Spaß im Schnee

Schnee: Darum machen uns die weißen Flocken oft so glücklich

Schnee macht die meisten von uns froh. Warum uns die weißen Flocken glücklich machen, hat aber ganz einfache psychologische Erklärungen. Hier verraten wir sie
Das sagt uns die Schneepsychologie
Getty Images

Wir erklären, warum uns Schnee und Schneefall glücklich machen

Es schneit. Wieso träumen wir, alle erwachsen, sobald draußen die ersten Flocken fallen, von Schneeengeln, Rodeln und Schneeballschlachten – kurzum: von Dingen, die Kinder tun? Klar, manchmal mischen sich so blöde erwachsene Fragen in unsere Freude: Fährt meine S-Bahn? Wer schippt den Schnee vor dem Haus? Und welche Schuhe lösen sich bei Streusalz nicht auf? Aber an und für sich überwiegt immer die Freude – vor allem, wenn man beim ersten leichten Schneefall mal auf Instagram und Co. guckt und Bilder von Flöckchen, Pulverschnee und Schneemännern plötzlich den Feed fluten. Aber was ist die Faszination von Schnee, wieso lässt uns die erste Schneeflocke in absolute Glückseligkeit verfallen?

Schnee: Darum sind die weißen Flocken absolute Stimmungsaufheller

Wir lieben Weihnachten und kuschelige Abende daheim. Was wir nicht lieben: kurze Tage mit wenig Licht und Sonnenuntergang um 16 Uhr. Aber sobald es schneit, kommt hier einfache Physik als Mood-Booster ins Spiel: Denn Schnee reflektiert Licht – und das nicht zu knapp. Arne Lowden, Wissenschaftler an der Universität von Stockholm, vermutet, dass schneebedeckte Umgebung bis zu 95 Prozent des vorhandenen Lichts reflektiert und so auf natürlichem Weg unsere Laune anheben kann. Mehr Licht = oft bessere Laune.

Schnee veranlasst außerdem die meisten von uns, rauszugehen und durch das Weiß zu stapfen. Klar, dafür muss man sich – wie uns die Mamas bereits als Kinder gelehrt haben – warm anziehen, aber dann steht einer Verbesserung der eigenen Mental Health nichts mehr im Weg. Laut einer Studie der Universität Rochester aus dem Jahr 2010 machen Spaziergänge und Zeit im Freien Menschen widerstandsfähiger, robuster und fitter – und das nach nur 20 Minuten täglich. Also los, Wollpulli, Mantel, Stiefel und Handschuhe anziehen und mindestens zweimal um den Block schlurfen! Wetten, dass ihr spätestens nach einer Runde im Winter Wonderland mit allem vom Schnee reflektierten Licht einen freien Kopf habt?

Schnee: Die weißen Flocken lassen unser inneres Kind raus

Hand aufs Herz: Für Schneebälle, Schneemänner und Schneeengel ist man nie zu alt, oder? Schnee sorgt also nicht nur dafür, dass wir draußen irgendetwas unternehmen wollen, sondern er lässt uns wieder zu Kindern werden. Damals, als unser wichtigster Tagesordnungspunkt noch war, die Schnellsten am Schlittenberg zu sein, war unser Leben nicht so durchgetaktet, es war verantwortungsfreier und vielleicht deshalb auch ein bisschen leichter. “Schnee ermöglicht uns allen, unsere Hemmungen fallen zu lassen”, sagt der britische Psychotherapeut Noel Bell. “Schnee kann uns außerdem helfen, achtsamer zu werden: Denn oft ist die weiße Pracht nur von kurzer Dauer, und wir möchten dann jede Minute im winterlichen Weiß mit allen Sinnen genießen.” Dieses Leben im Augenblick, die Freude über den Moment könne man bestenfalls in seinen Alltag integrieren, so Bell weiter.

Instagram content

This content can also be viewed on the site it originates from.

“Schnee ermöglicht uns, uns an unsere sorgenfreie Kindheit zu erinnern”, sagt Dr. James Newman, Psychologe an der englischen Sheffield Hallam University. Dieser “Happy Child Mode”, so der professionelle Ausdruck, lässt uns sorgenfrei Spaß haben und lässt unser inneres Kind frei, erklärt die englische Psychologin Dr. Elena Touroni. “Unser Drang nach Spielen und Spaß hört im Erwachsenenalter nicht einfach auf”, so die Psychologin. Vielmehr würde er manchmal all unseren Verantwortungen, die man als Erwachsene:r eben hat, zum Opfer fallen. “Ohne Spielen fühlt sich das Leben schwer an. Das kann zu depressiven Verstimmungen und Burn-out führen”, fasst Touroni ihre Beobachtungen zusammen.  

Schnee: Walking in a Winter Wonderland

Rund um Weihnachten wohnt Schnee natürlich ein besonderer Zauber inne: Weihnachtsfilme, die ohne Schnee auskommen, sind normalerweise nicht unsere Favoriten. Unser Gehirn merkt sich bei weihnachtlichen Rom-Coms vor allem drei Dinge: die Story, den Schnee und das Happy End. “Kevin – Allein zu Haus” ohne die überraschende Hilfe vom Nachbar-Opi, der jeden Tag den Schnee vor Kevins Haus schippt?  Unvorstellbar! Irgendeine weihnachtliche Rom-Com mit Vanessa Hudgens, die in keinem tief verschneiten Setting spielt? Ohne Schnee, ohne uns. 

Aber es ist eben nicht nur der Schnee, den unser Gehirn sich gemerkt hat: Die Lovestory und das Happy End sind in unseren Gehirnen so eng mit dem Schnee in Weihnachtsfilmen verknüpft, dass wir gar nicht zum Grinch mutieren können und uns selbst davon überzeugen müssen, was da im winterlichen Weiß auf uns wartet. 

Spaß im Schnee: Mach mal langsam!

Ein weiterer positiver Nebeneffekt von Schnee ist, dass er unser Leben bestenfalls entschleunigt. Manchmal müssen wir wegen der Wetterbedingungen im wörtlichen Sinn einen Gang herunterschalten. Anstatt uns aber wegen des Zeitverlusts stressen zu lassen, sollten wir ihn annehmen und dank Schnee ganz bewusst die Pause-Taste drücken, uns sortieren und erst dann fokussiert weitermachen. Das Motto an Tagen mit Schnee sollte also lauten: Rausgehen, innehalten, durchatmen, mindestens einen Schneeball formen – und erst dann wieder in den Alltag zurückkehren.