1. Heidelberg24
  2. Verbraucher

Stiftung Warentest: Alle Infos über die Verbraucher-Organisation

Kommentare

Seit Jahrzehnten informiert Stiftung Warentest über die Qualität von Konsumgütern und Dienstleistungen. Alle Infos über die Verbraucher-Organisation:

Wer kennt es nicht: das Logo der Verbraucherorganisation Stiftung Warentest (StiWa). Bereits im Jahr 1964 ins Leben gerufen, informiert Stiftung Warentest die Verbraucher seit Jahrzehnten über die Qualität von Produkte und Dienstleistungen auf dem deutschen Markt.

MagazinStiftung Warentest
HauptsitzBerlin
Erstausgabe1966

Ist Stiftung Warentest privat?

Gemeinsam mit der Verbraucherzentrale ist Stiftung Warentest die wichtigste Institution im Dienste der Verbraucherinteressen. Als unabhängiges Warenprüfungsinstitut mit Sitz in Berlin dient die Stiftung laut Satzung dem Zweck „die objektiven Nutz- und Gebrauchsmerkmale von Waren und Dienstleistungen“, festzustellen. Ihrem ambitionierten Auftrag kommt die Stiftung durch die Durchführung von vergleichenden Warentest nach.

Trotz der Namensähnlichkeit ist Öko-Test keine Publikation der Stiftung Warentest, sondern ein Konkurrent an dem die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft beteiligt ist. Um ihre Unabhängigkeit und Objektivität zu gewährleisten, wird die privatrechtliche Stiftung aus öffentlichen Mitteln gefördert. Hierfür hat die Bundesregierung in den Haushaltsjahren 2016 und 2017 das Kapital der Stiftung Warentest von rund 75 Millionen auf 175 Millionen Euro aufgestockt.

Wie unabhängig ist Stiftung Warentest?

Die Gefahr einer Abhängigkeit der Testergebnisse von den öffentlichen Mitteln, weist die Stiftung zurück und verweist darauf, dass Großteil ihres Etats eigenständig erwirtschaftet wird. Der Verkauf ihrer Zeitschriften „test“ und „Finanztest" mit einer Gesamtauflage von knapp 600.000 Exemplaren trägt hierzu maßgeblich bei.

Durch Print und Online-Publikationen liegt der Umsatzerlös im Jahr 2017 bei rund 48 Millionen Euro. Weitere 3,9 Millionen Euro sind durch die Stifterin hinzugekommen. Werbeanzeigen in den Publikationen sind erwartungsgemäß nicht möglich, da diese Anzeigen die Stiftung in ein Abhängigkeitsverhältnis zu einem Anbieter bringen könnten.

Wer steckt hinter Stiftung Warentest?

Bei Stiftung Warentest sind Marktforscher und wissenschaftliche Mitarbeiter für die Marktauswahl und die Durchführung der Tests verantwortlich. Jedes Untersuchungsvorhaben wird entsprechend der eigenen Satzung mit dem Kuratorium abgestimmt und in einem Fachbeirat diskutiert. Letzterer setzt sich aus externen Vertretern der Verbraucher, der anbietenden Wirtschaft und neutralen Sachverständigen zusammen.

Obwohl die Stiftung Warentest immer wieder Testanfragen seitens privater Unternehmen erhält, darf sie als unabhängige, staatlich unterstützte Testor­ganisation keine Auftragstests annehmen. Schließlich werden die Untersuchungen nicht durch Mitarbeiter der Stiftung Warentest durchgeführt, sondern weltweit an externe, neutrale Prüfinstitute vergeben. Das Prüfprogramm wird jedoch von der Stiftung selbst entworfen.

Hubertus Primus (l, Alleinvorstand der Stiftung Warentest), Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Andreas Oehler (Vorsitzender des Verwaltungsrats der Stiftung Warentest) kommen zu einer Feier anlässlich 50 Jahre Stiftung Warentest am 4. Dezember 2014 ins Deutsche Historische Museum in Berlin.
Hubertus Primus (l, Alleinvorstand der Stiftung Warentest), Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Andreas Oehler (Vorsitzender des Verwaltungsrats der Stiftung Warentest) kommen zu einer Feier anlässlich 50 Jahre Stiftung Warentest am 4. Dezember 2014 ins Deutsche Historische Museum in Berlin. © Jörg Carstensen/dpa

Wie wird bei Stiftung Warentest getestet?

Die zu testenden Produkte werden anonym im Handel erworben und nicht von den Anbietern zur Verfügung gestellt. Die objektiven Prüfergebnisse werden nach Prüfung und Auswertung vor der Veröffentlichung an die Anbieter zur Kontrolle und Stellungnahme übermittelt. Redakteure bringen die Testergebnisse schließlich in die Textform, in der sie später im Magazin leicht verständlich nachzulesen sind.

Neben objektiven Messungen und Erhebungen werden auch häufig subjektive Urteile von geeigneten Testpersonen in die Bewertung von Produkten einbezogen, wie zum Beispiel beim Prüfpunkt „Handhabung“. Dessen ungeachtet steht nach Angaben der Stiftung die Funktionsprüfung im Fokus – anders ausgedrückt: der überprüfbare Gebrauchswert von Produk­ten und Dienstleistungen wird in den Vordergrund gerückt.

Nach dem Test: Was passiert mit den Test-Waren?

Sofern die rund 1.600 Produkte das Testverfahren ohne Mängel überstehen, kommen sie im Anschluss an die Prüfung viermal jährlich in Berlin zur Versteigerung. Die Publikation der Testergebnisse zielt sowohl auf die Verbraucher als auch auf die Öffentlichkeit insgesamt ab.

Die Testergebnisse werden dem Verbraucher vornehmlich kostenpflichtig durch die stiftungseigene Zeitschrift „test“, „test“-Sonderhefte und durch „test“-Jahrbücher mitgeteilt. Einzelne Testergebnisse werden auch unentgeltlichen durch Massenmedien wie HEIDELBERG24, die Verbraucherzentralen und im Rahmen der Werbung für getestete Produkte verbreitet.

Eine Frau blaettert in der Zeitschrift Test der Stiftung Warentest, alle Infos zu der Verbraucher-Organisation auf einen Blick.
Hefte des Verbrauchermagazins „test“, das monatlich von der Stiftung Warentest herausgegeben wird. © Michael Gottschalk/photothek.net/Imago

Stiftung Warentest: So wird die Endnote für ein geprüftest Produkt bzw. Dienstleistung ermittelt

Zusätzlich zu den vergleichenden Warentests und Dienstleistungsuntersuchungen werden von Stiftung Warentest für die Rubrik „Neu auf dem Markt  neuartige Produkte untersucht und veröffentlicht.

Bereits seit 2002 werden jede Woche Aktionswarenangebote vorwiegend von Lebensmitteldiscountern untersucht und auf der Online-Plattform veröffentlicht. Folgende Aspekte sind bei der Ermittlung der Qualitätsurteile von Stiftung Warentest von zentraler Bedeutung:

Stiftung Warentest: Bedeutung der Bewertungsnote

Die Bewertungsnoten der Stiftung Warentest nach den Prüfungen geben eine Qualitätskategorie wieder und orientieren sich dabei am bekannten deutschen Schulnotensystem. Entsprechend „bestehen“ im Test Waren mit Noten, die als 4 (ausreichend) oder besser ausfallen. Alles darunter fällt durch.

Stiftung Warentest: Kommunikation mit Anbietern von Produkten und Dienstleistungen

Eine direkte Kommunikation zwischen Konsumgüteranbietern und Stiftung Warentest ist nicht nur möglich, sondern sogar erwünscht. Denn die Anbieter sollen die Möglichkeit haben, bestimmte Testvorhaben anzuregen. Schließlich wird das Testprogramm in einem Kuratorium beraten, dem auch Vertreter von Industrie und Handel angehören. Auch bei den einzelnen Testvorhaben ist eine Kommunikation mit den Anbietern vorgesehen.

Die Anbieter wirken als Sachverständige in den „Fachbeiräten“ mit und sollen auf diesem Weg markt- und ange­botsrelevante Angaben machen. Demgegenüber informiert die Stiftung Warentest die Anbieter über das Prüfprogramm und nach Abschluss der Testverfahren über die jeweiligen Prüfergebnisse. So sollen mögliche Fehler oder Ausreißer entdeckt und Nachprüfungen angeregt werden.

Welchen Einfluss hat Stiftung Warentest?

Aufgrund des hohen Bekanntheitsgrads haben die Bewertungen von Stiftung Warentest einen deutlichen Einfluss auf das Kaufverhalten der Verbraucher. Laut Wirtschaftslexikon24.com lassen „breit angelegte Unter­suchungen eine enorme Testwirkung nicht nur beim Konsumentenverhalten er­kennen.“

Auch im Mar­keting der Hersteller sowie deren Produktentwicklung ließe sich dieser Effekt beobachten. So kommen die Testeffekte über die Marketingwirkung auch je­nen Verbrauchern zugute, die selbst keine Testurteile lesen. Während gute Bewertungen oftmals in die Produktwerbung einfließen oder auf Verpackungen abgebildet werden, führen andererseits schlechte Bewertungen immer wieder zu Absatzeinbrüchen oder gar Schadensersatzklagen durch die Hersteller.

Kritik an Stiftung Warentest: Ritter Sport klagt nach schlechter Bewertung

So kam es auch bei einem gerichtlichen Streit zwischen dem Schokoladenhersteller Ritter Sport und der Stiftung: Nachdem bei einem Test von 26 Nussschokoladen in der Dezember-Ausgabe 2013 Ritter Sport mit „mangelhaft“ bewertet wurden, zog Firmenchef Alfred Ritter vor Gericht. Inhalt der juristischen Auseinandersetzung war die Frage, ob es sich bei den Inhaltsstoffen des Produktes ausschließlich um „natürliche Aromen" handelte oder nicht.

In diesem Zusammenhang kritisierte der Vorstandsvorsitzender des Süßwaren-Handelsverbands Sweets Global Network, Hans Strohmeier, den Veröffentlichungszeitpunkt der Testergebnisse zur Vorweihnachtszeit und warf der Stiftung vor, sich über die Angriffe auf Branchenriesen zu profilieren. Im September 2014 musste sich die Stiftung nach eingereichter Berufung in letzter Instanz geschlagen geben und eine Einstweilige Verfügung zugunsten der Schokoladenmarke Ritter Sport akzeptieren.

Stiftung Warentest: Geschichte in Stationen

Nach über fünf Jahrzehnten Stiftungsgeschichte blickt die Verbraucherorganisation Stiftung Warentest auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Insgesamt 5.750 Warentests sowie fast 3.000 Dienstleistungstests und Marktübersichten sprechen für sich (Stand: Dezember 2016).

Auch interessant

Kommentare