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Janine Kunze "Ich habe kein Problem mit sexy"

Janine Kunze
© PPP
Vom naiven Blondchen zur toughen Staatsanwältin: Geht das? Schauspielerin Janine Kunze über Image, Outfits - und ihre wahren Stärken

Elf Jahre lang hat Janine Kunze ein Dummchen gespielt - und zwar so überzeugend, dass viele Fernsehzuschauer bis heute denken, sie sei privat genau so wie Carmen, die Tochter von "Hausmeister Krause". Mit diesem Image kann die 38-jährige Schauspielerin inzwischen leben. Genau wie mit dem Rummel um ihr Privatleben. Ihre leibliche Mutter, eine ehemalige Prostituierte, enthüllte 2007, dass ihre Tochter bei Pflegeeltern aufwuchs. Janine Kunze - das wird im Gespräch schnell klar - steht zu sich selbst. In Hamburg traf "Gala" eine engagierte Frau ohne Proll-Faktor, ohne kölschen Dialekt und ohne Allüren. Ihr liebstes Beauty-Accessoire? Ein Lippenpflegestift aus dem Supermarkt. Ihr jüngstes Projekt? Die Krimireihe "Heldt", die an diesem Donnerstag im ZDF angelaufen ist - mit Janine Kunze als Staatsanwältin.

Wie haben Sie sich auf Ihre neue Rolle vorbereitet?

Nicht anders als sonst. In meinen Rollen will ich möglichst authentisch sein. Und ich glaube, dabei passiert vor allem viel aus dem Bauch heraus. Juristisch habe ich mich natürlich schon ein bisschen weitergebildet, damit ich auch weiß, was ich da so sage. (lacht)

War es für Sie eine Erleichterung, nicht Kölsch sprechen zu müssen?

Absolut. Ich kann nämlich eigentlich gar kein Kölsch. Das war wirklich alles nur Rolle - eine, die ich sehr geliebt habe ...

Vielleicht halten Sie deshalb so viele Menschen für eine echte Carmen.

Vielleicht, ja. Es gab Zeiten, da hat mich das sehr verärgert. Aber dann habe ich irgendwann gedacht: Das ist doch das größte Kompliment, das du bekommen kannst. Das muss man erst mal schaffen, so authentisch zu spielen, dass jeder denkt, ich sei wirklich so hohl! Seitdem versuche ich, so was nicht mehr so an mich rankommen zu lassen.

Und, klappt das?

Generell schon. Allerdings bin ich immer noch recht scheu. Auf einem roten Teppich komme ich mir meist deplatziert vor. Und in Interviews verkrampfe ich oft ziemlich. Das liegt wohl auch daran, dass man mir so lange auch dabei dieses Blondchen-Image aufgedrückt hat. Jahrelang hieß es immer, wenn ich mich nur kurz versprochen habe: Siehste, die ist total doof. Es gab Momente, da habe ich aus lauter Verunsicherung völliges Kauderwelsch gequatscht. Ganz schlimm!

Ab dieser Woche ermittelt Janine Kunze neben Kai Schumann (er spielt Kommissar Heldt) als Staatsanwältin Ellen Bannenberg (ZDF, donnerstags, 19.25 Uhr)
Ab dieser Woche ermittelt Janine Kunze neben Kai Schumann (er spielt Kommissar Heldt) als Staatsanwältin Ellen Bannenberg (ZDF, donnerstags, 19.25 Uhr)
© ZDF Bilderdienst

Wollen Sie in Zukunft gar keine sexy Rollen mehr spielen?

Um Gottes Willen! Ich habe kein Problem mit sexy. Ich liebe es, Frau zu sein und mich sexy anzuziehen. Und ich würde auch immer noch ein Sexsymbol spielen. Das ist für mich kein Downgrade. Es ist ein schönes Kompliment. Aber ich habe eben auch eine ernsthaftere, seriöse Seite.

Finden Sie sich selbst attraktiv?

Ach, ich denke schon, ich hab da Glück gehabt. Aber ich weiß, dass es durchaus wichtigere Dinge im Leben gibt als die Optik.

Und welche sind das?

An allererster Stelle ganz klar meine Familie und meine Freunde. Zusammen sein mit den Menschen, die mir am meisten bedeuten und die es ehrlich mit mir meinen. Aus diesen Momenten schöpfe ich meine Kraft. Außerdem stehe ich natürlich auf die ganz normalen Dinge im Leben. Quatschen mit meinen Freundinnen, Spaß haben und kochen. Am liebsten Italienisch und Thailändisch, aber auch sehr gerne gutbürgerlich, Kohlrouladen, Gans oder Eintöpfe. Und dann natürlich ganz viel Zeit mit meinen Kindern und meinem Mann verbringen, denn zu Hause werde ich aufgefangen - und auch mal kritisiert. (lacht) Für einen Auftritt zum Beispiel. Aber auch schon mal für meine Outfits

1999 bis 2010: Die Schauspielerin als blonde Carmen in "Hausmeister Krause".
1999 bis 2010: die Schauspielerin als blonde Carmen in "Hausmeister Krause".
© Picture Alliance

Die sind ja mitunter noch immer ziemlich freizügig. Wie gehen Ihre Eltern damit um?

Sie sind stolz auf meinen beruflichen Werdegang, meiden aber die Öffentlichkeit, und das schätze, respektiere und akzeptiere ich. Ich selbst würde auch am allerliebsten so gut wie gar nichts Privates erzählen. Aber manchmal lässt es sich nicht vermeiden. Wie damals, als meine leibliche Mutter ein Interview gegeben und meine Kindheitsgeschichte enthüllt hat. Ich wäre nie darauf gekommen, darüber zu sprechen. Mittlerweile bin ich aber ein Stück weit glücklich darüber, dass es raus ist. Im März erscheint ein Buch, das ich zum Thema Pflegekinder geschrieben habe, in der Hoffnung dass ich damit betroffenen Kindern und Familien helfen kann.

Wie haben Sie sich beim Schreiben gefühlt?

Es war ein schöner Prozess, eine gute Erfahrung. Zuerst habe ich ein bisschen gezweifelt, ob ich es wirklich machen will. Aber nach vielen Gesprächen mit Freunden, meinem Mann und mit Betroffenen habe ich mich dann klar dazu entschieden.

Woher kennen Sie die Betroffenen?

Meist aus dem Internet. Ich bekomme sehr viele E-Mails und Zuschriften von Menschen, die eine ähnliche Geschichte haben. Viele wollen sich damit auseinandersetzen und wünschen sich Gespräche oder auch ein Forum, um ihre Erfahrungswerte auszutauschen.

Fühlen Sie sich dazu immer stark genug?

Ja. Denn ich bekomme auch viel zurück. Positives Feedback, das mir Kraft gibt. Es ist schön, wenn man etwas Gutes bezwecken kann. Das ist das Tolle an einem öffentlichen Beruf.

Welche Job-Ziele haben Sie dieses Jahr?

Dass die neue Serie gut anläuft! Außerdem habe ich ein Moderationsformat zugesagt, ein ernsthaf- tes mit lustigen Seiten und Charity-Aspekt.

Das klingt, als sei Janine Kunze erwachsen geworden.

Ja, klar! Ich bin halt jetzt auch 38. Das ist ein gutes Alter für ernstere Projekte.

Anna Schunck

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