Ich nutze seit einem Jahr eine Trackball-Maus: Wieso könnte sie auch euch überzeugen?

Trackball vs. Optische Maus: Duell der Mäuseriche. Was kann ein Trackball, was eine reguläre Computer-Maus nicht kann - außer das Handgelenk entlasten?

Ein intelligenter User ist manchmal gezwungen, eine optische Maus zu verwenden, um es Narren gleichzutun., ist ein Satz, den mal ein MediaMarkt-Mitarbeitender gesagt haben soll. Ja, manchmal sind MediaMarkt-Besuche existentialistischer als die Suche nach der verlorenen Zeit. Gleichviel.

Wer lediglich hier mal den Internet-Browser hochfährt, dort ein Textdokument öffnet, ist mit fast jeder dahergelaufenen Computer-Maus bedient. Wer aber aus Gründen Stunden vor dem Rechner verbringt, wird sich irgendwann intensiver mit seinen Eingabegeräten auseinandersetzen. Hoffentlich!

Wieso Trackball? Der Griff zur Maus, das Klicken der Maustaste – alles gewohnte Bewegungen. Und doch wird mit der Trackball-Maus alles anders - oder? Dem reflektierten User stellt sich die Frage: Warum sollte ich eine Trackball-Maus auch nur mit dem kleinen Finger anfassen? 

In den 90ern waren Trackball-Mäuse der schrillste Schrei! Probiere Trackball-Mäuse aus!, wurde in den Werbebeilagen gnadenlos getitelt. Und heute? Heute stellt die Trackball-Maus eine gangbare Alternative dar – die sich lohnt? Ja? Nein? Vielleicht!

Ein Jahr Trackball: Als ich im Frühjahr 2022 erstmalig meinen Handteller auf eine Trackball-Maus lege, ist es die kabellose MX Ergo von Logitech. Seither lege ich Hand an den Trackball - tagein und tagaus. Aber wieso? Dieser Bericht schickt sich an, euch die Vorteile des Trackballings nahezubringen.

Aber langsam: Unser Trackball-Trek beginnt dort, wo Gerätetests für Redakteure immer beginnen: am Schreibtisch. Im kalten Schein des Monitors. Klicken wir los!

Was ist ein Trackball? 

Erstmal vielleicht die Anfänger-Frage: Was ist eine Trackball-Maus überhaupt? Gute Frage, bessere Antwort: Eine Trackball-Maus ist eine Computer-Maus, bei der auf dem Geräterücken eine Kugel verbaut ist. Über diese Kugel lässt sich der Cursor vermittels Fingerspitze steuern. 

Erstmal simpel, oder? Zur Anschaulichkeit sagt ein Bild mehr als tausend Klicks.

Platz sparen!

Man muss kein Messie sein, um seinen Schreibtisch zuzumüllen: sich stapelnde Coffee-To-Go-Becher, Kaffeetasse en masse, Kugelschreiber hier, Bleistifte dort – und schon wird aus der Tischplatte ein unfreiwilliger Flohmarkt. Na gut, dezent übertrieben, aber: Ihr wisst, wie Kleinstkram einem den Arbeitsplatz zumüllen kann – bis kein Platz mehr ist, um die Maus rumzuschubsen. 

Wem derlei Platzprobleme bekannt sind, dem möchten wir jetzt vorstellen: Die Trackball-Maus. Denn die braucht, abgesehen von ihrer Stellfläche, keinen weiteren Raum.

Ihr könnt die Trackball-Maus also auch dann noch formidabel nutzen, wenn links und rechts und überhaupt der Aschenbecher überquillt, sich die Rechnungen bis zur Decke stapeln und … na, ihr wisst schon: Die Entropie ist nicht aufzuhalten (siehe Bild).

Insider-Tipp für besonders faule Zeitgenossen: Mit der Trackball-Maus unter dem Handteller lässt sich der Cursor auch vom Bettlaken oder dem Ohrensessel aus steuern. Zusammen mit einer Bluetooth-Tastatur etwa sind so die Tage gezählt, während denen frau oder man sich von den Matratzen erheben musste. Aufrechte Körperhaltung war gestern! 

Kabel(un)gebunden: Und egal, ihr eure Trackball-Maus per Kabel an den Strom lasst oder ein Akku zum Einsatz kommt: Das Ärgernis einer kabelgebundenen Computer-Maus, bei der das Kabel-Schwänzchen sich ständig (wirklich: ständig!) unter dem Standbein der Tastatur einklemmt, oder – in Folge einer flächendeckenden Hauruck-Aktion – die Tischplatte leerfegt, dürfte jedem Mausbesitzer vertraut sein. Schmerzlichst vertraut. 

Natürlich entfällt mit der Trackball-Maus dieses Ärgernis - denn: Das Mäuschen hockt an seinem angestammten Platz, wird per Daumenspitze bedient. Da ist nichts mit Hauruck-Aktionen. Und das Chaos auf der Tischplatte bleibt dort: auf der Tischplatte – und segelt nicht gen Fußboden.

Bevor es weitergeht im Text: Rasch eine Kaufempfehlung aus dem Hause Logitech - die MX Master 3S. Ein Manko zum Abgewöhnen hat die Mäuschen jedoch: Linkshänder bleiben außen vor.

Horizontales Scrolling

Zugegeben: Dieser Vorteil ist dezent gemogelt. Wieso? Die jetzt vorgestellte Funktion gibt es natürlich auch für optische Mäuse. Allerdings habe ich diese Funktion, ohne dass ich mich niemals wieder klicken möchte, erstmals bei einer Trackball-Maus angetroffen. Die Rede ist von horizontalem Scrolling

Spaß auf der Horizontalen: Was ist horizontales Scrolling? Schlicht und einfach: Horizontales Scrollen erlaubt es, das Mausrad nicht nur rauf und runterzurollen, sondern vor allem nach links und rechts zu kippen. Aber wer braucht sowas? Berechtigte Frage. Konkrete Antwort folgt. 

Habt ihr euch schon mal durch ein doppel- oder mehrseitiges Dokument gearbeitet – und seid dabei immer und immer und immer (und immer!) wieder mit dem Cursor auf dem unteren Bildschirmrand havariert? Warum das passieren sollte?

Na, dort befindet sich der Scrolling-Balken (zu Deutsch: die Bildlaufleiste), mit der ihr von links nach rechts und umgekehrt durchs Dokument oder das Bild scrollt. Gerade breitwandige Dokumente erfordern nicht nur vertikal, sondern eben auch horizontales Abtasten (siehe exemplarisch das Bild hier).

Du Narr, horizontales Scrolling geht auch, wenn ich das Mausrad gedrückt halte!, husten jetzt einige von euch in die Kommentarspalten? Recht habt ihr! Und weiter geht’s zum nächsten Tagesordnungspunkt. 

Gaming mit Trackball

Ich erinnere mich daran, als hätte ich erst gestern meine erste Trackball-Maus berührt: Euphorisiert vom neuen Manövrier-Gefühl, stürze ich mich als Gordon Freeman in City 17, um die Combine zu pulverisieren – da schieße ich grobschlächtig daneben. Immer und immer wieder. 

Muss ich mich wohl zuerst an die Steuerung mit Trackball gewöhnen, denke ich nachsichtig; setze zum nächsten Blattschuss auf den außerirdischen Invasoren an – und: schieße wieder meterdick daneben.

Potzblitz!, fluche ich kindergartengerecht – und gebe bald dazu über, die Steuerung des Fadenkreuzes ans WASD abzugeben. Wieso? Weil das präziser von den Fingerspitzen geht als der klobige Trackball. 

Dots per Inch: Eine der Trackballmaus-Schultertasten habe ich drauf programmiert, zwischen höherer und niedrigerer DPI hin- und herzuwechseln – aber meinen Combine-Killcount erhöht das nicht. Definitiv nicht. Also wechsle ich behände zurück zur optischen Maus – und siehe da: Jetzt fallen die Combine wieder! 

Du Töpel, du musst dir schon eine Eingewöhnungszeit gönnen!, höre ich die Einwände schallmaien. Dazu sage ich: I doubt it! Ich habe es probiert, mit Trackball einen halbwegs reaktionsintensiven Shooter zu spielen – und find’s affig. Aber: Ich lasse mich gerne von der Gegenposition überzeugen, liebe Leserinnen und Leser!

Office mit Trackball

Aber auch bei profansten Drag&Drop-Befehlen kugelte ich mit dem Trackball gegen die Grenzen des Bedienkomforts. Wann genau? Beispielsweise, wenn es daran geht, ein Bild auszuschneiden. Ehrlich: Noch nie, wie mit Trackball-Maus, musste ich wieder und wieder und wieder und …. (na, ihr wisst schon!) den Rahmen zum Zuschneiden eines Screenshots so oft neu ansetzen. Echt nervig!

Da kann selbst dem geduldigsten User schonmal die Hutschnur platzen – oder eben das Schwänzchen der kabelgebundenen Maus sprengen.

Trackball-Mäuse sind Linkshänder-feindlich! Was man als Mitglied der Rechtshänder-Mehrheit gerne ausblendet: Linkshänder haben auch User-Bedürfnisse. Und die werden mit der auf Rechtshänder ausgelegten Bauart der Trackballs getreten. Zu drastisch formuliert? Okay, dann schaut euch mal den handelsüblichen Trackball an.

Ein erstes Bild.

Ein zweites Bild.

Aus Gründen der Anschaulichkeit: ein drittes Bild.

Fällt euch was auf? Genau! Die Kugel ist links. Immer. Das heißt, Linkshänder müssten sich rechte und linke Hand operativ austauschen lassen, um den Trackball zu nutzen. Spoiler-Alert: Ja, es gibt spezielle Linkshändler-Trackball-Mäuse - oder sogar welche, die beidhändiges Nutzen zulassen.

Aber nach meinem Dafürhalten sind die Rechtshänder-Trackballs in der Überzahl - wohl auch schlicht deshalb, weil die Käuferschaft grosso modo rechtshändig arbeitet.

Putze, putze & Reinemachen

Wie sieht es mit dem Thema Gerätehygiene aus? Ja, wer es als Aufwand betrachtet, seinen Trackball alle paar Wochen aus der Gerätehalterung zu ploppen, und mit einem Mikrofasertuch abzuwischen, der sollte den Daumen vom Trackball lassen.

Einerseits. Andererseits sollte es selbst für den User mit der größten Seifenallergie eine zähmbare Hürde darstellen, den Trackball mit einem Küchen- oder Taschentuch zu reinigen. 

Aua! Mein Mausarm tut weh!

Tastatur und Maus sind das neue Rauchen? Das neue Rauchen vielleicht nicht, aber der neue Tennisarm. Oder medizinisch ausgedrückt: die neue Epicondylitis. Epic-condomatsch-what? Ja, unser Medizinstudium ist auch schon einige Semester her. Aber langsam. 

Ein simples Experiment: Stellt euch aufrecht hin – und lasst eure Arme am Körper entspannt herunterfallen. Jetzt sollten eure Handteller zum Körper zeigen. Zumindest im Regelfall. Wenn ihr nun auf eurem Hinterteil sitzt, mit der Hand an der Maus, dann dreht ihr euer Handgelenk üblicherweise 90 Grad nach innen.  

Na und? Wen juckt das?, höre ich es aus dem Off. 

Eure Gesundheit juckt das!, sage ich da!  

Trackball als Antidot zum Mausarm? Als Gegenmittel gegen den Mausarm wird allgemein die Vertikalmaus empfohlen – aber auch Trackball-Mäuse können hilfreich sein. Beispielsweise die von mir genutzte MX Ergo von Logitech verfügt über eine magnetische Bodenplatte; diese lässt zwei unterschiedliche Positionen zu.

Bevor wir zur MX Ergo in der Bodenplatte kommen: Mirco Kämpfer hat das vertikale Logitech-Pendant jüngst im Testlabor auseinandergenommen. Ein lesenswerter Testbericht!

  • Erste Position: Null Grad. Hier befindet sich die Geräteunterseite horizontal zur Tischplatte.  
  • Zweite Position: 20 Grad. Jetzt wiederum ist die Geräteunterseite leicht gekippt - und kommt so einer natürlichen Handstellung merklich näher. Elle und Speiche werden es euch danken!

Befindet sich eure Hand dauerhaft in dieser 90-Grad-nach-innen gedrehten Stellung, dann wird’s schwierig. Heißt: Eure handelsübliche Maushand führt wiederholt Mikrobewegungen aus – also: weil ihr ständig die Maus dezent hin und herschiebt, um den Cursor vom Cat-Content-Video zur Haushaltsbuch-Excel-Tabelle zu schubsen.  

Diese feinen Bewegungen, hundertfach am Tag wiederholt, tausendfach in der Woche, millionenfach im Monat, führt letztlich zu der Krankheit, die als Tennisarm Einzug in die Populärwissenschaft gehalten hat. Und dagegen kann eine Maus mit Trackball sehr hilfreich sein - was uns zum Fazit führt:

Patrick Poti
Patrick Poti

Was nur Kids aus den 90ern wissen: Trackball-Mäuse waren mal der heißeste Sch*** im Eingabegerätesegment, bis die kugeligen Kumpels von Laser- und Optik-Mäusen wegrationalisiert wurden.

Unterm Strich: Sind Trackball-Geräte müde Mäuschen oder doch markiger Marktführer im Nagetiersegment? Ist die Userschaft reif für ein Trackball-Revival?

Ich geh’s mal hausärztlich an: War an solchen schnuckeligen Büromenschen-Berufskrankheiten wie Karpaltunnelsyndrom, Repetitive-Strain-Injury-Syndrom oder dem oben erwähnten Tennisarm leidet, der darf mit dem Trackball flirten.

Wer jetzt triumphierend jubiliert, dem möchte ich die Quervain-Krankheit vorstellen; sie entsteht durch eine Überbeanspruchung des Daumens. Eine Beschwerde, prädestiniert für Trackball-User!

Aber Amateur-Medizin beiseite: Ist das jetzt das Comeback für Trackball?

Mein Blitz-Fazit: All diejenigen, denen ein kreatives Durcheinander auf dem Schreibtisch die Nutzfläche einschränkt, ist anzuempfehlen, sich eine Trackball-Maus anzuschaffen – oder sich zumindest dahingehend zu informieren. Wer aber auch am PC spielt, der dürfte mit einem Trackball kaum glücklich werden.

Ich jedenfalls schließe meine mittlerweile über 365 Tage Trackball-Erfahrung mit einem wohlwollenden Klicken. Mein existentialistisch veranlagter MediaMarkt-Mitarbeitender würde da sicherlich zustimmend nicken.

Habt ihr Erfahrungswerte in puncto Gaming mit ergonomischen Vertikalmäusen vorzuweisen – oder: Seid ihr einer der ganz harten und zockt Counter-Strike mit dem Trackpad eures Notebooks? Welches ist das Eingabegerät eures Vertrauens – und auch: Wie stark identifiziert ihr euch mit dem Mäuschen unter eurer Handfläche? Schreibt es uns in die Kommentare! 

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