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Sich an die eigene Nase fassen

Sagt man, jemand solle sich an seine eigene Nase fassen, möchte man ausdrücken, dass derjenige selbstkritisch sein sollte. Wir erklären euch, woher diese Redewendung stammt

"Mir ist heute etwas ganz Dummes passiert", erzählt Jannick, als er sich zu seinen Eltern an den Küchentisch setzt. "Ich war eigentlich mit Tim zum Eisessen verabredet, aber ich habe das Treffen völlig vergessen. Tim hat eine halbe Stunde vor der Eisdiele auf mich gewartet." "Du bist aber auch schusselig", sagt seine Mutter kopfschüttelnd. "Ja", antwortet Jannick kleinlaut. "Tim war auch ganz schön sauer. Dabei sollte er sich mal an seine eigene Nase fassen. Vor zwei Wochen hat er mich nämlich auch eine Stunde auf sich warten lassen."

Jannick möchte mit dieser Redewendung ausdrücken, dass sein Freund Tim sich erst einmal um seine eigenen Fehler und Schwächen kümmern sollte, bevor er ihn kritisiert. Schließlich hat er auch schon Treffen vergessen und ist deshalb gar nicht in der Position, böse auf Jannick zu sein.

Dieser Ausspruch ist vermutlich auf einen alten normannischen Rechtsbrauch zurückzuführen. Wenn ein Normanne jemanden zu Unrecht beleidigt hatte, musste er sich nämlich beim öffentlichen Widerruf mit der Hand an die eigene Nase fassen. Auf Bilderbögen aus der damaligen Zeit ist diese Rechtsgebärde häufig abgebildet. Über die Jahre ist die Redewendung entstanden.

Tim und Jannick haben sich wieder vertragen und sich gegenseitig versprochen, zukünftig keine Verabredungen mehr zu vergessen. Damit das klappt, tragen sie jetzt jedes Treffen in ihr Hausaufgabenheft ein. "Und seitdem wir das so machen, klappt das super!", freut sich Jannick.

Wenn sich jemand an seine eigene Nase fassen soll, soll er sich erst einmal um seine eigenen Fehler und Schwächen kümmern
Wenn sich jemand an seine eigene Nase fassen soll, soll er sich erst einmal um seine eigenen Fehler und Schwächen kümmern
© kiramerle / photocase

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