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Alles zum Thema Dachkonstruktionen

Satteldach, Pultdach, Walmdach – das sind alles Dachformen, die uns beim täglichen Gang durch die Straßen ins Auge fallen. Doch die Dachkonstruktion – also das, was ein Dach statisch hält und wie es gebaut ist, kennen nur wenige. Am ehesten sind Dachkonstruktionen bei Richtfesten zu sehen, doch eben nur kurzweilig. Wir erläutern die drei zentralen Kernkonstruktionen, erklären die Bauteile, aus denen sich eine Dachkonstruktion zusammensetzt und beschreiben die Vor- und Nachteile der verschiedenen Dachkonstruktionen.

Begriffe rund ums Dach

Um ein grundlegendes Verständnis für dieses Thema zu gewinnen, erläutern wir zunächst die Begriffe, die von außen betrachtet an einem Dach sichtbar sind. Dazu gehören:

Dachfläche: So werden alle geneigten Flächen eines Dachs bezeichnet.

Dachhaut: Die Dachhaut umfasst die Bauteile von Dacheindeckung, Dachlatten und Windsperre (auch Dachfolie genannt).

Traufe: Damit ist die untere horizontale Kante von Dachflächen gemeint, an der i.d.R. das Wasser in eine Regenrinne abfließt.

Begrifflichkeiten zur Dachkonstruktion

First: Dabei handelt es sich um die oberste horizontale Dachkante, auf deren beiden Seiten die Dachflächen geneigt abfallen.

Walm: Der Walm ist die dreieckig geneigte Dachfläche an einer Hausseite. Der Walm kann von First bis zur Traufe reichen oder auch nur als Krüppelwalm ein kleines Dreieck im oberen Bereich bilden.

Grat: Dieser Begriff steht für die Außenkante, an der zwei geneigte Dachflächen aufeinandertreffen.

Kehle: Von Kehle wird dann gesprochen, wenn von der Innenkante die Rede ist, auf der zwei geneigte Dachflächen aufeinanderstoßen.

Giebel: Der Giebel ist der vertikalen Wandbereich, der eine dreieckige Form entsprechend des Daches aufweist. Es wird auch von Giebelseite eines Hauses gesprochen, wenn die gesamte Hausseite gemeint ist. Lesen Sie dazu den Beitrag "Alles Wissenswerte rund um den Giebel".

Ortgang: Dieser Begriff beschreibt den Dachrand an der Giebelseite, also die schräg verlaufende Kante zwischen Dachfläche und Giebelseite.

Gaube: Eine Gaube ist eine Öffnung in der Dachfläche, in der ein Fenster eingebaut wurde. Gauben gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen - lesen Sie dazu den Beitrag "Dachgauben Arten".

Drei Kernkonstruktionen

Als nächstes wird das Innere – der Kern eines Daches betrachtet. Damit ist die tragende Dachkonstruktion gemeint, die unter den von außen sichtbaren Dachziegeln liegt. Ein Dach gleicht jedoch nicht zwangsläufig einem anderen – das bedeutet, dass sich unter einer Dachart wie dem Satteldach beispielsweise durchaus verschiedene Kernkonstruktionen befinden können:

  • Sparrendach
  • Pfettendach
  • Kehlbalkendach

Gut zu wissen: Weitere Informationen über die verschiedenen Dacharten können Sie in dem Beitrag "Satteldach, Flachdach oder Walmdach – oder welche Dacharten gibt es eigentlich?" nachlesen.

Bauteile in einer Dachkonstruktion

Um in der weiteren Beschreibung der Kernkonstruktionen zurecht zu kommen, definieren wir zunächst die wichtigsten Bauteile in einer Dachkonstruktion:

Dachstuhl: Mit diesem Begriff wird die gesamte (Holz-)Konstruktion eines Daches gemeint.

Sparren: Sparren oder auch Dachsparren genannt, beschreiben die von Dachfirst zur Traufe verlaufenden Holzträger. Es wird weiterhin unterschieden zwischen Binder- und Feldsparren (siehe Grafik Sparrendach).

Pfette: Dies beschreibt den Holzbalken, der parallel zur Traufe angeordnet ist und auf dem die Sparren aufliegen. Es wird zwischen Fußpfette, Mittelpfette, Firstpfette unterschieden – wobei damit die unterschiedlichen Positionen gemeint sind. Die Fußpfette liegt im Bereich der Traufe, Mittelpfette liegt im mittigen Sparrenbereich und die Firstpfette liegt ganz oben unter dem Firstpunkt.

Pfosten: Dies sind vertikale Kanthölzer, auf denen beispielsweise die Mittelpfette aufliegt.

Firstlasche: Die Firstlasche verbindet im Firstbereich die beiden gegenläufigen Sparren mit einer horizontalen Lasche (Holzbrett) und dient der Aussteifung der Sparren, um Zug- und Druckkräfte der Sparren aufzunehmen.

Kehlbalken: Ähnlich wie die Firstlasche handelt es sich dabei um einen horizontalen Balken, der im oberen Bereich zwei gegenläufige Sparren miteinander verbindet. Der Unterschied liegt darin, dass der Holzbalken einen größeren Querschnitt hat und dann eingebaut wird, wenn die Sparren eine Länge von 4,5 m überschreiten.

Zange: Der Begriff beschreibt ein Doppelholz, dass auf beiden Seiten zweier gegenläufigen Sparren diese miteinander verbindet. Sie ist nicht mit der Firstlasche zu verwechseln, da sie mittiger angeordnet ist.

Kopfband: Ein Kopfband stellt eine diagonale Verbindung zwischen einem horizontalen (beispielsweise Mittelpfette) und einem vertikalen Bauteil (beispielsweise Pfosten) dar.

Nun, da die Begriffe der Bauteile geklärt sind, können die Kernkonstruktionen im Detail erläutert werden:

Sparrendach

Diese Dachkonstruktion besteht in der Grundform aus Sparrenpaaren, die in horizontaler Achse gespiegelt und im oberen Bereich durch beidseitig angebrachte Firstlaschen miteinander verbunden sind. Im unteren Bereich liegen die Sparren auf einem Holzbalken, der sogenannten Schwelle auf. Zur Aussteifung dieser Konstruktion werden sogenannte Rispenbänder diagonal auf die Sparren angebracht (siehe Grafik).

Dachkonstruktion - Sparrendach
Dachkonstruktion - Kehlbalkendach

Kehlbalkendach

Auch beim Kehlbalkendach (einer Sonderform des Sparrendachs) besteht die Grundform der Dachkonstruktion aus gegenüberliegenden Sparrenpaaren, die im Firstbereich miteinander verbunden sind (siehe Grafik). Doch zusätzlich wird jedes Sparrenpaar um horizontal angeordnete Kehlbalken verstärkt. Dies verhindert, dass die Sparren durch die Dachlast durchbiegen und dienen zur Stabilisierung.

Am unteren Ende des Sparrens wurden mithilfe von sogenannte Sparrenpfettenankern Knaggen mit angebracht, die als Auflagen des Kehlbalkendaches dienen (siehe Detailgrafik: Knagge).

Sparrenauflage mit Knagge

Pfettendach

Charakteristisch für die Dachkonstruktion eines Pfettendachs sind die liegenden Pfetten, die parallel zur Traufe, also der Gebäude Längsseite angeordnet werden. Die Pfetten werden von senkrechten Pfosten getragen, die mittels Kopfbänder ausgesteift werden. Ein gegenüberliegendes Pfostenpaar wird darüber hinaus noch mit waagerechten Zangen verbunden (siehe Grafik).

Dachkonstruktion - Pfettendach
Sparrenauflage mit Kerve

Auf den Pfetten liegen die Sparren auf, die an der Auflagestelle jeweils eingekerbt sind – das bedeutet, dass die Sparren an der Auflagestelle eingesägt wurden (siehe Detailgrafik: Kerve).

Bei dieser Dachkonstruktion wird zwischen drei verschiedenen Ausführungen unterschieden:

Pfettendach mit einfach stehendem Stuhl (Firstpfette mit Firstpfosten, wobei die Pfosten eine Art Stuhl bilden, daher der Begriff ‘stehender Stuhl’)

Pfettendach mit einfach stehendem Stuhl
Pfettendach mit zweifach stehendem Stuhl

Pfettendach mit zweifach stehendem Stuhl (Mittelpfetten mit Mittelpfosten – die Position bezieht sich auf die Anordnung entlang des Sparrens)

Pfettendach mit dreifach stehendem Stuhl (Fuß-, Mittel- und Firstpfetten mit dazugehörigen Pfosten)

Pfettendach mit dreifach stehendem Stuhl

Vor- und Nachteile der drei Kernkonstruktionen

Dachöffnung bei einem Sparrendach

Sparrendach

Vorteile:

  • Es wird weniger Baumaterial benötigt, da keine Pfetten oder Pfosten notwendig sind.
  • Die einfache Bauweise schlägt sich kostenminimierend auf die Gesamtkosten nieder.
  • Keine Flächeneinschränkung durch störende Pfosten, die im Dachgeschoss stehen.

Nachteile:

  • Die Dachkonstruktion eignet sich für Häuser mit einer maximalen Gebäudebreite von acht Metern.
  • Großer Holzquerschnitt notwendig, um die notwendige Steifigkeit zu haben und Durchbiegungen zu vermeiden.
  • Keine beliebige Dachneigung möglich - Mindestneigung liegt zwischen 30 und maximal 60 Grad.
  • Durch die benötigten Holzquerschnitte kostenintensiver im Vergleich zum Pfettendach.
  • Keine längeren Dachüberstände (Verlängerung der Sparren unterhalb der Traufe) möglich.
  • Dachöffnungen wie Gauben oder ähnliche sind kaum oder nur sehr schwer umsetzbar, wenn sie breiter als ein Sparrenfeld sind, da in dem Fall ein waagerechter sogenannter Wechsel eingebaut werden muss, um die unterbrochenen Sparren abzustützen (siehe Grafik Dachöffnung im Sparrendach).

Kehlbalkendach

Vorteile:

  • Optimale Dachkonstruktion für Häuser mit Gebäudebreiten auch über acht Metern und damit größere Spannweiten, da der Kehlbalken für mehr Stabilität sorgt.
  • Einfache Bauweise, die kostengünstiger bei den Gesamtkosten für das Material zu Buche schlägt.
  • Die waagerechten Kehlbalken können als Konstruktion für die Zimmerdecke verwendet werden.
  • Auch bei dieser Dachkonstruktion gibt es keine störenden Pfosten, die die Fläche im Dachgeschoss einschränken.

Nachteile:

  • Die Spannweite ist zwar auch bei dieser Dachkonstruktion begrenzt, jedoch nicht so stark wie bei dem klassischen Sparrendach.
  • Der Fußbereich, an dem die Sparren auf die Decke treffen, bedarf besonderer Beachtung, da hier die nach außen wirkende Kräfte der Dachkonstruktion auftreffen.
  • Auch hier sind Dachöffnungen schwierig oder zumindest eingeschränkt bis über die Breite von zwei Sparrenfeldern (i.d.R. 1,60 Meter Breite).
  • Keine längeren Dachüberstände (Verlängerung der Sparren unterhalb der Traufe) möglich.

Pfettendach

Vorteile:

  • Anwendbar für viele verschiedene Dacharten wie beispielsweise Sattel-, Pult- und weitere Dächer.
  • Dächer mit großer Spannweite möglich durch die vertikale Lastabtragung der Pfetten, die in beliebiger Zahl alle vier bis fünf Meter entlang der Sparren angeordnet werden können.
  • Die Dachneigung kann beliebig gewählt und ausgeführt werden.
  • Groß dimensionierte Dachöffnungen lassen sich problemlos umsetzen.
  • Die Mittelpfette lässt sich bei nachträglichem Dachausbau weiter nach oben verschieben.
  • Kostengünstiger im Vergleich zum Sparrendach durch wesentlich kleinere Holzquerschnitte, die für ein Pfettendach verwendet werden können.

Nachteile:

  • Durch die Pfosten bei First- oder Mittelpfetten gibt es keine komplett freie Fläche im Dachgeschoss.
  • Die über Pfosten abgeleiteten vertikalen Kräfte müssen auch bei dem darunter liegenden Geschoss aufgefangen werden, bestenfalls durch tragende Wände.
  • Durch die verschiedenen Bauteile wird mehr Material verbaut, was sich ggf. im Preis widerspiegeln kann.

Es gibt viel zu wissen rund um Dachkonstruktionen – doch nach diesem Beitrag sollten die meisten Fragen dazu geklärt sein. Falls nicht, können Sie uns gerne kontaktieren, um Ihre weiterführenden Fragen zu stellen. So kommen Sie bei der Planung der Dachkonstruktion Ihres persönlichen Grundrisses auch garantiert nicht vom Regen in die Traufe.

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Autor

Nathalie Pfeiffer

Fachjournalistin und Bauingenieurin

Dieser Artikel hat die Nummer:

F017