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Zappelig statt fit und wach: Frankfurter Schule will Energy-Drink-Verbot für Kinder durchsetzen

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Energy-Drinks bereiten Kindern der IGS Herder Beschwerden – trotz eines Verbots. Die Gesamtschule wünscht sich, dass die Dosen stadtweit erst an Kinder über 16 Jahren verkauft werden.

Frankfurt – Mal können sich die Jungen und Mädchen im Unterricht nur schlecht konzentrieren, sind müde und abgeschlagen. Dann sind sie äußerst hippelig und haben Bauchschmerzen. Die Auswirkungen, die sogenannte Energy-Drinks auf die Schülerinnen und Schüler der IGS Herder haben, sind unterschiedlich. Obwohl an der Gesamtschule an der Wittelsbacherallee ein Verbot gilt, schlägt diese Alarm. Sie fordert, dass mehr über die Auswirkungen der süßen Dosen-Limos informiert wird.

Nach der Corona-Pandemie habe das Problem stark zugenommen, sagt Schulleiterin Martina Neumann-Beer. 2017 hatte sich die IGS im Rahmen des Projekts Schule und Gesundheit, das über gesunde Ernährung informiert, gegen den Konsum zuckerhaltiger Getränke ausgesprochen. Seitdem darf im Unterricht nur noch Wasser getrunken werden Doch leider hielten sich nicht alle daran.

Frankfurter Lehrerkollegium beobachtet Beschwerden bei Kindern nach Energy-Drinks

Immer wieder beobachteten sie und Kollegen und Kolleginnen, dass Kinder Beschwerden hätten, sagt Lehrerin Pia Hack. Sie ist beunruhigt, da die Drinks mehr Koffein hätten als Kaffee und sich auf den Herz-Kreislauf auswirkten. „In den USA gab es schon erste Todesfälle.“ In der IGS Herder beschränkte sich das Problem bislang darauf, dass Kindern schlecht werde, mitunter müssten sie sich sogar übergeben. Und dass sie extrem hippelig und unkonzentriert seien.

Cooler und schneller: Die Werbung für Energy-Drinks verspricht meist eine Leistungssteigerung.
Cooler und schneller: Die Werbung für Energy-Drinks verspricht meist eine Leistungssteigerung. © Getty Images/iStockphoto

Um die Kinder zu schützen, hätten sie sämtliche Geschäfte und Kioske rund um die Schule abgeklappert, damit diese die Dosen erst an Jugendliche ab 16 Jahren herausgeben. Ein Teil halte sich bereits daran, so Hack. Der Leiter eines nahen Supermarkts habe gesagt, dass er mitziehe, wenn alle anderen Läden sich beteiligten. Dabei habe der Markt ein großes Regal, in dem sich bunte Dosen mit klangvollen Namen aneinanderreihten.

Energy-Drinks werden Schule in Frankfurt zum Problem: Aufklärung besser als Verbot

Es sei nachvollziehbar, dass der Marktleiter Geld verdienen wolle, sagt die Lehrerin, „aber nicht auf Kosten der Gesundheit der Kinder“. Hack wünscht sich, dass es in Frankfurt flächendeckend Energy-Drinks erst für Jugendliche ab 16 Jahren gibt. Wichtig sei zudem die Aufklärung, „das ist immer besser als ein Verbot“. Die Schule spreche deshalb Eltern an, die ihren Kindern nur Geld zusteckten – statt eines gesunden Pausenbrots.

Auch im Schüler-Café Viva, das der CVJM in der Waldschmidtstraße unweit der IGS betreibt, hat man das Problem erkannt und sich dem Verbot angeschlossen, sagt Leiter Joachim Muth. Er ist überzeugt, dass es sich um ein flächendeckendes Problem handelt. „Die Politik und die Eltern sind nicht ausreichend sensibilisiert.“

Dass Energy-Drinks ein Problem, sind, sehen auch Schulsprecherin Halima und Schulsprecher Leon so. Ab der sechsten Klasse seien die Getränke „sehr verbreitet“, sagt der 15-Jährige, zum Teil tränken es noch jüngere – auch im Unterricht. Komme eine Lehrkraft, werde die Dose einfach unter den Tisch gestellt und gewartet. Viele wüssten, dass es nicht erlaubt ist, und würden es dennoch trinken, sagt Halima, die im Herbst die zehnte Klasse besuchen wird. Wer sich dann noch etwas Süßes hole, werde zappelig, „das ist dann zu viel Zucker“.

Drogenreferat in Frankfurt verweist für Aufklärung an Verbraucherzentrale

Im Bildungsdezernat sind Energy-Drinks bislang kein Thema, teilt Referentin Jetta Lüdecke auf Anfrage mit. Jede Schule regele den Umgang damit derzeit eigenständig. Allerdings gebe es Vorgaben bei der Ausschreibung des Caterings, dass solche Getränke nicht angeboten werden.

Das Gesundheitsamt könne keine Aussage dazu machen, welche Auswirkungen die Drinks auf Kinder und Jugendliche haben, heißt es aus dem Gesundheitsdezernat. So lautete auch bereits 2018 eine Antwort des Magistrats. Konkrete Zahlen über die Verbreitung gebe es nicht, hieß es damals, da die Frage in der jährlichen Befragung von Schülerinnen und Schülern nicht enthalten sei. Das Drogenreferat, das ebenfalls zum Gesundheitsdezernat gehört, wolle sich des Themas annehmen, um erforderlichenfalls Präventionsmaterial zu entwickeln. Das ist nicht geschehen. Das Drogenreferat verweist stattdessen auf die Verbraucherzentrale Hessen, die dazu auch Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellt.

Für die Kinder haben gerade die Sommerferien begonnen.

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