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Öl-Streit in Südamerika: Großbritannien entsendet Militärschiff, Venezuela plant „Defensivaktion“

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Der Commonwealth-Staat Guyana und Venezuela streiten um ein ölreiches Grenzgebiet. Ein von Großbritannien entsendetes Patrouillenboot schürt neue Spannungen.

Caracas/London – Nach der Ankündigung Großbritanniens, noch in dieser Woche ein Militärschiff in Richtung seiner ehemaligen Kolonie Guyana zu entsenden, sprechen der venezolanische Präsident Nicolás Maduro und sein Verteidigungsminister Vladimir Padrino López von einer „Provokation“. Sie haben ihrerseits ein „defensiv“ angelegtes Militärmanöver mit 5600 beteiligten Streitkräften angekündigt. Die Entscheidung begründete der umstrittene venezolanische Staatschef mit der „Provokation und Drohung des Vereinigten Königreichs gegen den Frieden und die Souveränität unseres Landes“.

Hintergrund der Spannungen, die sich in der Folge noch weiter verschärfen könnten, ist ein seit über 120 Jahren andauernder Grenzstreit zwischen dem Commonwealth-Staat Guyana und seinem westlichen Nachbarland. Dabei geht es um die im Westen Guyanas gelegene Region Essequibo, die Venezuela für sich reklamiert, weil sie in der Zeit der spanischen Kolonialherrschaft einmal zu Venezuela gehört hatte. Die Spannungen haben sich massiv verschärft, seit ab 2015 mehrfach bedeutende Ölvorräte in der Region gefunden wurden.

Der Fluss Essequibo markiert die Grenze zur Region im Westen Guyanas, die Venezuela für sich reklamiert.
Der Fluss Essequibo markiert die Grenze zur Region im Westen Guyanas, die Venezuela für sich reklamiert. © Roberto Cisneros/AFP

Ölfunde: Maduros Venezuela wollte Lizenzen für Förderung ausgeben

Einen neuen Höhepunkt erreichten die Verwerfungen Anfang des Monats, als sich bei einem nicht bindenden Referendum in Venezuela eine Mehrheit dafür aussprach, eine aktuelle Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs zu ignorieren. In dieser hieß es, so zitiert das Nachrichtenportal dw.com, dass jede Aktion zu vermeiden sei, „die die aktuelle Situation in den umstrittenen Regionen Venzuelas und Guyanas verändern könnte“. Beide Parteien haben sich offiziell auf einen Gewaltverzicht sowie einen Verzicht auf Gewaltandrohungen verständigt.

Dennoch folgte kurz darauf ein Aufruf Maduros, das Gebiet per Gesetz zu einer venezolanischen Provinz zu erklären und Lizenzen für die Ölförderung auszugeben – woraufhin sich wohl Großbritannien entschied, das Patrouillenboot „HMS Trent“, das sich über Weihnachten in der Karibik aufhielt, für eine gemeinsame Übung nach Guyana zu senden. Der Präsident des Landes, Irfaan Ali, betonte, dass Guyana „keine Ambitionen oder Absichten“ habe, „etwas zu begehren, das uns nicht gehört“. Weder für „Venezuela noch irgendein anderes Land“ gehe eine Gefahr von den Militärübungen aus.

Streit an der Grenze zwischen Guyana und Venezuela

In der nun konfliktumwitterten Region Essequibo leben rund 125.000 der insgesamt 800.000 Bewohner der ehemaligen britischen und niederländischen Kolonie Guyana. Die Region westlich des gleichnamigen Grenzflusses Essquibo war seit 1616 eine niederländische Kolonie und fiel nach knapp 200 Jahren und langem Machtkampf an die Briten. Im Jahr 1966 erlangte Guyana seine Unabhängigkeit, gehört jedoch bis heute dem Staatenbund Commonwealth of Nations an und ist bis heute das einzige lateinamerikanische Land, in dem vorwiegend Englisch gesprochen wird.

Venezuelas Begehrlichkeiten an der Region, die flächenmäßig einen Großteil Guyanas ausmacht, wuchsen, nachdem der Ölkonzern ExxonMobil 2015 in dem Gebiet ein Ölvorkommen entdeckt hatte. Erst im Oktober wurde in der Region ein weiterer bedeutender Ölfund gemacht. (saka mit AFP)

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