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Flutlicht bei Tage?

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Muss nicht immer sein: Flutlicht im Fußballstadion.
Muss nicht immer sein: Flutlicht im Fußballstadion. © IMAGO/Nordphoto

Auch der Profisport muss umdenken, muss sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden. Die Bevölkerung scheint da schon ein Stückchen weiter.

Sportlich, man muss es so sagen, läuft es bei den Forrest Green Rovers derzeit so lala, Abstiegskampf, Viertletzter, dritte englische Liga, zwei Punkte Luft, das ist nicht viel bei 24 Mannschaften und drei Absteigern. Aber es ist noch eine ganze Rückserie zu spielen, und einen Titel ist dem Klub aus Nailsworth/Gloucestershire in Englands Westen sowieso nicht zu nehmen: Forrest Green Rovers ist der veganste Klub der Welt, er will zudem als erster Profiklub komplett klimaneutral sein.

Der Verein, gerade erst in die „Sky Bet League One“ aufgestiegen, nutzt grünen Strom, das Essen im Stadion ist vegan, der Mannschaftsbus fährt elektrisch, ein modernes Ökö-Stadion aus Holz ist geplant. Trikots und Schienbeinschoner sind aus Bambus statt aus Plastik, der Rasen des Stadions wird von einem Solar-Rasenmäher geschnitten. Chef des Ganzen ist Dale Vince, 61, Hippie, Exzentriker, fußballverrückter Visionär, Umweltaktivist, Gründer eines Oköstrom-Anbieters (Ecotricity). Und nicht zuletzt Milliardär. Was der guten Sache spürbar entgegenkommt.

Nachahmer sind erwünscht, aber hierzulande tun sich gerade Profiklubs doch sehr schwer mit der Nachhaltigkeit, nicht nur angesichts drohender Energie-Engpässe: Das Gros der Klubs aus der ersten und zweiten Bundesliga etwa kennt noch nicht mal seinen CO2-Fußabdruck.

Die DFL hat erste Schritte eingeleitet und Nachhaltigkeitskriterien in der Lizenzierung verankert, ab nächster Saison sollen die Vereine ökologisch, wirtschaftlich und sozial nachhaltiger arbeiten, ein Katalog von 39 Kriterien soll dabei helfen. Der Wind hat sich gedreht, zumindest dreht er in die richtige Richtung. Das muss die Zukunft sein.

Laut einer Umfrage ist fast die Hälfte dafür, Sportveranstaltungen wegen der Energiekrise notfalls zu verschieben, 43 Prozent würden sie weiterhin durchführen. Fußball, Basketball, Eishockey, Handball sind Energiefresser, Flutlicht, Rasenheizung, Kunstschnee, Eisfläche sind Dinge, die man sich in guten Zeiten leisten kann. Aber auch noch jetzt, da die halbe Welt den Gürtel enger schnallen muss? Profisport, das war schon während der Corona-Pandemie ein großes Thema, ist nicht systemrelevant. Es gibt Wichtigeres auf der Welt, als ein Spiel zu gewinnen.

Der DOSB hat die 90 000 Sportvereine in Deutschland aufgefordert, etwa 20 Prozent an Energiekosten einzusparen. Die Folge sind kühle Hallen, kalte Duschen. Dinge, die Vereine an den Rand der Existenz drücken, der Mitgliederschwund ist beträchtlich, Kinder und Jugendliche treiben immer weniger Sport. Auch der Profisport muss umdenken, muss sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden. Innerdeutsche Flüge etwa, Flutlicht bei Tage passt nicht in die Großwetterlage. Die Bevölkerung scheint da schon ein Stückchen weiter.

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