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30 Jahre Schutz

Wälder leben, wenn Menschen von Ihnen leben können. Der Verein „GEO schützt den Regenwald“ unterstützt seit 30 Jahren Kleinbauern, die Brandrodungen verhindern; Gemeinden, die Wälder schützen; Familien, die Vanille kultivieren

Liebe Freunde und Freundinnen des Regenwaldes,

im Jahr 2019 jährte sich nicht nur der Mauerfall zum 30. Mal - wir bei GEO feiern zudem auch das 30-jährige Bestehen des Vereins „GEO schützt den Regenwald e.V.“ Der Anlass zur Gründung des Vereins im Jahr 1989 war jedoch zunächst ein schlimmer Fauxpas gewesen. Denn der Verlag Gruner + Jahr, der unter anderem auch das GEO-Magazin publiziert, baute damals ein neues, modernes Verlags-gebäude, direkt an der Elbe. Das Bauwerk war ein architek-tonisches Meisterstück, das innen und außen die maritime Umgebung widerspiegelte, es bestand nicht zuletzt aus viel Glas, einer verzinkten Metallummantelung mit vielen Bullaugen und natürlich – viel Holz. Und bei der Auswahl eines Teils dieses Holzes unterlief den Planern ein ökologischer Fehler, der damals, in der Vor-Greta-Zeit, vielleicht noch nicht vielen auffiel, aber einigen denn doch: Sämtliche Fensterrahmen waren aus Tropenholz gefertigt worden. Tropenholz!

Was also tun? Zu reparieren war der Fehler nicht mehr, aber der Verlag bekannte sich offen zu diesem Sündenfall und tat schon vor 30 Jahren das, was in der Klimadiskussion heute ein zentrales Gebot ist: Er fand einen Weg, ausgleichende Maßnahmen zum Schutz des Regenwaldes zu initiieren. Und so gründeten die Mitglieder der GEO-Redaktion und Gruner + Jahr einen unabhängigen Verein, der sich laut Satzung zum Ziel setzte, die tropischen und subtropischen Wälder ebenso wie die dort lebende Bevölkerung durch geeignete Projekte zu unterstützen und zu fördern. Der Verlag stattete den jungen Verein mit einem finanziellen Grundstock aus und schaltete zudem in seinen Magazinen Anzeigen, um ihn und sein Anliegen bekannt zu machen und erste Spender zu gewinnen – insgesamt kamen auf diesem Wege rund 500.000 DM zusammen.

Darüber hinaus unterstützte Gruner + Jahr den Verein von Beginn an logistisch, zum Beispiel durch einen kostenfreien Büroraum. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Finanzbuchhaltung bis IT waren und sind ehrenamtlich für den Verein tätig. Das führte dazu, dass die Verwaltungskosten stets niedrig gehalten werden konnten. Ein großer Vorteil: Die Spenden von Einzelpersonen und Firmen sowie die Beiträge unserer Fördermitglieder fließen bis heute zu 100 Prozent in die Projektarbeit.

Und die Bilanz von „GEO schützt den Regenwald“ kann sich nach 30 Jahren sehen lassen: Der Verein hat seit 1989 durch die wertvolle Expertise seines Beirats rund 90 spannende Projekte in 22 verschiedenen Ländern rund um den Globus durchführen können.

„GEO schützt den Regenwald“ hat inzwischen ein Netzwerk von lokalen Experten und Organisationen in diesen Ländern aufgebaut, ohne deren Mitwirken eine solche Arbeit undenkbar wäre. Der Verein hat sich auch das Vertrauen großer Institutionen verdient, darunter das Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), das auf Antrag einige unserer Vorhaben durch zusätzliche Mittel unterstützt hat. So ist es in den letzten 30 Jahren mit vielen Millionen Euro gelungen, wertvolle Wälder zu schützen, Dörfern und Familien in den Projektgebieten zu Einkommen und verbesserten Lebens-bedingungen zu verhelfen und zugleich Zigtausende Tonnen CO2 einzusparen bzw. zu binden.

Nur wenn die Menschen, die in und um den Regenwald zuhause sind, ein Auskommen haben, ist nachhaltiger Walderhalt möglich – so unser Leitgedanke, der sich im Verlauf der Jahre heraus-kristallisierte. Heute initiieren und fördern wir daher insbesondere Projekte, die diese Frage mitbedenken – als Voraussetzung dafür, dass die Anwohnerinnen und Anwohner selbst ihren Wald dauerhaft erhalten können. Solche Vorhaben brauchen neben viel Zeit, exzellente Partner, manchmal auch das Know-how mehrerer Organisationen. Unsere langjährige Kooperation in der äthiopischen Kaffa-Region und in der ecuadorianischen Provinz Napo sind Parade-Beispiele für die erfolgreiche Verknüpfung von nachhaltiger Einkommensschaffung bei gleichzeitiger Sicherung des Walderhalts. Alle Projekte entwickeln wir gemeinsam mit unseren lokalen Partnern; die Beteiligung der Bewohner der Waldregionen ist eine wichtige Voraussetzung. Und die Projektaktivitäten zeigen Wirkung wie die folgenden Beispiele belegen.

Projektbegünstigter Bezabih Gebre mit seiner Familie
Kleinbauer Bezabih Gebre mit seiner Familie
"Ich konnte ein neues Haus bauen - mit einem regendichten Dach"
© Tamiru Haile

In der Kaffa-Region von Äthiopien fördert unser Verein seit vielen Jahren die Umsetzung eines erfolgreichen Konzepts zur gemeinschaftlichen Waldbewirtschaftung, Participatory Forest Management, kurz PFM, ge-nannt, und gemeinsam mit der Partner-firma Original Food, die Vermarktung von Wildkaffee. Kleinbauer Bezabih Gebre gehört dem Exekutiv-Komitee für den PFM-Wald von Awasho im Bezirk Decha an. Im Jahr 2012 erhielten insgesamt 156 vorab geschulte Mit-glieder der Gemeinde das Recht, die zu Awasho gehörenden 356 Hektar Regenwald zu nutzen und zu bewirtschaften. Im Gegenzug verpflichteten sie sich, den Wald zu schützen. „Vor PFM setzten wahlloser Baumeinschlag, Rodungen für Felder, Wilderei und Holzkohle-Produktion dem Wald zu; jetzt erholt er sich! Vor PFM gehörte ich zu den Ärmsten, durch die Erlöse von Wildkaffee und anderen Waldprodukten kann ich meine Kinder jetzt in Uniformen zur Schule schicken, meiner Familie ein besseres Leben ermöglichen“, sagt Bezabih Gebre. Inzwischen ist die Zahl der geförderten PFM-Gebiete auf 40 angewachsen; insgesamt 31.195 Hektar Regenwald werden nachhaltig bewirtschaftet und geschützt.

Deborah Andi, Kleinproduzentin "Die Vanille hilft vor allem uns Frauen und unseren Familien"
Deborah Andi, Kleinproduzentin
"Die Vanille hilft vor allem uns Frauen und unseren Familien"
© Kallari

Während ihres Ecuador-Projektbesuchs im Juli 2019 lernte die Geschäftsführerin in Tena/Napo die junge Kleinproduzentin Deborah Andi kennen, die sich eindrücklich für die Unterstützung des Vanille-Vor-habens von Kallari, der Genossenschaft der indigenen Kichwa, bedankte. „Die Vanille hilft gerade uns Frauen, mit ihr können wir Geld verdienen und unsere Familien unterstützen!“ Nachhaltige Produktion und Vermarktung erstklassiger Vanilleschoten sind Ziel des Projekts. In Napo wächst die wertvolle, schattenliebende Gewürzpflanze nicht auf Plantagen, sondern in den artenreichen „Waldgärten“ (Chakras) der Kallari-Mitglieder, wo sich eine Vielzahl von Waldbäumen und Pflanzen zur Ernährung der Familien mischt mit solchen, die Verkaufserlöse erzielen, wie hocharomatischer Kakao und Guayusa, aus deren Blättern Tee gebraut wird.

Ángel Flores, Waldschutzaktivist "Wir werden nicht locker lassen, die Nebelwälder zu beschützen"
Ángel Flores, Waldschutzaktivist
"Wir werden nicht locker lassen, die Nebelwälder zu beschützen"
© Eva Danulat

Der Bergnebelwald ist zwar weniger bekannt als der Tieflandregenwald, doch bei allen Unterschieden ist seine Artenvielfalt ähnlich hoch. Im idyllischen Intag-Tal im Nordwesten Ecuadors wird der Nebelwald durch die Ausweitung von Agrarflächen und Viehweiden sowie Bergbau bedroht. Seit Jahrzehnten kämpft die Umweltschutz-organisation DECOIN erfolgreich gegen die Pläne multinationaler Konzerne, in der Region durch großflächigen Tagebau Kupfer abzubauen. Der Projektfokus liegt neben Umweltbildungsaktivitäten für Kinder und Erwachsene vor allem auf der Schaffung von vor Raubbau geschützten Wäldern in Gemeindehand. Dank unserer Kooperation mit LichtBlick und DECOIN mehrte sich die Zahl der anfangs wenigen Waldschützer. Dutzende Waldflächen, insgesamt rund 7.700 Hektar, wurden von Privateigentümern gekauft und in den Besitz von Gemeinden und Bezirken überführt. „Unser Wald ist nicht nur die Heimat unzähliger Tiere und Pflanzen, er schützt auch das lebenswichtige Wasser, unser Trinkwasser. Komme was wolle, wir werden den Nebelwald immer beschützen!“, so der Bauer und Waldschutzaktivist Ángel Flores, vor wenigen Monaten zum Präsidenten des Bezirks Cuellaje gewählt, wo inzwischen mehr als 4.000 Hektar Wald unter Schutz stehen.

Kul Bahadur Malla Wir kochen jetzt mit Biogas statt Brennholz"
Kul Bahadur Malla
Wir kochen jetzt mit Biogas statt Brennholz"
© NCDC

Oft ist das Abholzen von Bäumen fehlenden Alternativen geschuldet. Mangels anderer Energiequellen kochen und heizen weltweit 2,4 Milliarden Menschen mit Holz – das lässt die Wälder immer weiter schrumpfen. In zwei abgelegenen Berggemeinden Nepals entstanden mit Hilfe des Vereins Mikrowasserkraftwerke: Eines davon 1999 in Landruk, Kaski in Kooperation mit dem damals frisch gegründeten Ökostromanbieter LichtBlick; 2014 ein zweites, rein mit allgemeinen Spenden finanziert, in Pasagaun, Lamjung. Drei Projekte mit Fokus auf waldschonende erneuerbare Energien hat „GEO schützt den Regenwald“ gemeinsam mit dem lokalen Partner National Conservation and Development Centre (NCDC) im Dhading-Distrikt von Nepal realisiert. In fast 1.500 Haushalten wurden dort Biogasanlagen gebaut; die Familien produzieren jetzt ihr eigenes Kochgas. Kul Bahadur Malla aus der Siedlung Sunaulo Bazaar weiß die Projektunterstützung sehr zu schätzen: „Beim Besuch von Modellgemeinden habe ich viel gelernt. Durch die Einführung von Biogas hat sich unser Leben deutlich verbessert, wir brauchen kaum noch Holz; dank der angeschlossenen Latrinen ist auch die Hygiene jetzt viel besser. Auf den durch uns aufgeforsteten Flächen stehen jetzt Wälder.“

In vielen unserer Projekte spielt Aufforstung eine Rolle. Insgesamt wurden in den Projektländern um zwei Millionen Bäume heimischer, teils bedrohter Arten gepflanzt. Zum Beispiel in der Sundarbans-Region von Indien: In drei Kooperationen mit der Karl-Kübel-Stiftung pflanzten die Bewohnerinnen und Bewohner der Projektinsel mehr als eine Million Mangroven, die einen lebendigen Schutzgürtel um ihre durch Tropenstürme bedrohte Heimat bilden. Angesichts der bitteren Armut in der Region genauso wichtig: Durch weitere begleitende Aktivitäten dort haben sich auch die allgemeinen Lebensbedingungen der etlichen Tausend Projektfamilien nachhaltig verbessert. Sie produzieren inzwischen deutlich mehr Nahrungsmittel, erwirtschaften ein höheres Einkommen, haben bessere Kapazitäten zur Selbsthilfe. Ganz nach unserem Motto „Projekte für Wald und Mensch“.

Am Anfang aber stand schon 1989 die Bereitschaft Vieler, für den Schutz tropischer und subtropischer Wälder zu spenden. Daher gilt unser Dank vor allem diesen Spenderinnen und Spendern und natürlich Ihnen, unseren aktuellen Fördermitgliedern: Ohne Sie wäre das alles nicht denkbar gewesen, und mit Ihnen wollen wir auch in Zukunft viele Projekte angehen, um dem Regenwald zu dienen. Denn dieser braucht heute eine solche Unterstützung mehr denn je, und die Menschheit – auch die Menschheit braucht angesichts des Klimawandels den Regenwald mehr denn je.

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