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Mit einer Rolex zum Vorstellungsgespräch – eine gute Idee?

Teure Uhren im Büroalltag: Kein ganz einfaches Thema. Hier steht, was man dabei beachten sollte. 
Geschäftsmann schaut auf seine Uhr
Mit einer Rolex zum Vorstellungsgespräch – eine gute Idee?Getty Images

Mit einer Rolex zum Vorstellungsgespräch – ist das eine gute Idee? Das sollte man bei der Uhren-Wahl im Arbeitsleben beachten

Sie kann den Unterschied zwischen Boss-Look und Lehrlings-Aura ausmachen: Eine hochwertige Armbanduhr ist weit mehr als nur Statussymbol. Ihr Renommee als „einziges Schmuckstück des stilvollen Mannes“ – jenseits des Eherings – ist hinlänglich bekannt. Als solches verrät die Uhr am Handgelenk viel über ihren Träger: seinen Geschmack, seinen Sinn für Handwerk, Mechanik und Qualität; vielleicht sogar etwas über Passionen wie die Luftfahrt, Motor- oder Wassersport.

Und natürlich verrät der Zeitmesser auch etwas über Markenbewusstsein und die Bereitschaft, eine nicht unwesentliche Investition in ein exklusives Produkt zu tätigen. Alles im Sinne von: Ich zeige Dir meine Uhr, und Du ahnst, wie ich ticke. Denn so sehr die Anschaffung eines Chronometers eine zutiefst persönliche Entscheidung ist, so sehr präsentiert man sich mit ihr dann doch auch immer – mehr oder minder bewusst – der Umwelt. (Lesen Sie hier: Warum man (eigentlich) nie eine alte Uhr polieren lassen sollte)

Dessen gilt es sich gerade im Business-Alltag stets bewusst zu sein. Kein Mensch – vom CEO bis zum Berufseinsteiger – ist eine autarke Insel. Gerade im Job kommt es immer auch auf das eigene Netzwerk, die Kollegen und das Miteinander an. In einer perfekten Welt sollte die Uhrenwahl dabei alles andere als ausschlaggebend sein. Doch der Mensch handelt bekanntermaßen nicht immer rational. Was also gilt es bei der Uhrenwahl zu beachten?

Erkennbares Statussymbol: Die Submariner von Rolex.

Mit einer teuren Uhr zum Vorstellungsgespräch

Zunächst einmal gilt zu verinnerlichen: Es gibt Menschen die sich für Uhren und Uhrmacherei begeistern. Und es gibt eben auch solche die es nicht tun. Tatsächlich sind letztere bei allen Office-Uhren-Etikette-Überlegungen fast wichtiger. Denn Uhrenenthusiasten sind im Normalfall vor allem positiv überrascht wenn sie am Handgelenk des Gegenübers etwas spannendes sehen und dadurch einen Gleichgesinnten erkennen. Bei ihnen kann man mit einer wertigen Uhr im Normalfall nur gewinnen. 

Anders verhält es sich bei den Chronometrie-Verweigerern: Entweder ist es ihnen völlig gleichgültig, ob jemand nun eine Rolex mit ihrem maximalen Laien-Erkennungswert zum Vorstellungsgespräch trägt, oder aber es löst etwas in ihnen aus. Fehlt jeglicher Sinn für Haute Horlogerie, ist das im besten Fall Unverständnis. Im schlimmsten Fall aber gehen gerade in dieser Situation die Gedanken in Richtung Angeberei, falsche Prioritäten im Allgemeinen und den Umgang des Bewerbers mit Geld im Besonderen. (Lesen Sie hier: Die 100 besten Armbanduhren)

Deshalb aber die geliebte Uhr zumindest fürs Vorstellungsgespräch einfach in der Hosentasche lassen? Diese Entscheidung ist immer sehr individuell zu betrachten. Es ist vermutlich die sicherste Variante, wenn man seinen künftigen Chef noch nie zuvor getroffen hat und überhaupt nicht einschätzen kann: Wo nichts unter der Manschette funkelt, kann auch nichts auffallen – weder angenehm noch unangenehm. Wobei sich zwangsläufig die Charakterfrage stellt: Wie weit ist man bereit sich zu verbiegen? Für wen will man arbeiten? Obendrein ist auch immer die angestrebte Branche zu beachten. Ohne allzu sehr ins Klischee verfallen zu wollen: Beim aufstrebenden Immobilienmakler oder Unternehmensberater wird eine Rolex / Omega / Breitling und die damit verbundenen Assoziationen sicherlich eher als Plus-Punkt betrachtet werden.

Ikonische Uhr: Die Omega Speedmaster.

Luxusuhren im Büro-Alltag

Der Arbeitsvertrag ist also unterschrieben, die Kollegen warten – was nun? Ein echter Uhren-Aficionado wird nun allerspätestens nichts mehr verdrängen und verbergen wollen. Wozu auch? Uhren wie die Rolex GMT-Master II, die Daytona oder die Omega Speedmaster sind schließlich aus gutem Grund Ikonen geworden! Doch auch hier ist es ratsam, zumindest Augenmaß zu bewahren: Als Azubi eine deutlich bessere Uhr als der Chef tragen? Das kann mittelfristig durchaus karriereschädlich sein, gerade in Deutschland ist Neid nach wie vor kein gänzlich unbekanntes Phänomen. 

Gleichzeitig gibt es Branchen, die als ausgesprochen Haute-Horlogerie-Affin gelten. Unter Führungskräften in der Automobil-Industrie ist die Leidenschaft für höchstwertige Zeitmesser beispielsweise sehr ausgeprägt, die Passion für Handwerk und Ingenieursdenken wirkt hier einend. Patek-Philippe-Minutenrepetitionen, Tourbillons von Breguet, ewige Kalender von IWC – darüber können die PS-Männer ebenso gut fachsimpeln wie über die Zukunft der Mobilität. Dass Wilhelm Schmid, der CEO von A. Lange & Söhne, früher bei BMW arbeitete war sicherlich nicht alleiniger Einstellungsgrund, es symbolisiert die Nähe von Automobil-Elite und Uhrenpassion aber allemal gut. (Lesen Sie hier: Alles, was man über Uhrengläser wissen muss)

Uhr mit Understatement-Faktor: Die Nomos Tangente.

Neben den lieben Kollegen und der „Inhouse-Wirkung“ ist allerdings auch die Außenwirkung nicht zu vergessen. Längst legendär ist in diesem Zusammenhang ein offizielles Porträt des einstigen Siemens-Bosses Klaus Kleinfeld, der sich seine Rolex im Nachhinein vom Handgelenk retuschieren ließ. Teure Uhr tragen und gleichzeitig Arbeitsplätze streichen – das erschien damals wie heute als unschicklicher PR-Auftritt. Was bei Kleinfeld im Großen galt, lässt sich dabei durchaus auch auf andere Ebenen übertragen: Wer beispielsweise tagtäglich mit Zulieferern, Abnehmern oder auch Arbeitnehmern knallhart Margen und Konditionen aushandeln muss, der sollte nach außen vielleicht nicht zu sehr zeigen, wie gut sich die Ertragslage für einen höchstpersönlich gestaltet. Eine hochwertige Uhr mit einem ebenso hohen Understatement-Faktor kann hier die Lösung sein, beispielsweise eine Nomos „Tangente“ im klaren Bauhaus-Look, die etwas sportlichere „Highlife“ von Frederique Constant oder auch eine „Senator“ von Glashütte Original.

Teure Uhren im Berufsleben – ein Fazit

Der Job und die Uhr – oft sind es also die vielen Nuancen, die am Ende den Ausschlag geben zwischen „alles ist erlaubt!“ und „übe Dich in Zurückhaltung“. Der wichtigste Faktor bei alldem aber sollte immer bleiben: die eigene Persönlichkeit und Leistung. Kein halbwegs vernünftiger Arbeitgeber oder auch Kollege wird sich einzig und allein wegen der Uhrenwahl abwenden. Qualität setzt sich immer durch, menschliche wie mechanische. Genau darum sind Rolex, Patek Philippe, Audemars Piguet & Co. schließlich zu den mythenhaften Markennamen geworden, als die sie heute bewundert und begehrt werden.