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Fränkische Alb Etwa 150 Millionen Jahre alt: Neuer Flugsaurier entdeckt - durch Zufall

Das Fossil des neu entdeckten Flugsauriers Balaenognathus maeuseri ist ungewöhnlich gut erhalten
Das Fossil des neu entdeckten Flugsauriers Balaenognathus maeuseri ist ungewöhnlich gut erhalten
© Martill, et. al. 2023 A new pterodactyloid pterosaur with a unique filter-feeding apparatus from the Late Jurassic of Germany. PalZ
Vor über 150 Millionen Jahren wateten fliegende Dinos durch die flachen Lagunen der heutigen Fränkischen Alb. Eine ungewöhnliche neue Spezies entdeckte nun ein deutsch-englisches Forscherteam

Das Fliegen ist keine Erfindung der Vögel: Schon zu den Zeiten der Dinosaurier bevölkerten fliegende Ungetüme den Luftraum. Nun haben deutsche und englische Forscher eine neue Spezies dieser Flugsaurier entdeckt.

In den Kalkplatten der Grube Wattendorf im Landkreis Bamberg (Bayern) entdeckten sie ein ungewöhnlich gut erhaltenes, etwa 154 Millionen Jahre altes Fossil, das, neben seinem guten Erhaltungszustand, etliche Besonderheiten aufwies. "Das Tier muss fast unmittelbar nach seinem Tod im Sediment begraben worden sein", vermutet David Martill von der Universität Portsmouth in einer Pressemitteilung. Anders lässt sich kaum erklären, warum nicht nur alle Knochen, sondern auch die Gelenke und sogar die Bänder erhalten sind. Die Spezies aus der Gruppe der Pterosaurier erhielt nun den wissenschaftlichen Namen Balaenognathus maeuseri.

Rekonstruktion von Balaenognathus maeuseri: So könnte der Flugsaurier mit dem Filter-Schnabel ausgesehen haben
Rekonstruktion von Balaenognathus maeuseri: So könnte der Flugsaurier mit dem Filter-Schnabel ausgesehen haben
© Künstler: Joschua Knüppe

Besonders erstaunlich: der minutiös erhaltene Schnabel mit seinen über 480 langen Zähnen – den Forschenden zufolge ein deutlicher Hinweis auf die Ernährungsgewohnheiten des Tieres. Ähnlich wie der heutige Löffler, eine Vogelart der Meeresküsten mit einem langen, löffelförmigen Schnabel, nutzte der Saurier seinen zähnestarrenden Schnabel offenbar nicht, um Fleisch aus seiner Beute zu reißen. Sondern, um Wasser aufzunehmen und anschließend durch die geschlossenen, eng stehenden Zähne hindurchzupressen wie durch einen Kamm oder ein Sieb. Zurück blieben die Nahrung des Tieres: winzige Garnelen und Ruderfußkrebse.

Früher Zeuge einer Lagunenlandschaft

Und noch etwas fiel den Paläontologen auf: "Einige Zähne haben einen Haken am Ende, was so zuvor noch nie bei einem Pterosaurier gesehen wurde", erklärt David Martill. Die Form der Zähne erlaubte es Balaenognathus maeuseri offenbar, beim Filtern besonders effizient vorzugehen. Ihre Entdeckung beschreiben die Forscher in der Paläontologische Zeitschrift, dem Fachjournal der Paläontologischen Gesellschaft.

Der Fund ist zugleich ein weiterer Hinweis auf das Aussehen des nördlichen Bayern vor über 150 Millionen Jahren. Den Wissenschaftlern zufolge watete oder schwamm der Flugsaurier durch die flachen Lagunen der heutigen Fränkischen Alb, in denen es vor Kleinstlebewesen wimmelte. In denen aber auch Krokodile Beute fanden. Entdeckt wurde der Flugsaurier nämlich eher zufällig – in einem Kalksteinblock, der Krokodilknochen enthielt.

Da der Kalksteinbruch in Wattendorf vier Millionen Jahre älter ist als andere Fundstätten in Bayern, werden dort immer wieder bislang unbekannte Spezies entdeckt. Zu sehen ist das Flugsaurier-Fossil nun – neben anderen bedeutenden Funden – im Naturkundemuseum Bamberg.

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