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Immer mehr Kaufhäuser schließen: Innenstädte in Hessen im Wandel

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Die Schließung von Warenhäusern der Kette Galeria beschleunigt den Wandel in vielen Innenstädten Hessens. Die Städte gehen ganz unterschiedlich damit um.

Hessen - Die Warenhauskette Galeria schließt mehrere Häuser in Hessen. In den Kommunen sucht man nach Lösungen für die Zukunft der Innenstädte.

Bei Galeria auf der Zeil läuft der Ausverkauf. Ende Juni ist Schluss. Dann macht das frühere Karstadt-Warenhaus an der Frankfurter Einkaufsmeile dicht, obwohl die Signa-Gruppe der Stadt und den Beschäftigten noch im September 2020 schriftlich versichert hatte, dieses zumindest bis Anfang 2025 weiterzubetreiben. In das Gebäude zieht das Modehaus Aachener, das angekündigt hat, allen Beschäftigten des Galeria-Warenhauses ein Angebot zu machen.

Frankfurt: Einkaufsmeile Zeil im Umbruch - Typische Entwicklung

Im Spätsommer soll es mit neuem Namen und Konzept weitergehen. Auch das aber wohl nur bis Ende 2025. Dann würde der Eigentümer der Immobilie den in die Jahre gekommenen Warenhauskomplex gerne durch einen Neubau ersetzen. Der soll deutlich weniger Ladenfläche bieten, dafür aber ein Hotel beherbergen. Die Entwicklung ist typisch. Die Zeil, die zu den umsatzstärksten Einkaufsstraßen des Landes zählt, ist in einem großen Umbruch, wird sich sehr verändern.

Frankfurt. 27.02.2023. FOUR-Baustelle in der Innenstadt. Vier Hochhaeuser bilden ein neues Quartier. Blick vom 26. Stock des T3 auf die Hauptwache und die Einkaufsstrasse Zeil, Fussgaengerzone.
Die Zeil wird sich in den nächsten Jahren sehr verändern. © Renate Hoyer

Galeria an der Hauptwache wird zunächst bleiben. Grundsätzlich sind die Zeiten von Warenhäusern und Kaufhäusern mit riesigen Flächen aber vorbei. Die Neubauten, die etwa auf dem früheren Areal der Sportarena oder anstelle des zwischengenutzten Esprithauses entstehen, bieten zwar unten Platz für Einzelhandel, darüber aber zum Beispiel Bürofläche.

Darmstadt: „Gemeinsam die Innenstadt gestalten“ - Entwicklungskonzept liegt vor

In Darmstadt wird es im nächsten Jahr nur noch die Galeria-Filiale im Luisencenter geben. Das frühere Kaufhof-Kaufhaus am Weißen Turm – ebenfalls in der Innenstadt gelegen – soll zum 31. Januar 2024 geschlossen werden. Die Stadt hat schon Pläne für das Gebäude: Ein „Mittendrin-Haus“ könnte entstehen – mit Gastronomie und Einzelhandel, konsumfreien Treffpunkten, Raum für gesellschaftliches Engagement, Wissen, Arbeit, Produktion und Räumen für die Stadtbibliothek. Schon vorher hatte man sich aber Gedanken über Darmstadts Zentrum gemacht. Akteure und Akteurinnen hatten monatelang in Onlinebefragungen, Workshops und weiteren Beteiligungsformaten Ideen, Visionen sowie Lösungen für eine zukunftsorientierte Innenstadtentwicklung gesammelt.

Das alles floss in ein 94-seitiges Entwicklungskonzept mit dem Titel „Gemeinsam die Innenstadt gestalten“ ein, das das Hamburger Stadtentwicklungsbüro Urbanista erstellt und der Magistrat jüngst beschlossen hat. Mitte Mai stimmte die Mehrheit der Stadtverordneten außerdem einer neuen Vorkaufsrechtsatzung für die Innenstadt zu. Die Stadt hat damit in einem klar definierten Geltungsbereich ein besonderes Vorkaufsrecht für bebaute und unbebaute Grundstücke.

Hanau und Offenbach setzen auf Club und Bücherei für die Stadtentwicklung

In Hanau will die Stadt das Kaufhof-Gebäude am Marktplatz erwerben. „Einen langen Leerstand können und werden wir an dieser Stelle nicht akzeptieren“, hatte Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) nach Bekanntwerden der Schließungspläne erklärt. Laut einer eingesetzten Fachgruppe bietet sich das 1957 erbaute Gebäude für unterschiedliche Nutzungen an – von Büros bis Wohnen, von Gastronomie bis Fitnessstudio oder auch als Gesundheitszentrum. Das Erdgeschoss soll „für frequenzorientierte Nutzungen zur Verfügung stehen“, etwa Geschäfte. Das Untergeschoss mit Anbindung zur Tiefgarage eigne sich für einen Club, als Kulturstätte oder für einen Supermarkt. Die Stadt hat Vorkaufsrecht. Der Kaufhof ist mit 16 000 Quadratmetern Bruttogrundfläche die zweitgrößte Immobilie in der Hanauer City.

Offenbach veranstaltete Workshops mit Bürger:innen zur Frage, wie eine Innenstadt sein müsse, wenn Menschen nicht mehr nur zum Shoppen in die City kämen. Zum Zukunftskonzept Innenstadt gehören der Umzug und die Weiterentwicklung der Stadtbibliothek zur „Station Mitte“, ein internationales Straßentheaterfestival und ein Beachclub. Ein Pavillon vor dem Rathaus soll sich als Treffpunkt für Fahrradfans etablieren. (jur/cm/ann)

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