2024-05-14T11:23:26.213Z

Allgemeines
– Foto: Eibner Pressefotos

"Meister müssen aufsteigen": So ist die Lage in Westfalen

Das in der Regionalliga deutschlandweit diskutierte Thema, dass nicht alle Meister direkt aufsteigen, ist auch in Westfalen schon lange ein Thema.

Seit der Ligenreform des Fußball- und Leichtathletik-Verbands Westfalen (FLVW) im Jahre 2012 sind mehrere Fußball-Kreise in die Bredouille geraten, dass aus den teilweise traditionell zweigleisigen A-Ligen nicht mehr beide Meister direkt zur Bezirksliga, die von 15 auf 12 Staffeln reduziert wurde, aufsteigen. Nach und nach haben die betreffenden Fußball-Kreise die eingleisige A-Liga eingeführt - standhaft bleibt nur der Fußball-Kreis Unna/Hamm. FuPa Westfalen hat mit dem Kreisfußballausschuss-Vorsitzenden Christian Ritter über den derzeitigen Status Quo, das grundsätzliche "Problem" und die möglichen Optionen für die Zukunft gesprochen.

Die Fakten

Eine Übersicht über die Einführung der eingleisigen A-Liga in Fußball-Kreisen, die zuvor sehr viele Jahre zweigleisig waren:

Siegen - zur Saison 2013/14

Höxter (nach Fusion mit Warburg im Jahre 2013) - zur Saison 2014/15

Hochsauerlandkreis (nach Fusion zwischen Brilon und Meschede im Jahre 2013) - zur Saison 2022/23

Paderborn (nach Fusion mit Büren im Jahre 2013) - zur Saison 2022/23

Gelsenkirchen - zur Saison 2024/25

Hagen - zur Saison 2025/26

Eine größere Leistungsdichte und spannendere Begegnungen wurden in der Vorteilsargumentation teilweise angeführt. Ab 2025/26 wird nach aktuellem Stand damit der Fußball-Kreis Unna/Hamm in ganz Westfalen die einzigen Staffeln beheimaten, in denen die Meister nicht direkt aufsteigen.

Das sagt Ritter

FuPa: Ist euch vom Fußball-Kreis obiger Fakt bewusst, dass ihr künftig ein nicht so schönes Alleinstellungsmerkmal in Westfalen habt?

Ritter: Das ist uns bewusst, aber wir folgen dem Wunsch unserer Vereine, die weiterhin eine zweigleisige Kreisliga A bevorzugen.

FuPa: Faktisch gesehen ist es langfristig rechnerisch nicht wahrscheinlich, dass der Fußball-Kreis Unna/Hamm wieder einen zweiten Direktaufsteiger erhält. Sprecht ihr mit euren Vereinen bzw. den A-Ligisten regelmäßig/jährlich darüber?

Ritter: Wir sprechen regelmäßig bei unseren Besuchen auf den Sportplätzen bzw. in Telefonaten mit den Vereinsvertretern über die Thematik. Auch folgten schon Abstimmungen bei Staffeltagen.

FuPa: Eine Lösung - auf die alle anderen Kreise zurückgegriffen haben, die es ebenfalls betrifft - ist, die eingleisige A-Liga einzuführen. Wann wurde zuletzt darüber abgestimmt?

Ritter: Wir werden keine eingleisige Kreisliga A einführen. Wie bereits vorher genannt finden regelmäßig Abfragen und Abstimmungen statt. Immer mit dem Ergebnis pro zwei Kreisligen A. In der Regel werden zwei Gründe genannt. Erstens die Fahrtkostenersparnis und zweitens mehr Derbys in einer Saison. So versprechen sich die Vereinsvertreter mehr Zuschauer.

FuPa: Ist es möglicherweise von euch als Kreis mittelfristig beabsichtigt, die eingleisige A-Liga - ggf. ohne Zustimmung der Vereine - einzuführen, weil es vermeintlich einfach Sinn macht?

Ritter: Nein.

FuPa: Das grundsätzliche Problem ist nach hiesiger Ansicht sicherlich, dass sich einige "Kleinstkreise" in Westfalen nach der Ligenreform nicht aufgelöst haben bzw. nicht fusioniert sind und nun trotzdem mit nicht mal der Hälfte der Mannschaften (gegenüber Unna/Hamm) trotzdem einen Direktaufsteiger haben. Dies wurde unseres Wissens im Jahre 2018 von Arnsberg, Beckum und Lüdenscheid eingeklagt. Wie denkt ihr über die Angelegenheit? Ist es fair?

Ritter: Nein, ich finde es nicht fair. Wenn man sich an der Größe bzw. der Mannschaftsanzahl in den Kreisen bei der Anzahl der Aufsteiger orientiert, dürften meiner Meinung nach die kleinen Kreise auch keinen direkten Aufsteiger mehr haben und müssten ebenfalls eine Relegation spielen.

FuPa: Würdet ihr euch wünschen, dass der FLVW so langsam interveniert und die "Kleinstkreise" zur Auflösung bzw. Fusion zwingt?

Ritter: Nein, man sollte Kreise von Verbandsseite nie zu etwas zwingen, weil in allen Kreisen Ehrenamtliche Mitarbeiter für ihre Vereine immer nur das Beste wollen. Daher sollte man über jeden Ehrenamtlichen froh sein, der sich engagiert.

FuPa: Sechs Jahre seit der Klage existieren diese "Kleinstkreise" immer noch und es ist nach hiesigen Informationen keine Auflösung oder Fusion in Sicht. Dem Fußball-Kreis Unna/Hamm käme sicherlich die Auflösung des Fußball-Kreises Beckum entgegen, so dass einige Mannschaften aufgenommen werden könnten und man so wieder zwei Direktaufsteiger bekommen könnte. Besteht dorthin ein Dialog? Strebt man dies vielleicht an?

Ritter: Nein, diese Thematik wurde noch nie besprochen.

FuPa: Eine provokante Lösung des Problems wäre, dem FLVW mit der Teilung des Fußball-Kreises Unna/Hamm zu "drohen". Sowohl Hamm als auch Unna könnten einen eigenen Kreis aufmachen und hätten nach geltenden Regularien beide wieder einen Direktaufsteiger. Ist dies fußballrechtlich möglich? Wäre es aus eurer Sicht eine Option, dies umzusetzen, wenn sich mittelfristig nichts ändert?

Ritter: Auch diese Option wurde noch nicht diskutiert und wäre sicherlich auch nicht einfach umzusetzen.

FuPa: Corona hat den Fußball schon einmal kreativ werden lassen (Stichwort Oberliga-Auf- und Abstiegsrunde). Wurde mal die Option diskutiert, „Unna“ und „Hamm“ eine Hinrunde austragen zu lassen und danach beispielsweise eine gemeinsame Aufstiegs- bzw. Abstiegsrunde durchzuführen? So würden die vielfach diskutierten weiteren Fahrten innerhalb des Kreises (im Gegensatz zu einer reinen eingleisigen A-Liga) reduziert und man hätte trotzdem am Ende einen Meister, der auch direkt aufsteigt. Dieses Modell dürfte bei der genauen Umsetzung sicherlich noch Varianten bieten, die genau nach Wunsch der Vereine gestaltet werden könnten.

Ritter: Diese Option wurde in unserem Kreis noch nicht diskutiert. Es gibt auch keine Bestrebungen in naher Zukunft unser Ligensystem zu ändern.

FuPa: Danke Herr Ritter für die Einblicke. Möchten Sie dem noch etwas hinzufügen?

Ritter: Ich persönlich würde mir ein ganz anderes Modell wünschen. Es wird immer schwieriger, Ehrenamtliche auch auf Kreisebene zu finden. Vielleicht sollte man den ganzen Spielbetrieb geographisch aufstellen, also den ganzen Spielbetrieb zentral vom Verband steuern. Dann würde es fast nur Derbys geben. Klar würde es auch immer Härtefälle geben, wie jetzt schon überkreislich in der Bezirksliga. Aber für Mannschaften in unserem Kreis könnte es beispielsweise bedeuten: eine Kreisliga mit Hammer und Beckumer Mannschaften, eine mit dem Gebiet Unna/Fröndenberg/Soest, eine mit dem Gebiet Bergkamen/Kamen/Lünen, usw.! Dies könnte man im ganzen Gebiet des FLVW unter der Steuerung des FLVW umsetzen. Jeder Staffelleiter hätte dann 2 Staffeln zu betreuen. Und dann sollte natürlich geregelt werden, dass jeder Kreisliga A-Meister direkt aufsteigt. Die gleiche Umsetzung dann auch für die Kreisliga, B, C und D. Dafür müsste jeder Kreis viel "Macht" abgeben, was ich mir derzeit nicht vorstellen kann. Aber ich glaube, so könnte man den Amateurfußball sehr interessant gestalten.

FuPa: Danke für das Gespräch.

Die diesjährige sportliche Lage

Der Türkische SC Hamm (Kreisliga A1 Unna/Hamm) und der Kamener SC (Kreisliga A2 Unna/Hamm) sind im Saisonendspurt die Favoriten auf die Meisterschaft und würden sich nach aktuellem Stand um den Aufstieg in die Bezirksliga duellieren (Entscheidungsspiel auf neutralem Platz). Der Verlierer bekommt eine zweite Chance gegen einen Vizemeister aus dem Fußball-Kreis Dortmund (Hin- und Rückspiel).

Aufrufe: 04.4.2024, 14:45 Uhr
redAutor