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Werner Freund ist tot

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Er lebte enger mit Wölfen zusammen als kaum jemand vor ihm: Werner Freund. (Archivbild)
Er lebte enger mit Wölfen zusammen als kaum jemand vor ihm: Werner Freund. (Archivbild) © dpa

Er lebte so eng mit Wölfen zusammen wie wohl kaum jemand vor ihm: Der saarländische Wolfsforscher Werner Freund ist im Alter von 80 Jahren gestorben.

Er galt als graue Eminenz der Wolfsexperten: Der aus dem Fernsehen bekannte Tierverhaltensforscher Werner Freund ist tot. Er starb am Sonntag nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 80 Jahren, wie die saarländische Stadt Merzig am Montag mitteilte. Dort hatte der pensionierte Bundeswehr-Stabsfeldwebel vor über 30 Jahren einen Wolfspark aufgebaut, der jährlich zehntausende Menschen aus dem In- und Ausland anzieht.

«Werner Freunds Tod hat uns alle sehr tief getroffen», sagte Bürgermeister Marcus Hoffeld. Merzig verliere mit ihm einen Botschafter, der den Namen der Stadt weltweit bekannt gemacht habe. Ihm verdanke Merzig den Namen «Stadt der Wölfe». Man werde sein Lebenswerk nach Kräften fortführen.

Saar-Umweltminister Reinhold Jost (SPD) sagte, mit seinem Wolfspark habe Freund das Saarland in der Welt bekannt gemacht. «Menschen aus aller Herren Länder kamen nach Merzig, um Werner Freund mit seinen Tieren zu erleben.» Seine Liebe zu den Tieren werde in Erinnerung bleiben. «Er hat unseren Blick auf die Natur und die Tiere verändert», sagte Jost. «Er hat unser Verständnis für den vermeintlich «bösen» Wolf geweckt, indem er uns Einblicke in die Lebenswelt des Rudeltieres bot. Er hat das Kunststück fertiggebracht, mit den Wölfen auf Tuchfühlung zu gehen, mit ihnen zu leben, ohne sie zu zähmen.»

Freund hatte zusammen mit seiner Frau Erika vor über 30 Jahren den Wolfspark in Merzig aufgebaut, der heute als Markenzeichen der Stadt gilt. Wegen seiner Arbeit berichteten oft Medien über den Wolfsforscher, der mit den Tieren zusammenlebte. Seine Erfahrungen und Forschungsergebnisse trug Freund unter anderem in dem Buch «Wolf unter Wölfen» zusammen.

Wolfspark aus eigener Tasche finanziert

Freund, der Sohn eines Försters und Schäfers, stammt nach Angaben der Stadt Merzig aus Garbenteich, einem Ortsteil von Pohlheim in Hessen. Seine Karriere begann er Anfang der 1950er Jahre als Aushilfe im Stuttgarter Zoo. Nach seiner Zeit bei der Bundeswehr beschäftigte sich Freund viele Jahre lang vor allem mit Bären, bevor er in den 1970er Jahren einen in Jugoslawien gefangenen Wolf in einer Merziger Tierhandlung erstand. Bald danach baute er aus eigener Tasche den Wolfspark in Merzig auf, in dem heute europäische, sibirische und arktische Wölfe leben. Später folgte ein Museum, in dem er Fotos und Fundstücke aus unzähligen Expeditionen zu fernen Kontinenten präsentierte.

Um den scheuen Tieren näherzukommen und ihr Verhalten zu studieren, lebte, schlief und heulte Freund mit ihnen zusammen im Gehege. Etliche Welpen zog er gemeinsam mit seiner Frau Erika per Hand groß und gewöhnte sie so durch direkten Kontakt an den Menschen. Immer wieder warb Freund für mehr Verständnis für die oft als «böser Wolf» verteufelten Tiere. «Wölfe weichen in freier Natur dem Menschen aus. Aber, wenn ein Wolf in die Ecke getrieben wird, wehrt er sich wie jedes Tier», sagte er einmal. (dpa)

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