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Fliegen Trend-Fluggeräte: Himmlischer Hochmut

Großartig oder dekadent? Die Bergregionen Österreichs haben sich rasante Trend-Fluggeräte einfallen lassen. Was zählt, ist der Kick - die Naturerfahrung weniger

Den Reißverschluss der Weste schließen, die gepolsterten Gurte an Hüfte und Schulter festzurren. Tief einatmen. Dann geht es los. Die Seilrollen beginnen sich zu drehen - die Passagiere hängen unter einem Apparat mit stilisierten Adlerschwingen und sausen vom rund 2000 Meter hohen Gschöllkopf am Tiroler Achensee über das Tal hinweg. Viele Bergregionen, vor allem in Österreich, sind ganz wild auf neue Fliegzeuge wie den Skyglider: Bis zu vier Passagiere überwinden bei der 800 Meter langen Seilfahrt zwischen Berg- und Talstation einen Höhenunterschied von 200 Metern, wobei die Tiefblicke ins Tal atemberaubend sind. Zum Glück ist die Freiheit nicht grenzenlos, das Gerät gleitet an einem Stahlseil, die Passagiere erleben den Flug gesichert in einem Drachenflieger-Gurt.

Fliegen: Ob dekadent oder nicht - den Passagieren scheint der "Flug" Skyglider jedenfalls Spaß zu machen
Ob dekadent oder nicht - den Passagieren scheint der "Flug" Skyglider jedenfalls Spaß zu machen
© Airrofan

In Tirol rast der Skyglider mit 80 km/h am Drahtseil durch die Luft

( www.rofanseilbahn.at ). Im Ötztal fliegt der Flying Fox der Area 47 immerhin 360 Meter weit über den Badesee des Outdoorspielplatzes

( www.area47.com ). Und im Pinzgau scheint sich die Dürnbachschlucht zum Zip-Line-Zentrum zu entwickeln – mehr als zehn Seilbahnen mit einer Länge zwischen 25 und 200 Metern überqueren das Tal

( www.unterwurzacher.eu ).

Während viele Attraktionen kindertauglich sind, darf der Pilot größerer Anlagen nicht kleiner sein als 1,20 Meter und nicht mehr als 120 Kilo wiegen. Dass weitere dieser Fahrgeschäfte in den Alpen entstehen, scheint absehbar. Im Deutschen Alpenverein (DAV) sieht man diese Entwicklung kritisch. Die Haltung ist eindeutig: Bespaßungsanlagen wie die Aussichtsplattform Alpspix oder der im Wettersteingebirge geplante zwei Kilometer lange Mega-Flying Fox gelten als dekadent. "Eine solche Anlage hat nichts mit Naturerfahrung zu tun", heißt es. "Wesentlich am Flying Fox sind der Kick durch Höhe, Geschwindigkeit und Überwindung." Michael Ehrenreich vom Unterwurzacher-Team in der Dürnbachschlucht hält dagegen: "Die Leute wollen Unterhaltung." Das scheinen die Besucherzahlen der Aussichtsplattform Alpspix zu bestätigen, allein im ersten Monat nach der Eröffnung fuhren 20 000 Menschen auf den Osterfeldkopf, zählt man 40 000 Gäste im Jahr. Und dennoch wurden die Genehmigungen zum Bau des Mega-Flying Fox nicht erteilt.

Eine Übersicht der Seilbahnen findet sich unter: www.ziplinerider.com

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