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Pattensen

Bürgermeisterin zweifelt zumutbaren Schulweg an

Auch wegen der guten Busverbindung wählen Familien in Schulenburg eine Schule in Sarstedt.

Auch wegen der guten Busverbindung wählen Familien in Schulenburg eine Schule in Sarstedt.

Schulenburg. Mit Erstaunen und Zweifel hat Pattensens Bürgermeisterin Ramona Schumann auf die neuen Regelungen der Region Hannover zur Schülerbeförderung reagiert. Wie berichtet, wird die Region sich vom Schuljahr 2019/2020 an nicht mehr finanziell an den Schülerfahrten beteiligen. Das trifft Familien aus Schulenburg, Jeinsen und Pattensen-Mitte, deren Kinder etwa das Gymnasium in Sarstedt besuchen. Sie müssen künftig wegen der Entscheidung für eine Schule in der Nähe die Transportkosten allein bezahlen. Oder ihre Kinder müssten für den Besuch einer Schule innerhalb der Region Hannover – etwa in Springe oder Laatzen - viel längere Wege in Kauf nehmen.

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Auf Anfrage dieser Zeitung hatte Regionssprecherin Sonja Wendt auf neue gesetzliche Regelungen verwiesen und darauf, dass die sogenannte „Zumutbarkeitsgrenze bei 90 Minuten je Schulweg in eine Richtung“ liege.

Bürgermeisterin Schumann sagte, dass die Stadt Pattensen von der Region nicht vorab informiert worden sei. „Die Stadt hatte keine Kenntnis davon.“ Außerdem wunderte sie sich über die Angaben zur Zumutbarkeit der Schulwege. Sie sagte: „Ich ziehe zunächst die zumutbare Belastung von 90 Minuten im SEK I-Bereich in Zweifel.“ Dies sei die maximal zumutbare Belastung für Arbeitswege bei Erwachsenen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine solche Belastung schon bei Elfjährigen, die die fünfte Klasse besuchen, als zumutbar gelten soll.“ Sie verwies auf die entsprechende Passage (§ 3) in der neuen Schülerbeförderungssatzung der Region, wo für den Primarbereich 45 Minuten Schulweg als angemessen gelten, für den Sekundarbereich I sind es 60 Minuten. Schumann kündigte an, sich auch noch einmal direkt bei der Regionsverwaltung zu informieren.

Eltern aus Schulenburg haben geklagt

Als die Region im vergangenen Jahr ankündigte, sich nicht mehr finanziell an den Schülerfahrten zu beteiligten, hat das Ehepaar Anja und Torben Sandström aus Schulenburg Klage beim Verwaltungsgericht Hannover eingelegt. Ihre Tochter besucht seit zwei Jahren das Gymnasium in Sarstedt. Eine Entscheidung hat das Gericht noch nicht getroffen. Wegen des schwebenden Verfahrens haben die Eltern seit der Klageerhebung gar keine Erstattung mehr bekommen.

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Auch diese Eltern weisen darauf hin, dass „die Zumutbarkeit des einfachen Schulwegs im Normalfall bei 60 Minuten liegt und nur unter besonderen Umständen von 90 Minuten auszugehen ist“. Besondere Umstände sind Schulen mit einem besonderen überregionalen Bildungsangebot – etwa Waldorfschulen oder konfessionelle Schulen. Die Eltern betonen auch, dass der Schulweg an der Haustür des Kindes beginnt und endet (Satzung §1), „somit ist nicht nur die reine Busfahrzeit zu beachten“.

Von der Region wurden diese Eltern auf das Gymnasium in Laatzen verwiesen. Um pünktlich zur ersten Stunde im Erich-Kästner-Gymnasium Laatzen zu erscheinen, müsste nach Auskunft von Ehepaar Sandström ihre Tochter das Haus bereits um 5.50 Uhr verlassen, um den Bus um 6.08 Uhr zu nehmen. Die Schule beginnt um 8 Uhr. „Das ist somit ein Schulweg von knapp zwei Stunden. Für den Rückweg verhält es sich ähnlich, da durch den Umstieg an der Haltestelle Pattensen ZOB eine Wartezeit von 20 Minuten die Gesamtdauer in die Höhe treibt.“

Von Kim Gallop

HAZ

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