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"Hotel Herzklopfen": Neue Kuppelshow für Senioren startet auf Sat. 1

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Eine Woche Zeit zum Verlieben: (vorne v.l.n.r.) Die Moderatoren Daniel Boschmann, Sarah Mangione und Lutz van der Horst wollen zwölf Damen und zwölf Herren über 60 Jahre verkuppeln.
Eine Woche Zeit zum Verlieben: (vorne v.l.n.r.) Die Moderatoren Daniel Boschmann, Sarah Mangione und Lutz van der Horst wollen zwölf Damen und zwölf Herren über 60 Jahre verkuppeln. © Foto: SAT.1 / Walter Wehner

Lutz van der Horst ist als satirischer Außenreporter der "heute-show" bekannt. Jetzt moderiert er eine Kuppelshow für Senioren. „Hotel Herzklopfen - Spät verliebt“ startet Sonntag auf Sat. 1.

Senioren ab 60 Jahren suchen ab Sonntag im Fernsehen nach einer neuen großen Liebe. 24 Kandidaten leben eine Woche im „Hotel Herzklopfen“, in dem sie unter anderem von Komiker Lutz van der Horst verkuppelt werden, der im Interview über Liebe im Alter spricht.

Warum haben Sie sich dazu entschieden, „Hotel Herzklopfen“ zu moderieren? Denn Zuschauer kennen Sie ja aus anderen Formaten wie der „heute- show“.

Lutz van der Horst: Was den Comedy-Anteil betrifft, unterscheiden sich die beiden Sendungen gar nicht so stark. Mir hat schon das belgische Original gefallen, weil es sehr lustig ist, authentisch und emotional. Was ich gut finde, ist, dass wir nicht über die Senioren lachen, sondern mit ihnen.

Dass Kandidaten vorgeführt werden, ist bei anderen Datingshows oft der Fall. Wie geht man an eine Sendung heran, ohne dass so etwas passiert?

Van der Horst: Wir hatten engen Kontakt zu den Teilnehmern, haben mit ihnen in einem Schweizer Hotel zusammengelebt und sie auch privat, also jenseits der Kamera, sehr gut kennengelernt. Das heißt, es war nicht so, dass nach den Dreharbeiten die Klappe fiel und Sarah Mangione, Daniel Boschmann und ich in unseren VIP-Bereich entschwunden sind.

Gibt es eine Situation, an die Sie sich gerne zurückerinnern? 

Van der Horst: Eigentlich war eher das Alltägliche das Schöne, es gibt nicht diesen einen speziellen Moment. Es war schön, dass man schon morgens die Leute beim Frühstück gesehen hat, da hat man geredet, nach dem Dreh hat man sich gesehen. Und dabei gab es natürlich auch für uns Reiseleiter herzergreifende Momente, in denen wir Tränen in den Augen hatten.

Die Kandidaten wirken von Anfang an sehr fit und gut gelaunt. Wie haben Sie die Senioren erlebt?

Van der Horst: Man hat im Vorfeld ja die Sorge und denkt sich „Kann man das alles so mit denen machen?“. Denn wir hatten ein straffes Programm. Aber die Senioren waren extrem fit. Und wir „Jungen“ abends erschöpfter als sie. Die Kandidaten haben teilweise noch gefeiert, als wir schon im Bett waren.

Die Senioren hatten nur eine Woche Zeit, um sich zu verlieben. Woran haben Sie gemerkt, dass es gefunkt hat?

Van der Horst: Am Anfang kommen die Herren an und werden von den Damen empfangen. Man konnte da schon relativ früh sehen, bei wem es funkt. Es gab zwei Kandidaten, die sich gesehen haben und sich ab da nicht mehr von der Seite gewichen sind. Das war wirklich das, was man als Liebe auf den ersten Blick bezeichnen würde.

Hatten Sie eine Vorahnung, bei wem es funken könnte? 

Van der Horst: Wir drei Moderatoren haben im Vorfeld Fotos der Kandidaten auf eine Tür geklebt und Wetten abgeschlossen, wer wohl mit wem zusammenkommt. Wir lagen ziemlich daneben. (lacht)

Haben Sie einen Unterschied gemerkt, wie Senioren im Gegensatz zu jungen Menschen an das Thema Dating herangehen?

Van der Horst: Ich war überrascht, wie gelassen die Älteren sind. Man hätte ja auch vermuten können, dass sie sich denken: „Oh mein Gott, das ist unsere letzte Chance, wir müssen jetzt ranklotzen“. Den Eindruck hatte ich aber gar nicht. Sie waren ziemlich cool und haben das auf sich zukommen lassen. Ich habe oft den Eindruck, dass Jugendliche verkrampfter mit dem Thema Flirten und Partnerschaft sind.

Worin unterscheidet sich „Hotel Herzklopfen“ von den vielen anderen Kuppelshows?

Van der Horst: Die älteren Leute sind einfach cooler drauf und machen sich nicht ständig Sorgen darum, dass sie jetzt das richtige Make-Up aufgetragen haben und die schönsten Kleider tragen. Was auch entscheidend ist: Durch diese Gelassenheit bringen sie ein hohes Maß an Selbstironie mit, und das sorgt dafür, dass man miteinander über sich selbst lachen kann. Die Selbstironie hat mir sehr gut gefallen und das ist etwas, was ich bei Datingshows mit jüngeren Leuten vermisse.

Lutz van der Horst
Lutz van der Horst © picture alliance/Horst Galuschka/dpa

War diese Selbstironie auch etwas, was Ihnen am Originalformat gefallen hat?

Van der Horst: Ja. Aber ich glaube auch, dass es gut ist, wenn man mit verschiedenen Generationen in Kontakt ist und sich austauscht. Senioren haben viel Lebenserfahrung und können viel erzählen. Umgekehrt aber auch. Das ist mir aber sicher auch deswegen noch bewusster geworden, weil ich schon lange keine Großeltern mehr habe und mir dieser Austausch fehlt.

Würden Sie also sagen, dass es Zeit für eine Sendung wurde, in der Senioren zu sehen sind?

Van der Horst: Absolut. Und es wird auch Zeit, dass man das Thema Liebe im Alter thematisiert. Denn das findet medial gar nicht statt. Und wenn, macht man sich lächerlich darüber. Das ist schade. Dass sich Menschen im Alter noch lieben, können wir in der Sendung, glaube ich, eindeutig beweisen. Und es ist schön zu sehen, dass es später immer noch funken kann, denn wir werden ja alle alt.

In der Show sind Sie der Spaßvogel. Haben Sie sich im Vorfeld Gedanken über die Gags gemacht?

Van der Horst: Fast alles war improvisiert. Wir hatten keine festen Gags im Kopf, sie sind intuitiv entstanden. Das war aber auch nicht schwer, weil die Senioren humorvoll waren und einem selber mal einen Spruch gegeben haben.

Und wie machen Sie es, wenn Sie schon einen langen Drehtag hinter sich haben und die Kandidaten noch zum Lachen bringen müssen?

Van der Horst: Wir mussten die Leute gar nicht bespaßen, weil sie die ganze Zeit gut drauf waren. Es hatte teilweise auch was von einem Klassenausflug, bei dem allerdings die Senioren die Kinder waren und wir Moderatoren die Lehrer. (lacht) Wir mussten eher dafür sorgen, dass sie sich ab und zu zusammenreißen. Das war aber auch lustig, denn die Kandidaten waren teilweise deutlich alberner als wir.

Haben Sie eigentlich schon jemanden privat verkuppelt?

Van der Horst: Nein, das war für mich eine neue Erfahrung.

Im März haben Sie noch ein anderes Format moderiert, in dem man Sie so noch nicht gesehen hat: „Stars im Spiegel“ auf RTL. Viele Fans haben das kritisiert und sich gefragt, warum Sie das gemacht haben. Können Sie diese Kritik nachvollziehen? 

Van der Horst: Ich muss ehrlich sagen, dass ich diese Kritik nicht nachvollziehen kann, dass ich jetzt etwas für Sat.1 oder RTL mache, denn letztlich kommt es auf das Produkt an. Plus: Die Kritik in den sozialen Netzwerken kommt oft von Leuten, die die Sendung gar nicht gesehen haben. Ich mache immer nur das, was mir persönlich gut gefällt, und dann ist es in meinen Augen nicht entscheidend, ob es beim ZDF oder auf Sat.1 läuft. Das finde ich authentisch.

Gibt es gewisse Kriterien, nach denen Sie die Sendungen aussuchen, die Sie moderieren?

Van der Horst: Ich probiere gerne viele verschiedene Dinge aus. Aber es ist mir wichtig, dass ich so sein kann, wie ich bin. Ich würde eine Sendung nicht machen, wenn ich das Gefühl habe, ich werde in ein Format gepresst. Und: Es sollte ein Format sein, bei dem man Humor mitbringen muss.

Sonntag, 17.55 Uhr, Sat.1

Wer ist Lutz van der Horst?

Lutz van der Horst (42) wurde 1975 in Köln geboren und studierte dort Germanistik und Anglistik. Ab dem Jahr 2000 schrieb er als fester Autor für Formate wie „TV Total“, anschließend als freier Autor für Comedy-Shows wie "Switch Reloaded". Seit Ende 2009 ist er für die ZDF-"heute-Show" als satirischer Außenreporter unterwegs. 

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