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Skifahren Bretter, die die Welt bewegen

Fällt der erste Schnee, holen weltweit rund 100 Millionen Freizeitläufer ihre Skier aus dem Keller und ziehen in Scharen auf Pisten und Loipen. In den letzten 50 Jahren hat sich Skifahren von einem Sport für wenige zu einer regelrechten Massenbewegung entwickelt. Für uns ein guter Grund, sich die beliebten Bretter einmal näher anzuschauen
Skifahren: Kunststücke auf Schnee: Entwicklungen und Technologien machen den Ski immer schneller und wendiger
Kunststücke auf Schnee: Entwicklungen und Technologien machen den Ski immer schneller und wendiger
© David Stoecklein/CORBIS

Der Steilhang ist plattgewalzt, nicht der kleinste Knubbel erhebt sich auf der schneebedeckten Piste. Plötzlich: ein Zischen! Tief in die Hocke gebeugt, die angewinkelten Arme vor dem Körper, saust der Speed-Skifahrer heran. Der Anzug umschließt seinen Körper wie eine zweite Haut, kein Lüftchen dringt durch die glän zende Hülle. Mit seinem Spezialhelm sieht der Flitzer aus wie ein Wesen aus der Zukunft - oder ein Playmobilmännchen.

Zack! Nur ein Augenzwinkern später ist der Raser schon vorbeigerauscht. Denn Speed-Ski ist der schnellste nichtmotorisierte Sport der Welt. Und einer der gefährlichsten. In neun Sekunden beschleunigen die Fahrer von null auf 150 Kilometer pro Stunde - das schaffen ansonsten nur Rennwagen! Der Italiener Simone Origone ist der Schnellste im Schnee: Mit 251,40 Stundenkilometern düste er im Jahr 2006 den Hang hinunter - Weltrekord!

Hauptsache, die Bretter brettern besser!

Allein mit hartem Training und eisernem Willen hätte Simone Origone das nicht geschafft. Den Sprung aufs Siegertreppchen verdankt der Italiener auch seiner Spezialausrüstung: neben Anzug, Helm und Stiefeln natürlich vor allem den Skiern.

Seit Jahren experimentieren die Hersteller mit neuen Materialien und Technologien - nicht nur für Speed-Skifahrer, sondern auch für Freizeitsportler, Langlaufliebhaber und Buckelpisten-Bezwinger. Hauptsache, die Bretter brettern besser! Dass die Sportgeräte überhaupt im Schnee gleiten, liegt an einem einfachen physikalischen Prinzip: Beim Skilaufen reiben die Bretter über den Schnee, dabei entsteht Wärme. Es bildet sich ein dünner Wasserfilm - und auf dem rutschen Skier samt Fahrer talwärts.

Das haben die Menschen auch schon vor rund 5000 Jahren gewusst: Damals benutzten sie längliche Schneeschuhe, mit denen sie sich in verschneiter Landschaft bewegen konnten, ohne tief einzusinken.

Eine lebensnotwendige Erfindung, denn nur so ließ sich im Winter Wild jagen. Vor etwa 3000 Jahren, in der Bronzezeit, wurden aus den bis zu drei Meter langen Gleithölzern die Skier, wie wir sie heute kennen - zumindest, was die Form angeht.

Die Menschen im Norden Europas, etwa im heutigen Norwegen, Schweden oder auf Island, hatten sogar eigene Skigötter, die sie um guten Schnee und schnelle Bretter anflehten: "Ullr" und "Skadi"!

Skifahren: Meist besteht der Kern des Skis aus Holz. Mit den anderen "Zutaten" wird er in eine Form gelegt, mit Kunstharz verklebt und in den Ofen geschoben und bei 115 Grad Celsius "gebacken"
Meist besteht der Kern des Skis aus Holz. Mit den anderen "Zutaten" wird er in eine Form gelegt, mit Kunstharz verklebt und in den Ofen geschoben und bei 115 Grad Celsius "gebacken"
© Bettmann/CORBIS

Es kann Monate dauern, bis aus einer Idee ein Paar Skier wird

Die beiden werden heute wohl nicht mehr angerufen, wenn aus Skiern flinke Flitzer werden sollen. Tempo ins Brett bringen Ingenieure, die zunächst am Computer neue Modelle entwerfen. Länge, Gewicht, Form, Material-Mix - es kann Monate dauern, bis aus einer Idee ein Paar Skier wird.

Grundsätzlich sind die Bretter nach dem "Sandwich-Prinzip" aufgebaut: In mehreren Lagen werden Holz, Kunststoffe und Metall übereinandergeschichtet. Welches Material wie und wo genau verwendet wird, hängt von dem Skityp ab, der gebaut werden soll - und vom "Rezept" des Herstellers.

Meist jedoch besteht der Kern aus Holz. Mit den anderen "Zutaten" wird er in eine Form gelegt, mit Kunstharz verklebt und in den Ofen geschoben: Bei 115 Grad Celsius "backt" der Ski zusammen. Überschüssiger Kleber wird sauber abgeschnitten. Danach ist der Ski zwar hübsch, aber noch immer nicht fertig.

Für das optimale Gleiten fehlt der letzte Feinschliff: ein genau berechnetes Muster, das in die Skiunterseite gefräst wird, damit diese nicht am Schnee pappen bleibt. Zum Schluss kommt noch eine ordentliche Portion Wachs auf den Belag. Dann laufen die Skier wie geschmiert.

GEOLINO Nr. 1/08 - Ab auf die Piste

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