GEOplus: Herr Professor Borchardt, in vielen Weltgegenden stellen Dürren ein immer größeres Problem dar. Wie steht es um die Ressource Wasser in Deutschland?
Professor Dr. Dietrich Borchardt:Hierzulande verzeichnen wir inzwischen ebenfalls eine ganze Dürreperiode, die mindestens schon seit 2018 anhält. Es handelt sich um ein einmaliges Ereignis seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Und Landschaftsarchive – zu denen zum Beispiel Baumringe gehören – verraten uns, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach eine solche Trockenheit seit 1000, vielleicht 2000 Jahren nicht gab.
In dem Zusammenhang ist auch ein weiterer Umstand völlig ungewöhnlich: Die zeitgleiche Kombination aus Trockenperioden einerseits und Hitzewellen andererseits. Eine für Mitteleuropa vollkommen neue Qualität im negativen Sinne, hervorgerufen durch den menschgemachten Klimawandel. Denn damit geht ein selbstverstärkender Effekt einher: Durch Hitze wird Trockenheit gesteigert. Und die Zukunft sieht im Zuge der globalen Erwärmung natürlich nicht besser aus. Wir stehen in Deutschland am Anfang einer dramatischen Wasserkrise.
Welches Wasserdefizit hat sich in den letzten Jahren aufgebaut?
Inzwischen kommen wir auf ein bis anderthalb Regenjahre, die uns in Deutschland fehlen. Ein paar niederschlagsreiche Monate können dieses gewaltige Defizit bei Weitem nicht kompensieren. Und das Pendel schlägt zunehmend weiter aus: Einerseits gibt es immer öfter heiße Dürren, andererseits Starkregen. Und die Gewitter, die heftigen Schauer in den vergangenen Wochen sind im wahrsten Sinne ein Tropfen auf den heißen Stein. Von diesem Starkregen fließt – vereinfacht gesprochen – der Großteil rasch über versiegelte Flächen ab und gelangt über begradigte Bäche und Flüsse auf kurzem Wege über Rhein, Weser, Elbe oder Donau in die Meere. Dieser Niederschlag hilft uns also vor Ort und für das Grundwasser nicht weiter.