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Nerven - Die nützlichen Quasselstrippen

Eigentlich können Nervenzellen nicht besonders viel: Sie nehmen eine Nachricht auf - und leiten sie weiter. Doch im Team vollbringen die Zwerge wahre Wunderdinge. Sie warnen uns vor Gefahren; sorgen dafür, dass wir uns bewegen können, und verwandeln uns sogar in Schlaumeier

Inhaltsverzeichnis

Alarmanlage des Körpers

Alaaarm! Manchmal kann es ganz schön nerven, ein Nerv zu sein. Eines hat man da nämlich nie: Ruhe. Einen Moment lang habt ihr nicht aufgepasst und mit dem Finger die heiße Herdplatte berührt - schon schmurgelt er an wie ein Steak. Ein richtiger Notfall. Blitzschnell schlagen die Nerven Alarm. Die Nachricht rast vom Finger durch den Körper. Ihr spürt einen brennenden Schmerz und reißt die Hand zurück.

Nichts bleibt unentdeckt

Typisch, könnte man sagen. Wo immer in eurem Körper etwas geschieht - die Nerven merken es sofort. Über hauchdünne Leitungen melden sie dem Gehirn selbst die sanfteste Berührung am Finger; Seitenschmerzen und juckende Mückenstiche; Pochen im Zahn; Vibrationen unter den Füßen; den kalten Windzug im Nacken.

Doch sie bemerken nicht nur alles - sie übermitteln auch Befehle. Wollt ihr etwa eine Seite in GEOlino umblättern, zischt jedes Mal ein Kommando vom Kopf zu euren Fingern. Jeder Millimeter unseres Körpers ist bestens verkabelt. Würdet ihr alle Leitungen eures Nervensystems aneinander legen, reichten sie bis zum Mond und wieder zurück!

"Alle mal hergehört, es gibt Neuigkeiten!" Unser Zeichner stellt sich Nervenzellen als kleine, quasselnde Kraken vor. So falsch ist die Vorstellung gar nicht
"Alle mal hergehört, es gibt Neuigkeiten!" Unser Zeichner stellt sich Nervenzellen als kleine, quasselnde Kraken vor. So falsch ist die Vorstellung gar nicht
© Martin Baltscheit

Feinste Leitungen

Woraus besteht eigentlich das Nervensystem? Unter dem Mikroskop erkennt man, dass es aus Milliarden winziger Bausteine zusammengesetzt ist: den Nervenzellen. Im Finger sitzen zum Beispiel Spezialisten für die Temperaturmessung. Sie sind nur wenige Tausendstel Millimeter dick und sehen ein bisschen aus wie Wurzeln. In ihrer Mitte liegt der knubbelige "Zellkörper". Von dort sprießen Fasern zu den Nachbarzellen. Durch diese Leitungen kann die Nervenzelle elektrische Pulse schicken und so Nachrichten übertragen. Das ist fast wie beim Telefon.

Blitzschnelle Nachrichtenübermittlung

Die Meldung saust den Arm hinauf und kommt nach einem Sekundenbruchteil im Rückenmark an. Das ist der dickste Nervenstrang im Körper. Er führt vom Kopf durch das Rückgrat und besteht aus einem dicken Geflecht von Nervenfasern und -körpern, einer regelrechten Datenautobahn, auf der ständig Unmengen von Nachrichten entlangrasen.

Nützliche Reflexe

Die Zellen des Rückenmarks übertragen das Signal zum Gehirn. Wenn die Nachricht dort ankommt, spüren wir den Schmerz und können uns überlegen, was wir tun. Bis das Oberstübchen entschieden hat, vergeht allerdings rund eine Sekunde.

Das ist für einen Notfall natürlich viel zu lang. Zur Erinnerung: Unser Finger brutzelt auf der Herdplatte! Deshalb alarmiert das Rückenmark gleichzeitig Nervenzellen im Arm. Die befehlen Muskeln, unsere Hand sofort zu retten. Solche Aktionen ohne einen Befehl des Gehirns heißen Reflexe.

Eigentlich ganz angenehm hier! Nerven sind eine lebenswichtige Alarmanlage. Ohne sie würden wir es nicht einmal merken, wenn wir im Feuer stehen
Eigentlich ganz angenehm hier! Nerven sind eine lebenswichtige Alarmanlage. Ohne sie würden wir es nicht einmal merken, wenn wir im Feuer stehen
© Martin Baltscheit

Tierische Nerven

Haben Tiere auch ein Nervensystem wie wir? Ja, aber nicht alle. Schwämme etwa haben keines. Sie können sich deshalb nicht bewegen und fühlen auch keine Schmerzen.

Ganz anders die Regenwürmer. Sie besitzen Ganglien. Das ist ein primitives Rückenmark, in dem Nachrichten von einem Glied zum nächsten fließen. Mit einem solchen Nervensystem mussten in der Urzeit auch die Vorfahren der Säugetiere auskommen.

20 Milliarden Nervenzellen

Im Laufe von Jahrmillionen wurde es ständig weiter ausgebaut und verbessert. Die wichtigste Neuerung: An einem Ende der Ganglien sammelten sich immer mehr Nervenzellen an. Und so wie eine Klasse mehr Aufgaben lösen kann als ein einzelner Schüler, so wurde auch dieser Haufen immer schlauer, schneller und vielseitiger. Diese Ansammlung ist, klar, das Gehirn. Bei uns Menschen wiegt es heute etwa 1,4 Kilogramm und besteht aus ungefähr 20 Milliarden Nervenzellen!

9 Kilo Hirnmasse

Einige Tiere haben zwar noch größere Denkapparate - das Gehirn von Pottwalen wiegt bis zu neun Kilo. Allerdings muss es auch einen Riesenkörper steuern, sodass wenig Grips zum Nachdenken übrig bleibt.

Sensible Gebilde

Forscher haben herausgefunden, dass Menschen im Verhältnis zu ihrer Größe das größte Gehirn haben und wohl deshalb am klügsten sind. Aber auch Robben oder Schimpansen sind erstaunlich pfiffig.

Schlau, aber leicht verletzlich

So viel zu den tollen Eigenschaften unserer Nerven. Sie sind allerdings auch ziemliche Sensibelchen. Gehirnzellen machen zum Beispiel schon schlapp, wenn sie nur ein paar Sekunden ohne Sauerstoff auskommen müssen. Das geschieht zum Beispiel bei Schlaganfällen, wenn Adern verengt sind und kein frisches Blut mehr liefern. Wen es trifft, der kippt oft einfach um.

Viele alte Menschen leiden unter Alzheimer, einer Krankheit, bei der die Gehirnzellen in der Großhirnrinde sterben. Die Erkrankten vergessen immer mehr Dinge, erst Telefonnummern und Verabredungen. Dann den Weg nach Hause - bis sie eines Tages nicht einmal ihre Kinder wiedererkennen.

Ziemlich kopflos: Bei Alzheimer-Kranken sterben Teile der Großhirnrinde ab. Weil die auch für die Erinnerungen zuständig sind, erkennen die Menschen nach einer Weile nicht einmal mehr ihr Spiegelbild
Ziemlich kopflos: Bei Alzheimer-Kranken sterben Teile der Großhirnrinde ab. Weil die auch für die Erinnerungen zuständig sind, erkennen die Menschen nach einer Weile nicht einmal mehr ihr Spiegelbild
© Martin Baltscheit

Elektro-Chips statt Nervenzellen

Bei einigen Krankheiten versuchen Ärzte heute, defekte Nervenzellen durch Elektro-Chips zu ersetzen. Gehörlose Menschen, bei denen die Hörzellen nicht funktionieren, tragen manchmal ein so genanntes Implantat im Innenohr. Das nimmt Töne auf und wandelt sie in elektrische Signale um. Der Chip ist an Nervenzellen angeschlossen, welche die Signale zum Gehirn weiterleiten. So nehmen die Gehörlosen wieder Geräusche, Töne und Worte wahr.

Ein amerikanischer Biologe hat vor kurzem sogar einen Chip im Gehirn eines Affen angeschlossen, der Befehle von Gehirnzellen aufnehmen konnte und sie an einen Roboterarm weiterleitete. Dem Affen gelang es so, den Arm zu bewegen - nur mit der Kraft seiner Gedanken!

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