Begriffe
Wichtige Begriffe aus der Theorie des großen Denkers
Die Unterscheidung zweier Quellen unserer Erkenntnis in Sinnlichkeit und Verstand hat weitreichende Folgen in der theoretischen Philosophie Immanuel Kants. In der „Kritik der reinen Vernunft“ erklärt er, dass uns Gegenstände erst durch die Sinnlichkeit gegeben werden, während sie durch den Verstand gedacht werden.
Der Verstand ist das Vermögen der Begriffe. Die Anschauung liefert uns eine singuläre Vorstellung eines Gegenstandes: diesen Tisch dort, jenen Baum hier. Begriffe sind demgegenüber allgemeine Vorstellungen von Gegenständen: Der Tisch ist viereckig, der Ball ist rund. In Urteilen dienen Begriffe besonders als Prädikate; es ist die Eigenschaft des Balles, rund zu sein, während der Tisch die Eigenschaft hat, viereckig, rund oder kantig zu sein. Diese Begriffe müssen erst durch Handlungen des Verstandes aus der Fülle unserer Wahrnehmungen herausgearbeitet werden. Kant erörterte diese Verstandeshandlungen in seinen Logik-Vorlesungen: Komparation, Reflexion und Abstraktion. Vorstellungen müssen zuerst verglichen, dann muss auf ihre Gemeinsamkeiten reflektiert und schließlich von ihren Unterschieden abstrahiert werden. Daraus entsteht der conceptus communis, der allgemeine Begriff, der eine Komplexion von Vorstellungen umfasst. Ein Tisch kann kantig oder rund sein, besitzt eine Fläche, ist farbig und schwer.
Um einen Begriff auf einen Gegenstand zu beziehen, muss dieser über verschiedene in ihm enthaltene Vorstellungen auf eine Einzelvorstellung, die Anschauung von etwas, bezogen werden. Aufgrund dieser „Umwegigkeit“ werden allgemeine Vorstellungen auch als diskursive Begriffe bezeichnet. Mit Begriffen kann man nichts anderes tun, als Urteile zu fällen: Alle Körper sind schwer. Kant glaubte, in Urteilen Formen gefunden zu haben, die zu den grundlegendsten Begriffen des menschlichen Verstandes führen: die Kategorien oder reinen Verstandesbegriffe. Michael Hesse
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