SCRAMBLE: Satellitenflotte soll Asteroiden abpassen

Eine Flotte langlebiger Satelliten soll um die Erde kreisen, bis ein Asteroid vorbeikommt. Dann soll ein Satellit aufbrechen, um den Asteroiden aus der Nähe zu erkunden. Für dieses Projekt setzt sich der Kanadier Henry Spencer ein.

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Asteroid Eros

Eros (Bild) war im Jahr 2001 der erste Asteroid, auf dem eine Sonde gelandet ist. 2005 folgte mit Itokawa ein zweiter, frühestens 2018 soll mit Ryugu ein dritter Asteroid Folgen.

(Bild: NASA)

Lesezeit: 3 Min.

Über Asteroiden weiß die Menschheit erstaunlich wenig. Der Kanadier Henry Spencer, Gründungsmitglied der Canadian Space Society, möchte das ändern, ohne Milliarden ausgeben zu müssen. Anstatt einzelner Reisen zu fernen Asteroiden sollen wir uns erst jene Asteroiden anschauen, die ohnehin in Erdnähe kommen, meint Spencer. Am Wochenende stellte er auf der Konferenz Space Access 2016 seine Projektidee SCRAMBLE vor.

Henry Spencer. Zu seinen Ehren wurde Asteroid 117329 nach ihm benannt.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

SCRAMBLE steht für Short-notice Canadian/Characterization Reconnaissance of Asteroids by Microsats Between Luna and Earth, was in etwa Kurzfristige Untersuchung von Asteroiden durch Mikrosatelliten zwischen Mond und Erde bedeutet. Spencer schlägt vor, eine Flotte von Mikrosatelliten in einem geostationären Orbit zu platzieren. Wenn dann ein Asteroid vorbeikommt, soll einer der Satelliten einen Abfangkurs einschlagen und den Asteroiden aus der Nähe erforschen.

"Jeden Monat kommt ein Asteroid in ein bis zwei Millionen Kilometern vorbei, ein bis zwei Mal im Jahr sogar näher als der Mond", sagte Spencer im Gespräche mit heise online. "Das Problem ist, dass wir das meistens erst wenige Tage vorher mitbekommen. Und niemand bietet so kurzfristige Raketenstarts an." Um eine Chance auf Untersuchung dieser Himmelskörper zu haben, muss das passende Gerät also bereits im All bereitstehen.

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Die grundlegende Idee ist nicht ganz neu, was auch Spencer nicht verheimlicht. Doch sind Satelliten inzwischen weniger teuer geworden. Und bald soll es möglich sein, kleine Satelliten als Zusatzfracht (secondary payload) in eine geostationäre Umlaufbahn bringen zu lassen. Das wäre wesentlich günstiger, als nur für diesen Zweck die Reise anzutreten.

Der Kanadier hofft, dass die kanadische Weltraumbehörde Canadian Space Agency (CSA) das SCRAMBLE-Projekt aufgreift. Doch er hält auch private Finanzierung für denkbar, denn Asteroiden sind nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht von Bedeutung. Auch als Rohstoffquelle kommen sie in Betracht, und der Bergbau ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige Kanadas.

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Natürlich werden die kleinen Satelliten keine Bodenschätze zur Erde bringen. Aber sie würden aus geringem Abstand Daten sammeln. Damit könnte es in der Folge möglich werden, die Zusammensetzung von Asteroiden schon aus größerer Entfernung zu bestimmten und damit ihre Bauwürdigkeit einzuschätzen.

Henry Spencer wurde zunächst für seine Beiträge für das Usenet und diverse freie Softwareprojekte bekannt. 1981 richtete er in Toronto den ersten Newsserver außerhalb der USA ein und postete dort auch fleißig. Bis 1991 speicherte er mehr als zwei Millionen Usenet-Postings auf Magnetbändern. Damit sicherte er einen wichtigen Datenbestand der Internetgeschichte. Das Archiv ist heute Teil des von Google betriebenen Usenet-Archivs.

Spencer programmierte drei wichtige regex-Bibliotheken, weshalb er den Spitznamen "regexpguy" trägt. Auch an der Einbringung von IPsec in Linux war er führend beteiligt. Und in Form seiner Zehn Gebote für C-Programmierer lässt er auch andere von seinen Erfahrungen profitieren. heise online nahm die Gelegenheit des Treffens in Phoenix war, um Spencer zu fragen, ob er heute noch im Usenet aktiv ist, und wie er von der Informatik zum Thema Weltraum gekommen ist.

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(ds)