkonsulat ein weiteres Grundstück in Ginnheim zur Verfügung zu stellen; auf der Frankfurter Buchmesse „hat die iranische Regierung nichts zu suchen“. Stattdessen werde die Messe Platz bieten für Exil- und Freiheitsliteratur, sagte Eskandari-Grünberg in ihrer bewegenden und vielbejubelten Rede.

Günter Burkhardt, Geschäftsführer von Pro Asyl, sagte, „Menschenrechte gelten für alle, wir wollen sie im Iran und wir wollen sie natürlich auch in Deutschland“. Die Menschen in Deutschland könnten vom Mut und Zusammenhalt der Bewegung im Iran lernen, sagte er; das könne schon sehr bald wichtig werden.

„Auch in Deutschland ist es brandgefährlich“, warnte Burkhardt mit Blick auf das Erstarken der Rechtsextremen. „Dafür gibt es aber keine Feuerwehr. Wir selbst müssen zur Feuerwehr der Demokratie werden.“

An der Gedenkveranstaltung beteiligten sich auch Menschen, die der Folter im Iran nur schwer verletzt entkommen waren. Immer wieder gab es Sprechchöre und den Ruf nach Freilassung aller politischen Gefangenen. „Say her name“, forderten Plakate zur Erinnerung an Jina Mahsa Amini auf. Auf einem Flugblatt wurde das iranische Regime als „größte Terrororganisation der Welt“ bezeichnet. Eine ukrainische Sängerin trat auf und bekundete ihre Solidarität unter anderem mit dem Lied „Imagine“ von John Lennon. Auch Valerio Krüger von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, die frühere afghanische Ministerin Alema Alema und Monika Wittkowsky von Amnesty International erklärten sich solidarisch mit der Protestbewegung.

Nach der Kundgebung zog die Demonstration zum Mainufer, wo vier Amberbäume für Jina Mahsa Amini und die anderen Opfer der staatlichen Willkür und Gewalt gepflanzt und Rosen verteilt wurden. Die Polizei sprach von etwa 770 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Behrouz Asadi, Organisator der Veranstaltung, zu der auch die Malteser und weitere Organisationen aufgerufen hatten, sagte im Gespräch mit der FR, „wir sind seit zwölf Monaten jeden Samstag auf der Straße und wir machen weiter, mit aller Kraft“.

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