Du möchtest deine mentale Gesundheit verbessern? Spazieren gehen ist die einfachste (und günstigste) Methode dafür! 

Du möchtest gern etwas für deine mentale Gesundheit tun? Dann Schuhe an und raus an die frische Luft, denn ein Spaziergang im Freien ist nicht nur gut für deinen Bewegungsapparat, sondern auch deine Psyche 
Frau geht in einem Wald spazieren
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Spazieren gehen: So positiv wirkt sich ein kurzer Spaziergang auf unsere Psyche und unseren Körper aus

In den letzten zwei Jahren habe ich viele neue Dinge gelernt. Zum Beispiel dass ich im Backen eine Niete bin und dass ich gerne male. Vor allem aber habe ich entdeckt, dass ich gerne spazieren gehe. Ich würde sogar inzwischen sogar so weit gehen und sagen, dass es meine liebste Freizeitbeschäftigung ist – neben dem ein oder anderen Nickerchen und ausgedehnten Sessions in der Badewanne. Aber vor allem an den dunkleren (Regen-)Tagen während der Pandemie, als tägliche Spaziergänge mein einziger Kontakt mit der Außenwelt waren, empfand ich die natürlichste aller Fortbewegungsformen wie einen Rettungsanker. Wie einen Lichtblick, mit dem meine mentale Gesundheit im Lot sein konnte.

Spaziergänge bauen Stress ab

Spazieren gehen hat etwas unglaublich Erdendes, vor allem in der Natur. Dazu müsst ihr wissen, dass ich in London lebe und wenn ich Natur sage, meine ich einfach alles mit zwei Bäumen und einem Fleckchen Gras. Spaziergänge ließen und lassen mich frische Luft atmen, natürliches Sonnenlicht aufnehmen und das Handy für ein paar befreiende Momente weglegen.

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Außerdem habe ich festgestellt, dass Spazieren speziell in den Zeiten hilft, in denen alles völlig überwältigend erscheint: Spaziergänge bringen uns zurück auf den richtigen Weg, wenn wir Dinge aus einer anderen Perspektive sehen müssen und einen neuen Plan schmieden müssen. Es ist verwunderlich, wieviel Leben und Schönheit es da draußen gibt – ganz außerhalb dieser Bubbles, die wir für uns selbst geschaffen haben – und die Lockdown-bedingt auch noch geschrumpft sind. Spaziergänge helfen mir seit gut zwei Jahren dabei, mich neu zu fokussieren auf alles, was gerade wichtig ist, und mich daran zu erinnern, dass es Wichtigeres auf der Welt gibt als mein kleines privates Lockdown-Universum.

Im Frühling die Vögel zwitschern zu hören, im Sommer das Gras im Wind wehen zu sehen und im Herbst die Eichhörnchen zu beobachten – das hat mich jeden Tag aufs Neue geerdet. Sie alle waren völlig unbeeindruckt von der globalen Pandemie, einer drohenden Wirtschaftskrise und auch all dem Leid, das die jüngsten globalen Ereignisse verursacht haben. Das soll unsere Probleme weder klein reden noch das simple life da draußen nicht abwerten – im Gegenteil: Emotionale Entlastung und Unbedarftheit können uns helfen, wenn es darum geht, unsere Ängste besser zu bewältigen oder anderen mit echtem Mitgefühl beizustehen. 

Während die Power des Walks (nicht zu verwechseln mit Power Walk!) für mich eine große Offenbarung war, sind Spaziergänge im Freien schon seit Jahren als Therapie für die mentale Gesundheit anerkannt. Im Jahr 2016 beschloss die Journalistin Bryony Gordon für ihr psychisches Wohlbefinden spazieren zu gehen – und trommelte dafür ein paar Begleiter:innen zusammen: "Mir ging es damals nicht sehr gut, und ich war auf dem Clapham Common in der Nähe meines Wohnorts unterwegs, um mich besser zu fühlen. Mir fiel auf, dass sich dort viele Menschen trafen – Fußballer, Läufer, Gruppen von Müttern", sagt sie. "Ich dachte mir, wenn so viele von uns da draußen leiden, warum gibt es nicht auch hier auf dem Common Gruppen von Menschen mit psychischen Problemen?"

Ob allein oder mit Freund:innen: Spaziergänge an der frischen Luft tun unserer mentalen Gesundheit gut.

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Bryony postete einen Tweet, in dem sie alle Interessierten einlud, sich am Valentinstag 2016 mit ihr in einem kleinen Café in der Nähe des Sees “The Serpentine” im Londoner Hyde Park zu treffen, um gemeinsam mit ihr spazieren zu gehen. "Zu meiner großen Überraschung kamen an diesem regnerischen Morgen 20 Leute und [unsere Organisation] Mental Health Mates war geboren."

Kürzlich veröffentlichte der Sportartikelhersteller Asics die Ergebnisse einer der größten unabhängigen Studien, die beweist, dass ein einfaches, bewegungsbasiertes Programm das psychische Wohlbefinden von Arbeitnehmern deutlich verbessern kann. Die Teilnehmer des “Asics Movement for Mind" -Programms verbesserten ihr psychisches Wohlbefinden auf der international anerkannten Warwick-Edinburgh-Skala deutlich.

Nach den schwierigen letzten Jahren und während der aktuellen weltpolitischen Krise ist es wichtiger denn je, sich um die eigene mentale Gesundheit zu kümmern. Eine ganz einfache Möglichkeit kann sein, an die frische Luft zu gehen. “Untersuchungen haben ergeben, dass der Aufenthalt in der Natur erhebliche psychologische Vorteile mit sich bringt”, sagt Dr. Becky Spelman, beratende Psychologin bei “The Private Therapy Clinic” in London. Spaziergänge wirken beruhigend auf Menschen und helfen ihnen, achtsam und im Moment präsent zu sein. Die Vorteile von simplen Runden im Park oder um den Block sollten nicht unterschätzt werden – sie wirken wirklich Wunder für die seit zwei Jahren sehr beanspruchte psychische Gesundheit.

Solltest du psychische Probleme haben und/oder Hilfe brauchen, hilft dir sofort und unverbindlich die Telefonseelsorge unter den Rufnummern 0800-1110111 und 0800-1110222 – 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag, anonym und kostenlos. Und sei dir sicher: Du bist mit deinen Problemen nicht allein. Nie.