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Tschetschenen-Kämpfer drohen Putin und Kadyrow: „Die gleichen Massengräber“

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„Putins Bluthund“: Tschetschenen-Anführer Ramsan Kadyrow (li.).
„Putins Bluthund“: Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow (li.). © IMAGO/Yelena Afonina

Auf der Seite der ukrainischen Streitkräfte stehen etliche tschetschenische Kämpfer. Sie haben eine Botschaft an Ramsan Kadyrow und an Wladimir Putin.

München/Kramatorsk - Grosny wurde in Schutt und Asche gelegt. Von der tschetschenischen Hauptstadt mit ihren rund Viertelmillion Einwohner blieb Anfang des Jahrtausends nach dem russischen Einmarsch im Zweiten Tschetschenienkrieg nicht viel übrig.

Etliche Männer, die diese Zeit als Kinder oder Jugendliche erlebten, kämpfen nun im Ukraine-Krieg. Wie die US-amerikanische Nachrichten-Website The Daily Beast schätzt, sind es unter dem tschetschenischen Machthaber Ramsan Kadyrow rund 9000 Landsleute auf Seiten der Kreml-Armee. Etwa 1000 Tschetschenen unterstützen demnach die ukrainischen Streitkräfte bei der Abwehr der russischen Invasion.

Mehrere tschetschenische Kämpfer haben nun The Daily Beast erzählt, warum sie sich mit ihrem eigenen Leben für die Souveränität der Ukraine einsetzen. Und, dass sie gemeinsam mit den ukrainischen „Brüdern“ auch Tschetschenien aus dem Einfluss Moskaus befreien wollen.

Im Video: Kompakt - Die wichtigsten News zum Russland-Ukraine-Krieg

„Die gleiche Folter, die gleichen Massengräber - die Dinge, die die Russen in der Ukraine tun, taten sie damals in Tschetschenien“, sagte demnach ein 30-jähriger Mann, Maga genannt, um seine Identität nicht preiszugeben. Er wird weiter zitiert: „Sie kommen einfach und zerstören jeden, der gegen ihre Macht sein könnte.“

Tschetschenen für die Ukraine: Gegen Wladimir Putin und Ramsan Kadyrow

Maga habe zuerst bei der Verteidigung Kiews im Frühjahr 2022 gekämpft, dann bei der Rückeroberung der Oblast Charkiw im Nordosten. Er berichtet, dass die angeblichen Gräueltaten von Wladimir Putins Armee heute mit den Geschichten übereinstimmen würden, die seine Verwandten über die tschetschenischen Unabhängigkeitskriege in den 1990er Jahren erzählt hätten.

Wenn ich am Leben bin, werde ich mich an der Befreiung Tschetscheniens beteiligen.

Alexander (43), ukrainischer Kämpfer (Quelle: The Daily Beast)

Ein Rückblick: Putin ließ Tschetschenien im August 1999 angreifen und aus der Luft bombardieren, nachdem Hunderte tschetschenische Freischärler am 7. August 1999 die russische Nachbarrepublik Dagestan angegriffen hatten, in Folge dessen bis Ende August desselben Jahres Dutzende russische Soldaten getötet wurden. Im September 1999 kam es zeitgleich zu zwei schlimmen Bombenanschlägen auf große Wohnblocks in Moskau, wobei 213 Menschen getötet wurden.

Ramsan Kadyrow: „Putins Bluthund“ regiert in Tschetschenien autokratisch

Der Kreml beschuldigte tschetschenische Rebellen. Westliche Journalisten wie die bekannte ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf äußerten den Verdacht, dass die Bombenattentate im Auftrag Putins inszeniert wurden.

In anschließend blutigen Kämpfen eroberte die russische Armee Schritt für Schritt Tschetschenien, nachdem sie sich im ersten bewaffneten Konflikt 1996 noch gegen die Rebellen zurückziehen musste. Beide Seiten warfen sich Menschenrechtsverletzungen vor. Auch Massengräber wurden entdeckt.

Seit 2009 ist Kadyrow, auch „Putins Bluthund“ genannt, der quasi-autokratische Machthaber in Grosny. Auch gegen ihn kämpfen die tschetschenischen Freiwilligen, Kadyrow hat seinerseits Tausende seiner getreuen Soldaten entsandt, die unter anderem in Mariupol gekämpft haben sollen. Etliche ukrainische Soldaten sollen indes ihren tschetschenischen Unterstützern versprochen haben, später auf deren Seite im Kaukasus für die Unabhängigkeit von Moskau in die Schlacht zu ziehen.

Ukraine-Krieg: Kämpfer aus Kaukasus wollen Unabhängigkeit ihrer Heimat

„Wenn ich am Leben bin, werde ich mich an der Befreiung Tschetscheniens beteiligen“, erklärte ein 43-jähriger Ukrainer, Alexander genannt, laut dem Bericht. Alexander sei Teil des Bataillons Dzhokhar Dudayev, benannt nach dem ersten Präsidenten der unabhängigen Tschetschenischen Republik. „Warum? Denn für mich sind sie Brüder. Ich habe viel von ihnen übernommen - ihre Beziehung zu Leben und Tod, ihre Beziehung zu den Ältesten“, wird Alexander zitiert.

Zweiter Tschetschenien-Krieg: Russische Soldaten auf Radpanzern in der Nähe von Urus-Martan.
Zweiter Tschetschenien-Krieg: Russische Soldaten auf Radpanzern in der Nähe von Urus-Martan. © IMAGO / UPI Photo

Ukrainische Armee: Freiwillige aus Tschetschenien, Dagestan und Tatarstan

Die tschetschenischen Kämpfer der Ukraine halten der russischen Seite derweil vor, keine Rücksicht auf die eigenen Soldaten zu nehmen. „Sie bedecken alles mit Fleisch und erobern (Territorium, d. Red.), weil sie viel von diesem Fleisch haben“, erklärte ein weiterer Kämpfer, der laut dem Bericht mit seinem Bataillon in Kramatorsk unweit der Front stationiert ist. Zulauf bekämen sie aus dem Kaukasus derweil nicht nur aus Tschetschenien.

„Es kommen ständig Rekruten hierher. Sie durchlaufen eine Ausbildung, und alle bereiten sich natürlich darauf vor, Ichkeria (Tschetschenien) und andere besetzte Gebiete zu befreien“, wird Maga zitiert: „Denn es gibt auch Tatarstan, Dagestan und Inguschetien.“ (pm)

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