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Die Frau fürs Fragenstellen

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Theater heißt, „den Kopf aufbekommen“: Christa Hohmann. Foto:  Klinger
Theater heißt, „den Kopf aufbekommen“: Christa Hohmann. Foto:  Klinger © -

Kassel. Christa Hohmann will endlich Fragen stellen. Dafür ist die neue 27-jährige Dramaturgin am Kasseler Staatstheater nach Nordhessen gezogen.

In Schule und Studium waren Antworten gefordert. Auch in der Gesellschaft erwarten die Menschen oft Antworten, stellt sie fest. Dabei sind es die Fragen, die uns weiterbringen, sagt Christa Hohmann. Auch eine Theaterproduktion sieht sie als „Befragung“ an. Manchmal könne eine Inszenierung keine Lösungen bieten, aber dafür den Zuschauern und deren Fragen nahekommen. Theater ist ihr wichtig, weil man da „den Kopf aufbekommt“ für Neues.

Die hochintelligente junge Frau weiß, dass ihr beruflich die Welt offensteht. „Die großen Häuser“ wären für den Jobeinstieg infrage gekommen, sagt sie. Aber sie ist ans Kasseler Staatstheater gekommen - hier gibt es Neugier und Teamgeist, das war ihr wichtig.

Aufgewachsen ist Christa Hohmann im Forsthaus in Gittersdorf bei Bad Hersfeld. Nach dem Einser-Abitur an der Modellschule Obersberg in Bad Hersfeld hatte sie alle Möglichkeiten. Ein Stipendium förderte ihre wissenschaftliche Ausbildung in Hamburg: Germanistik, Anglistik, Theologie. Da war der Weg ins Theater noch gar nicht klar, auch wenn das Abklopfen von Texten eine Methode ist, die Dramaturgen auch anwenden.

In einigen beruflichen Stationen hat sich die zierliche Frau mit der Aufsteckfrisur ausprobiert, aber schnell gemerkt: Das ist es noch nicht. Sie war bei Rowohlt und dem Theaterverlag Felix Bloch Erben Lektorin - ein Textprofi also und zugleich Autoren-Coach. „Ich war erste Leserin eines Textes, genau wie ich jetzt erste Zuschauerin eines Theaterstücks bin“, beschreibt sie selbst ihre Arbeit und hört sich so an wie ein Fußballtrainer, der über Spielermotivation spricht. Denn hier kommen die Fragen ins Spiel: Christa Hohmann weiß, dass sie den Regisseuren mit wohlüberlegtem Nachhaken am besten hilft.

Wie stellst du dir dies vor? Was meinst du damit? Je besser die Frage ist, desto flüssiger der Weg zur Premiere. Regisseure freuen sich über einen Sparringspartner, der ihnen hilft, den Ideenwust zu kanalisieren.

Begeistert streunt Christa Hohmann in ihren ersten Arbeitswochen durch das Staatstheater, begleitet eine Kindergruppe auf „Orchesterrallye“, besucht Schneiderei und Proberäume - beeindruckt, dass hier knapp 500 Menschen daran arbeiten, Stücke auf die Bühne zu bringen. „Das Arbeiten und Nachdenken im Kollektiv gefällt mir“, sagt sie, „hier darf ausprobiert werden.“ Auch deshalb ist sie weggegangen von ihrem letzten Job beim Szenetheater Kampnagel in Hamburg. Da war sie eher Einzelkämpferin.

Privat pflegt sie ihren Freundeskreis - Leute jenseits des Theaters, das ist wichtig für die Außenperspektive - und trifft ihren Verlobten, einen Journalisten in Hamburg.

Von Bettina Fraschke

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