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Visuelle Illusion Auf diese optischen Täuschungen fällt fast jeder herein

Optische Täuschung
Was auf den ersten Blick einfach aussehen mag, ist für manche Betrachter nur schwer lösbar
© Geo
Können Sie erkennen, welche der Linien länger ist? Wissenschaftler stellten sich die Frage, ob das Erkennen von optischen Täuschungen schlicht erlernbar ist, oder aber eine angeborene Fähigkeit voraussetzt

Welche der beiden waagerechten Linien im linken Bild ist länger? „Die obere!“, denken Sie jetzt vielleicht. Tatsächlich aber sind die Linien identisch. Schuld an der Täuschung sind vermutlich die beiden Schrägen: Sie gaukeln uns eine räumliche Tiefe vor, die es auf dem zweidimensionalen Bild nicht gibt. So geht das Gehirn davon aus, dass die obere Linie weiter entfernt sein muss als die untere – und folglich in Wahrheit länger ist. Bislang gehen die meisten Forscher davon aus, das solche Berechnungen des Gehirns im Laufe des Lebens durch alltägliche Erfahrungen erlernt werden.

Wissenschaftler des Project Prakash überprüften diese These. Sie zeigten Kindern und Jugendlichen mit angeborenem grauen Star kurz nach der Operation die „Ponzo-Illusion“ (A). Wäre die Übersetzung von zweidimensionalen Bildern in eine dreidimensionale Welt erlernt, hätten die Versuchspersonen nicht auf die optische Täuschung hereinfallen dürfen – taten sie aber.

Ebenso ließen sie sich von der „Müller-Lyer-Illusion“ (B) täuschen, die auf ähnlichen Mechanismen beruht. Auch hier empfanden sie den oberen Strich länger als den unteren. Noch ist es den Wissenschaftlern nicht gelungen, diese Beobachtungen einzuordnen. Klar ist jedoch, dass das Gehirn optischen Täuschungen unabhängig von Erfahrungen auf den Leim geht – und somit mehr visuelle Fähigkeiten angeboren sind als bislang angenommen.

GEO Magazin Nr. 12/2017 - Wie gut sind wir wirklich?

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