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EU zittert vor Putin-Plan: Heikler Bericht zu Macron-Vorstoß für Nato-Soldaten in Ukraine

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Laut eines Berichts erwägt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Nato-Soldaten in der Ukraine deshalb, um einer möglichen Eroberung Wladimir Putins zuvor zu kommen.

Paris - Was hat er vor, der Imperialist im Kreml? Jener brutale Machthaber aus Moskau, der den Ukraine-Krieg lostrat und mit hunderttausenden Soldaten das westliche Nachbarland überfiel, das sich gerade der Europäischen Union (EU) zugewandt hatte.

Ukraine-Krieg: Paris befürchtet wohl russischen Großangriff auf Odessa

Anders gefragt: Welchen Überfall plant der Kriegstreiber aus Russland als nächstes? Diese Frage stellen sich Politiker zwischen der Ukraine, Paris und Washington, während Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Berlin seine vorsichtige Politik in dem blutigen Konflikt fortsetzt. Wesentlich offensiver und lautstärker hatte sich in den vergangenen Wochen der französische Staatspräsident präsentiert und positioniert.

Warum? Wie die stets gut informierte italienische Tageszeitung La Repubblica jetzt berichtet, befürchtet Paris offenbar einen russischen Großangriff von der Krim aus auf die ukrainische Hafenstadt Odessa. Um es dem Putin-Regime damit zu ermöglichen, mit der Millionenstadt als Faustpfand einen einseitigen und nur scheinheiligen Waffenstillstand mit Kiew zu erzwingen.

Was hat er vor? Moskau-Machthaber Wladimir Putin.
Was hat er vor? Moskau-Machthaber Wladimir Putin. © IMAGO / SNA

Odessa ein Ziel Wladimir Putins? Ukrainer greifen von hier aus die Krim an

Macron bringe seine Befürchtung mit der neuerlichen Mobilisierungswelle in der Russischen Föderation in Zusammenhang, heißt es in dem Bericht, mit der Putin offenbar bis zu 150.000 weitere Soldaten für den Kriegsdienst anwerben (oder sie dazu zwingen) will. Die genannte Zahl könnte als Hinweis für eine nächste russische Offensive im Sommer 2024 interpretiert werden, analysiert La Repubblica, die ihren Sitz in Rom hat und die neben dem Corriere della Sera zu den beiden großen Leitmedien Italiens gerechnet wird.

Macron habe als Ziel einer möglichen Großoffensive Putins die Stadt Odessa genannt, weil der Kreml angeblich einen Korridor am Schwarzen Meer bis ins abtrünnige und moskaufreundliche Transnistrien in Moldawien schaffen und Kiew somit den Zugang zum Meer verwehren wolle. Was zum Beispiel den sehr wichtigen Wirtschaftszweig der Exporte landwirtschaftlicher Erzeugnisse stark einschränken würde. Damit nicht genug: Die ukrainischen Streitkräfte haben in der Region um Odessa offenbar ihre Küstenbatterien mit den Seezielflugkörpern „Neptun“ stationiert, mit denen sie den Krim-Truppen Russlands empfindliche Verluste zufügen.

Odessa
Lage:im Süden der Ukraine am Schwarzen Meer unweit der Grenze zu Moldawien
Einwohner:1,01 Millionen
Eigenschaften:wichtigste Hafenstadt und nach Einwohnern drittgrößte Stadt der Ukraine
militärische Bedeutung der Region:Stützpunkt für Küstenbatterien mit Seezielflugkörpern Neptun; Stützpunkt für Überwasser-Drohnen Magura

EU-Quellen befürchten: Wladimir Putin will Europäer in Ukraine-Politik spalten

Auch die von der russischen Schwarzmeerflotte gefürchteten Überwasser-Drohnen „Magura“ werden von den Küsten der Oblast Odessa aus gestartet. La Repubblica zitiert eine namentlich nicht genannte EU-Quelle aus Brüssel zum Odessa-Szenario: „An diesem Punkt wäre die Debatte über die Entsendung von Soldaten zur Unterstützung der Ukraine nicht mehr theoretisch, sondern würde sehr konkret werden. Und wir Europäer würden Gefahr laufen, uns zu spalten.“

Abhängig vom Ausgang einer Offensive im Süden könnte der russische Autokrat einseitig die Waffenstillstandskarte ausspielen, heißt es in der Analyse der italienischen Tageszeitung weiter. „Wir sollten aufpassen, nicht naiv zu sein, wenn wir mit einem technischen Waffenstillstand konfrontiert werden, der nur ein Bluff Moskaus wäre“, wird eine weitere nicht präzisierte Quelle aus den Reihen der Europäischen Union zitiert. Ein Anlass zur Sorge: Politische Kräfte in der EU, die Waffen-Lieferungen an die Ukrainer stoppen wollen, hätten bei der „Illusion eines Waffenstillstands“ ein Argument mehr an der Hand.

Sprechen Sie in der Ukraine-Politik dieselbe Sprache? Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron (li.) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).
Sprechen Sie in der Ukraine-Politik dieselbe Sprache? Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron (li.) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). © IMAGO / Political-Moments

Moskau und Paris: Zwist über Telefongespräch zwischen Russland und Frankreich

Anfang April wurde öffentlich, dass Macron den deutschen Kanzler Scholz wohl zu einem härterem Ukraine-Kurs drängen wollte. Wie das Wall Street Journal am Mittwoch (3. April) berichtete, wollte der französische Staatspräsident das Kreml-Regime Putins über „rote Linien“ des Westens künftig im Unklaren lassen und schlug deshalb einen entsprechenden Strategiewechsel US-Präsident Joe Biden sowie dem deutschen Regierungschef Scholz vor. Das Ziel sei eine Position der Zweideutigkeit gegenüber Russland gewesen, schrieb das amerikanische Magazin.

Macron hatte Ende Februar international für helle Aufregung gesorgt, als er einen künftigen Einsatz von Nato-Bodentruppen in der Ukraine nicht mehr ausschließen wollte. Nach dem ersten Telefongespräch zwischen dem russischen Verteidigungsminister Sergei Schoigu und dessen französischem Amtskollegen Sébastien Lecornu seit Oktober 2022 hat Frankreich indes an diesem Donnerstag (4. April) eine Mitteilung Russlands zum angeblichen Inhalt deutlich zurückgewiesen. Der Kreml-Version zufolge hatte Frankreich seine Bereitschaft zu möglichen Friedensverhandlungen bekundet. Aus Paris hieß es dazu: „Das ist nicht wahr. Zu keinem Zeitpunkt haben wir irgendeine Bereitschaft zum Dialog über die Ukraine oder zu Verhandlungen oder etwas Ähnlichem gezeigt.“ (pm)

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