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Städtereise Tipps für Trier: Zu Gast in Karl Marx' Heimatstadt

Hauptmarkt, Trier
© Hans Peter Merten/Bildagentur Huber
Trier feiert den 200. Geburtstag von Karl Marx, der hier auf die Welt kam, und der nun als Karl der Übergroße in Bronze zurückgekehrt ist. Ein Besuch in der Stadt mit den römischen Wurzeln

Inhaltsverzeichnis

Deutschlands wohl älteste Stadt hat zwar keinen Intercity-Anschluss, aber einen Denker, dessen Ideen in so ziemlich alle Länder der Erde gereist sind. Am 5. Mai 1818 erblickte Karl Marx in Trier das Licht der Welt – was die Stadt an der Mosel nun feiert. Zum 200. Jubiläum geht der interaktive Stadtführer »Marx Guide« online, und drei Ausstellungen sind zu sehen, darunter »Leben.Werk.Zeit« im Rheinischen Landesmuseum. Am Simeonstiftplatz wurde jüngst mit Tamtam ein ­Mega-Marx enthüllt, eine gut fünf Meter hohe Bronzeskulptur des Bildhauers Wu Weishan – ein Geburtstagsgeschenk der Chinesen an die Heimatstadt des Philosophen: Karl, der Übergroße, löste einige Diskussionen aus, aber das hat er schon immer. Eine bescheidenere Büste steht im Garten des Karl-Marx-Hauses.

Doch die bedeutende Geschichte der Stadt begann natürlich schon lange vor Marx. Die antiken Reste erinnern an die Blütezeit im 4. Jahrhundert, als Trier die kaiserliche Ersatzresidenz für Rom war, ein Bollwerk gegen die Germanen, das 60000 Einwohner zählte: Das Stadttor Porta Nigra, das Amphitheater und die Kellergewölbe der Kaiserthermen-Ruine sind Schauplätze von Erlebnisführungen, bei denen die Besucher Sklaven, ­Gladiatoren und Legionären begegnen.

Porta Nigra, Trier
Das Stadttor Porta Nigra in Trier bauten die Römer. Es stammt aus dem 2. Jahrhundert und ist innen und außen eine Wucht.
© Rene Mattes/hemis.fr/laif

Sehenswürdigkeiten in Trier

Die Konstantinbasilika , der weltweit größte erhaltene Einzelraum der Antike, hat die Ausmaße eines Flugzeughangars, mein »Hallo« echot erst nach sieben Sekunden zurück. Gewärmt von einer Fußbodenheizung, thronte hier Kaiser Kon­stantin hoch über seinen Gästen, damit die sich winzig fühlten.

Am Hauptmarkt , dem Fußgängerzonen-Knotenpunkt aus Fachwerk, biege ich ab vom Touristen-Trier ins triste Trier. Im engen, geduckten Maarviertel blättert Putz, mancher Laden wurde zuletzt vor Jahrzehnten dekoriert oder steht leer. Aber Uns Rita brummt: ­Umgeben von selbst gemalten Bildern, frischem Gemüse, Maggi-Flaschen und Persil- Blechschildern bietet mir die Tante Emma des Quartiers sofort Kaffee an, dann schaut der Müllmann auf ein Bier vorbei und erzählt von seiner Tour. Wer wissen will, wie Trier tickt – einfach Kaffee nachschenken lassen (Maar- Str. 33).

Getreu dem Trierer Motto »maach mellisch« (schön bedächtig) verwandelt sich die Ufer­wiese bei Moselkilometer 191 an Wochenenden in eine Party- und Chillzone: DJs ­legen auf, die Liegestühle stammen aus der nahen Jugendherberge.

Schlafen in Trier

Das familiengeführte Hotel Deutscher Hofhat geräumige Zimmer. Und Parkplätze – eine Seltenheit in Triers City! (Südallee 25, DZ/F ab 98 €). Traditionsmetzger und Gasthof seit mehr als 140 Jahren, runderneuert und aufgepeppt: Das Hotel Pieperbietet kleine Zimmer, aber ein großes Frühstück (Thebäerstr. 39, DZ/F ab 98 €). Edle Schieferbäder, helle Möbel Marke Eigenbau und Balkone: Die netten Be­treiber des B&B Nadabei haben jedes Zimmer individuell gestaltet, Frühstück gibt es im ruhigen Innenhof (Moselstr. 9–10, DZ/F ab 112 €). Zentral liegt das Park Plaza, das mit viel Holz und Leder eingerichtet ist. Die ­Bibliothek dient auch als loungige Bar (Nikolaus-Koch-Platz 1, DZ/F ab 156 €).

Konstantinbasilika, Trier
Die Konstantin-Basilika war einst eine Palastaula - demnach ist die Bezeichnung der Halle etwas unpassend, da sie nicht dem Bautyp einer Basilika entspricht.
© Shutterstock Creative

Essen und Trinken in Trier

Chorizo an Zitronenbutter, Teigtaschen mit Schafskäse und andere Tapas gibt’s in der Weinwirtschaft Friedrich-Wilhelm, dazu regionalen Wein wie Trittenheimer Apotheke und Erdener Treppchen. Im Gewölberestaurant Domstein stammt das Menü aus einer Rezeptsammlung von Marcus Gavius Apicius, Feinschmecker um 20 n. Chr., und reicht von Mulsum (Weißwein-Aperitif mit Honig) über Perna (Kochschinken mit Myrte in Feigensoße) bis Apothermum (Süßspeise) und wird zwischen Vitrinen mit antiken Grabungsfunden gereicht.

Absacker? Die Kellerkneipe Cubiculum ist ein netter Studententreff, und Aom Ecken die nippesdekorierte Kult-Eckkneipe im Maarviertel. Rosi serviert Viez in Porzen, Apfelwein in Porzellanbechern, ihr Mann brutzelt Flieten, Hähnchenflügel.

GEO Saison Nr. 08/2018 - Die schönsten Geheimnisse Europas

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