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Einschulung 2023

Möchte zur Schule, aber darf noch nicht: Wie geht es für Ben (5) aus Hannover jetzt weiter?

Noch kein Schulkind: Ben (Name geändert) kann schon einige Wörter lesen und schreiben und ist kognitiv überdurchschnittlich weit entwickelt, er ist aber noch nicht schulpflichtig, weil er erst im November sechs Jahre alt wird, die Grundschule hat seine vorzeitige Aufnahme verweigert. Aber einen Kita-Platz hat er auch nicht mehr. Seine Eltern sind verzweifelt.

Noch kein Schulkind: Ben (Name geändert) kann schon einige Wörter lesen und schreiben und ist kognitiv überdurchschnittlich weit entwickelt, er ist aber noch nicht schulpflichtig, weil er erst im November sechs Jahre alt wird, die Grundschule hat seine vorzeitige Aufnahme verweigert. Aber einen Kita-Platz hat er auch nicht mehr. Seine Eltern sind verzweifelt.

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Hannover. Für rund 82.000 Erstklässlerinnen und Erstklässler in Niedersachsen hat das Schulleben begonnen. Ben (Name von der Redaktion geändert, 5) ist nicht darunter. Er wird erst im November sechs Jahre alt und war von der Grundschule Alemannstraße als noch nicht schulfähig eingeschätzt worden. Er sei zwar kognitiv schon sehr weit entwickelt, aber noch nicht sozial und emotional, heißt es in der Begründung. Außerdem sei er von der Statur her ja auch noch eher klein. Seine vorzeitige Einschulung wurde abgelehnt.

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Traurig über die Einschulungsfeiern für die anderen

Seine Eltern berichten, dass Ben schon einige Wörter schreiben und lesen könne, großes Interesse an den Schulheften seiner älteren Schwester habe, die jetzt in die zweite Klasse gekommen ist, und sich im Kindergarten zuletzt zusehends gelangweilt habe. Er sei sehr traurig gewesen, als er mitbekommen habe, wie seine Freunde aus dem Kindergarten am 19. August ihre Einschulung gefeiert hätten, berichtet sein Vater. Seine Mutter (29) sagt, der Ablehnungsbescheid der Grundschule sei für den Fünfjährigen „eine Riesenenttäuschung“ gewesen.

Wichtiger Tag: Die Einschulungsfeier ist für Erstklässler und ihre Familien ein großes Ereignis.

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Ein Ministeriumssprecher sagt, dass die Schulleitung darüber entscheide, ob ein „Kann-Kind“ vorzeitig aufgenommen werde oder nicht. „Kann-Kinder“ sind alle, die nach dem 30. September sechs Jahre alt werden. Für die Entscheidung der Schule könnten auch die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung, von Früherkennungsuntersuchungen (U9), von anerkannten Testverfahren oder Auskünfte von vorschulischen Einrichtungen – mit Zustimmung der Erziehungsberechtigten – hinzugezogen werden.


Ben hat keinen Kita-Platz mehr

Wenn der Junge ein weiteres Jahr im Kindergarten bleibe, könne er noch viel lernen, heißt es vonseiten des Regionalen Landesamtes für Schule und Bildung. Die Eltern bezweifeln dies, sein Vater (46) verweist darauf, dass seine Freunde jetzt eingeschult worden seien und die übrigen Kinder deutlich jünger seien. Außerdem hat Ben gar keinen Kita-Platz mehr. Den hatten die Eltern nämlich längst gekündigt im Vertrauen auf die Schulärztin, die Ben durchaus Schulreife bescheinigt hatte. Bislang hat die Familie auch keinen anderen Platz gefunden, obwohl sie nach Angaben des Vaters in zahlreichen Einrichtungen angefragt hat. Unklar bleibt, wie dieser Zustand für Ben sozial-emotionale Lernfortschritte bringen soll.

Das Kultusministerium erklärte indes, Schule und Kita bemühten sich, um den Jungen auch im laufenden Kita-Jahr weiter zu betreuen. Die Eltern hätten den Kita-Platz ohne Rücksprache mit der Schule gekündigt. Solange sie keinen Kita-Platz finden, wollen die Eltern erst mal Ben zu Hause weiter fördern und hoffen, dass er inzwischen die Lust auf Schule nicht verliert.

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Stolz mit Schultüte: Während Kita-Freunde ihre Einschulung feierten, musste Ben zu Hause bleiben. Seine Eltern hoffen, dass er die Lust auf Schule in den nächsten Monaten nicht verliert.

Stolz mit Schultüte: Während Kita-Freunde ihre Einschulung feierten, musste Ben zu Hause bleiben. Seine Eltern hoffen, dass er die Lust auf Schule in den nächsten Monaten nicht verliert.

14 Schulen in Hannover kümmern sich um Begabungförderung

Sollte ein Intelligenztest ergeben, dass Ben hochbegabt ist, könnte die Familie sich bei den Experten des Regionalen Landesamtes, Betroffeneninitiativen und speziellen Schulen beraten lassen, die sich der Begabtenförderung verschrieben haben. In Hannover sind dies 14 Schulen, die sich in drei Schulverbünden zusammengeschlossen haben. Zu einem Verbund gehören die Grundschule Mengendamm, die Integrierten Gesamtschulen List und Bothfeld und die Leibnizschule, zu einem anderen die Grundschulen Beuthener Straße, Brüder Grimm und Kestnerstraße sowie das Kaiser-Wilhelm- und Ratsgymnasium und zum dritten Verbund die Grundschulen Am Stöckener Bach, Fuhsestraße, Entenfang, Marienwerder, Wendlandstraße und die Goetheschule.

Diese Schulen bieten auch speziellen Schnupperunterricht für Kinder an. In Einzelfällen sei auch eine sogenannte unterjährige Einschulung, also nach Beginn des Schuljahres möglich, berichten andere betroffene Eltern. Das Kultusministerium teilt allerdings mit, dass eine Einschulung im laufenden Schuljahr nicht möglich sei.

HAZ

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