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Redewendung Für jemanden eine Lanze brechen

Auch wenn heutzutage wohl niemand mehr eine Lanze zuhause hat, im Alltag benötigen wir oftmals eine, um sie zu brechen - allerdings nur im übertragenen Sinne
Redewendung: In den Turnieren des Mittelalter brachen Ritter noch echte Lanzen - Das wäre heute zu gefährlich, also brechen wir sie nur noch sprichwörtlich
In den Turnieren des Mittelalter brachen Ritter noch echte Lanzen - Das wäre heute zu gefährlich, also brechen wir sie nur noch sprichwörtlich
© David Trood/Photonica/Getty Images

Verärgert steht Andreas mit seinen Klassenkameraden auf dem Pausenhof. "Dieser gemeine Herr Greif hat mir schon wieder eine Strafarbeit aufgebrummt, dabei habe ich mich heute im Unterricht wirklich gut benommen. So eine Frechheit!" Auch die anderen Schüler finden das nicht nett und beginnen, schlecht über den Lehrer zu sprechen. Nach einer Weile geht Valentin das Ganze zu weit: "Jetzt muss ich aber mal eine Lanze für unseren Lateinlehrer brechen: Vielleicht hat er dich heute zu Unrecht bestraft. Aber ihr scheint wohl alle zu vergessen, dass er uns bis jetzt immer absolut fair behandelt hat und ansonsten wirklich nett ist." Erstaunen macht sich in der Gruppe breit, nicht nur darüber, dass Valentin so energisch für den Lehrer eintritt, sondern vor allem, weil niemand so genau weiß, von welcher Lanze er da eigentlich geredet hat.

Brechen wir eine Lanze für jemanden, so bedeutet das nichts weiter, als dass wir dieser Person beistehen und uns für sie einsetzen. Die Redewendung stammt aus dem Mittelalter, als Ritter regelmäßig in Turnieren gegeneinander antraten, um herauszufinden, wer der stärkste und mutigste unter ihnen war. Eine Disziplin dieser Wettbewerbe war der sogenannte Tjost, der Kampf mit der Lanze. Ursprünglich benutzten die Menschen diese speerförmigen Stangen als Wurfgeschosse, später funktionierte man sie zu Stichwaffen um, die in den Turnieren zum Einsatz kamen und während des Kampfes zu Bruch gingen. In der mittelalterlichen Vorstellung kämpften die Ritter nicht für sich, sondern für andere - das konnte ein Adliger oder eine Frau sein, die sie beeindrucken wollten. Sie brachen also ihre Lanze zur Ehre dieser Personen.

Zudem galt der Zweikampf mit der Lanze als ein Mittel im Rechtswesen, um Streitigkeiten beizulegen. Waren sich zwei Leute in einer Sache nicht einig, so konnten sie im Kampf darüber entscheiden, wer von ihnen Recht bekam. Es mussten allerdings nicht zwangsläufig die beiden Streithähne gegeneinander antreten, sie konnten dafür auch Mitglieder aus ihren Familien bestimmen, die dann die Lanze für sie brachen.

Ganz egal, ob das Zerbrechen der Lanze nun aus dem Rechtsstreit oder dem Kampf um die Ehre hervorging - heute brechen wir sie sowieso nur noch sprichwörtlich. Und zwar genau dann, wenn wir mit Entschiedenheit für einen anderen Menschen eintreten.

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