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Die Durchschlagskraft fehlt

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Hier hat sich der fünffache Hüttenberger Torschütze Vit Reichl (r. Großwallstadts Lars Röller) schön in Szene gesetzt, am Ende verliert er mit dem TVH aber 26:29. JENNIVER-FOTOGRAFIE © Jenniver Röczey

Eine Serie musste reißen - es war die des TV 05/07 Hüttenberg, der am Sonntag den vierten Heimsieg in Folge verpasst hat. Stattdessen bejubelte der TV Großwallstadt nach dem 29:26 den dritten Auswärtserfolg nachein- ander, mit dem der TVG in der Tabelle an den Mittelhessen vorbeigezogen ist.

Es war ein Duell zweier personell gebeutelten Zweitligisten, und entsprechend sahen die knapp 1200 Zuschauer in Hüttenberg auch keinen Handball-Leckerbissen, beim 29:26 (11:10)-Sieg des TV Großwallstadt aber zumindest eine spannende Partie. Speziell in der ersten Halbzeit glänzten nicht nur die Torhüter Simon Böhne (TVH) und Petros Boukovinas mit einer Quote jenseits der 35 Prozent. Es wurden auch viele Ungenauigkeiten und technische Fehler von den Akteuren geboten.

TVH-Trainer Stefan Kneer musste unter der Woche das Saisonaus von Kapitän Hendrik Schreiber und Paul Kompenhans und damit des dritten Rückraumspielers nach Niklas Theiß verkraften, sodass Johannes Klein sowohl auf der Deckungsspitze als auch im halblinken Rückraum das Vakuum füllen sollte. Zudem musste Paul Ohl Mitte der zweiten Halbzeit nach einem Foul in der Kabine behandelt werden. Die weiteren Akteure der zweiten Reihe waren zudem gehandicapt. »Philipp Opitz hat nach seiner Schulter-OP gestern in der 3. Liga gespielt. Daher wollte ich ihn heute nicht reinwerfen«, sagte Kneer. Und Jannik Hofmann bat auch bei Linkshänder David Kuntscher, der selber die Ausfälle nicht als Ausrede gelten lassen wollte, um Verständnis: »Er war die Woche krank und powert heute fast durch. Da ist klar, dass nicht alles klappt.« Der Linksaußen war »sehr enttäuscht. Ein Sieg wäre eine Belohnung für die tolle Moral gewesen. Für alle Jungs für ihre Arbeit. Zum Beispiel auch für Jannis Wrackmeyer. Er arbeitet 40 Stunden die Woche, steckt im Abstiegskampf mit der 2. Mannschaft und gibt hier auch noch alles.«

Fünf torlose Minuten am Ende

Aber auch Großwallstadt hatte personelle Probleme, gestaltete am Mittwoch in Aue das Nachholspiel siegreich und hat danach »fast nicht trainiert. Dennoch haben wir in den letzten 15 Minuten vielleicht unser bestes Spiel gemacht, in der Deckung gut gearbeitet und sind mit tollen Einzelaktionen zum Abschluss gekommen«, war TVG-Trainer Michael Roth hochzufrieden. Kneer hatte zudem erkannt, dass »wir es bei +3 nicht geschafft haben, weiter nachzulegen. In der entscheidenden Phase hält dann Petros Boukovinas wichtige Bälle.« So konnten die Gäste eine 24:22-Führung der Hausherren in den letzten acht Minuten noch drehen, denn der TVH blieb nach dem 25:25-Ausgleich mehr als fünf Minuten torlos.

Dabei war es ein bis zur Crunchtime ausgeglichenes Spiel gewesen, in dem die Blau-Weiß-Roten meist die Nase vorne hatten. Dem ersten Treffer des besten TVH-Schützen Vit Reichl ließ Kreisläufer Nico Scheibel nach starkem Tipp-Anspiel hinter dem Rücken von Ian Weber in der 17. Minute das 7:5 folgen. Fehler und Keeper Boukovinas ließen das Spiel aber kippen und Großwallsatdt mit einer 11:10-Führung in die Kabinen gehen. Linksaußen Moritz Klenk warf die Unterfranken nach Wiederanpfiff erstmals mit zwei Toren in Front. Hüttenberg hielt aber dagegen, und Ohl holte mit einem starken Eins-gegen-Eins beim 14:13 (36.) die Führung zurück. Es lief nun - Weber erhöhte auf 17:14. Roth bremste den Schwung mit einer Auszeit. Über das 19:17 von Vit Reichl (46.) glich der TVG zwar immer wieder aus, musste aber in Überzahl dem TVH noch einmal die 24:22-Führung überlassen. Doch danach fanden die Hausherren offensiv kein Durchkommen mehr, während sich Großwallstadt auf die Durchschlagskraft seiner Rückraumreihe oder des Kreisläufer-Hünen Lars Röller verlassen konnte, sodass TVG-Coach Roth zufrieden in den Bus stieg: »Ich bin selten so gut gelaunt hier weggefahren.«

Hüttenberg: Grazioli, Böhne, Rüspeler; Schwarz (3), Kirschner (2/2), Opitz, Ohl (2), Weber (3), Reichl (5), Rüdiger (3), Hofmann, Wrackmeyer, Klein (3), Scheibel (2), Kuntscher (3).

Großwallstadt: Boukovinas, Minerva; Klenk (4), Bandlow (3), Schauer (4), Bicer (5/2), Bayer, Röller (3), Mohr (3), Stark, Kammlodt (6), Schalles (1).

Im Stenogramm: SR: Bona/Frank (Remscheid/Radevormwald). - Zu.: 1190. - Zeitstrafen: 8:8 Min. - Siebenm.: 3/2:3/2.

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Skeptische Blicke bei TVH-Trainer Stefan Kneer (r.) und seinem »Co« Sebastian Weber. JENNIVER-FOTOGRAFIE © Jenniver Röczey

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