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Parapsychologie Begegnungen mit Geistern: Wie sich Spuk-Phänomene erklären lassen

Geister
Begegnungen mit Geistern können darauf beruhen, dass das Gehirn in manchen Situationen Trugbilder erschafft. Manche Menschen erleben etwa in der Paralyse, einem merkwürdigen Zustand zwischen Schlaf und Erwachen, spukhafte Hallu­zinationen
© mauritius images / Cavan Images
Manche Menschen hören unheimliche Stimmen, sehen Gegenstände, die sich wie von selbst bewegen, begegnen Verstorbenen. Der Physiker und Psychologe Walter von Lucadou versucht, solche spukhaften Phänomene wissenschaftlich zu erklären – um Betroffenen zu helfen

GEO WISSEN: Herr von Lucadou, Sie leiten die deutschlandweit einzige Beratungsstelle für Parapsychologie. Sind Sie ein Experte für das Über­natürliche?

Dr. Walter von Lucadou: Wer den Begriff Parapsychologie hört, denkt oft an Geisterjäger oder Menschen, die Kontakt zu den Seelen Verstorbener suchen. Tatsächlich aber ist die Dis­ziplin ein Zweig der Bewusstseinsforschung: Sie untersucht ungewöhnliche menschliche Erfahrungen, die es seit alters her gibt und die immer wieder beschrieben werden.

Dazu gehören verstörende Erlebnisse wie Spuk, Nah­toderfahrungen oder Träume, die sich auf unheimliche Art zu verwirklichen scheinen. Wem so etwas widerfährt, dessen Weltbild gerät oft aus den Fugen – und es ist nicht leicht, darüber mit anderen Menschen zu sprechen, ohne für verrückt erklärt zu werden. Wir dokumentieren diese Phänomene, versuchen sie mit wissenschaftlichen Methoden zu erklären und helfen Betroffenen, das Erlebte einzuordnen.

Wie viele Menschen erleben solche ungewöhnlichen Phänomene?

Wir haben jedes Jahr ungefähr 3000 Kontakte zu Hilfesuchenden. Außergewöhnliche oder scheinbar unerklärliche Phänomene sind keineswegs selten: Repräsentativen Umfragen zufolge berichten in Europa und den USA rund 60 Prozent der Bevölkerung, mindestens einmal einen entsprechenden Vorfall erlebt zu haben.

Um welche Erlebnisse handelt es sich?

Am häufigsten erzählen uns Menschen von Wahrträumen, in denen sie Dinge oder Vorgänge gesehen haben, die später tatsächlich passierten: Es ist ihnen dann etwa ihr Vater begegnet, dem im Traum etwas zustößt – und später stellt sich heraus, dass er in derselben Nacht tödlich verunglückt ist. Viele berichten auch von Spuk, von unerklärlichen Geräuschen wie Klopfen, Schritten oder Poltern, von Gegenständen, die sich wie von selbst bewegen. Ein weiteres verbreitetes Phänomen sind Erscheinungen – dass man also Personen sieht, die nicht wirklich anwesend sein können.

Halten Sie solche scheinbar übernatürlichen Ereignisse für möglich?

Wer so ein Ereignis schildert, wird oft viel zu schnell als Spinner, Wichtigtuer oder psychisch kranker Mensch abgetan. Dabei wissen die Menschen meist genau, was sie erlebt haben – und es verunsichert sie oft zutiefst, dass das Erlebte nicht in ihr Weltbild passt. Ich halte solche Ereignisse weder für übernatürlich noch für irreal. Wir wissen noch immer sehr wenig darüber, wie das Gehirn unser Bewusstsein und sein Erleben entstehen lässt. Manche verbreitet auftretenden Phänomene wurden noch vor wenigen Jahrzehnten als Einbildung abgetan – und sind heute Gegenstand seriöser Forschung. Ein Beispiel dafür ist die Schlafparalyse.

Was geschieht dabei?

Bei diesem Phänomen geraten Menschen in eine Art Zwischenzustand zwischen Schlaf und Erwachen: Sie kommen zu Bewusstsein und fühlen sich hellwach – ihr Körper aber befindet sich noch im Schlaf und ist daher bewegungsunfähig. Die Personen erleben sich als hilflos und gelähmt; allein das ist eine sehr unheimliche Erfahrung. Dazu kommt, dass ihre Wahrnehmung oft noch von Trauminhalten beeinflusst wird.

Mitunter erleben sie in diesem Zustand dann schreckliche Dinge, die sich aber vollkommen real anfühlen: Sie berichten etwa von unheimlichen Besuchern, die auf ihrem Brustkorb saßen, sie gewürgt oder anderweitig gequält haben.

Solche Schilderungen wurden bis weit ins 20. Jahrhundert hinein als Einbildung abgetan. Oder, schlimmer noch, mit dem Wirken von Dämonen erklärt – und die Betroffenen mitunter grässlichen Behandlungen ausgesetzt, um die bösen Geister zu bannen. Erst seit einigen Jahrzehnten ist das Phä­nomen ein etablierter Gegenstand der Schlafforschung, und es wird untersucht, was gegen sein Auftreten hilft.

Begegnen uns geisterhafte Gestalten immer in traumähnlichen Zuständen?

Keineswegs. In einem typischen Fall meldete sich eine Frau bei mir, deren Mann vor Kurzem verstorben war. An diesem Tag war sie abends nach Hause gekommen – und sah ihren Mann im Sessel vor dem Fernsehapparat sitzen, ganz wie er es zu Lebzeiten zu dieser Tageszeit üblicherweise tat. Die Frau war vollkommen entsetzt und hat die Polizei verständigt. Die Beamten sahen niemanden. Sie boten der Frau an, sie in die Psychiatrie zu begleiten, haben dann aber zunächst mich hinzugezogen.

Ich konnte die Frau beruhigen – denn ich wusste: So ein Vorfall muss mitnichten Zeichen einer psychischen Krankheit sein. Nach Trauerfällen mit sehr nahe stehenden Menschen ist eine solche Wahrnehmung keineswegs selten, wir kennen viele solche Berichte. Wenn ein Mensch so einen Vorfall relativ gelassen hinnehmen kann, ist er harmlos und erfordert keine tiefgehende Analyse.

Dies ist eine stark geküzte Fassung. Das gesamte Interview mit Walter von Lucadou lesen Sie in "GEO Wissen Nr. 70 - Die Kraft der Spiritualität" - hier im GEO Shop bestellen.

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