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Samuel Koch: Ein Mutmacher in schweren Zeiten

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Der Autor Samuel Koch sitzt mit übereinandergeschlagenen Beinen und blickt zur Seite
e3b9303d-e5e9-4245-b4ca-c64b70c28bed.jpg © Sergej Falk

Bekannt wurde Samuel Koch 2010 in der Fernsehsendung „Wetten, dass ..?“. Bei seinem Versuch, über ein fahrendes Auto zu springen, verunglückte er und ist seitdem vom Hals ab gelähmt. Seine Lebensfreude und seine positive Ausstrahlung hat er nicht verloren, ist als Mutmacher, Schauspieler und Bestseller-Autor tätig.

Kassel – Am Freitag, 15. März wird Koch nach Kassel in die Dreifaltigkeitskirche kommen. Wir haben mit ihm über Barrieren, Zuversicht, Glauben und über die RTL-„Passion“ gesprochen.

Herr Koch, Sie sind gerade aus Nicaragua zurückgekehrt. Was haben Sie dort erlebt?

Ich habe zum ersten Mal einen aktiven Vulkan von innen gesehen, das war überwältigend – ebenso wie die unglaubliche Artenvielfalt, die es auf einer Vulkaninsel gibt. Wir waren im Dschungel, in dem Einheimische eine riesige Baumhauslandschaft in die Kronen des Regenwaldes gebaut haben. Ich war der erste Rollstuhlfahrer, der oben im Baumhaus war. Das war nicht ganz einfach, aber es gab immer jemanden, der gesagt hat, das schaffen wir.

Welche Barrieren begegnen Ihnen auf solchen Reisen

Ich habe vor allem die Erfahrung gemacht, dass die Menschen unglaublich hilfsbereit sind und zur Stelle sind, sobald sie sehen, da braucht jemand Hilfe. Bei der Reise selbst kann ich mich nicht an schwierige Situationen erinnern. Auch die USA sind ein Land, in dem eigentlich alles, vom Schulbus bis zu jedem Bordstein barrierefrei ist. Das fällt mir dann erst wieder in Deutschland auf. Natürlich gibt es auch hier hilfsbereite Menschen, aber es begegnet einem nicht selten der Satz: „Nein, ich bin nicht versichert“, oder dass im Arbeitsvertrag nur Gegenstände und keine lebenden Wesen verzeichnet sind. Vom Gefühl und auch praktisch bin ich in Amerika und Nicaragua barrierefreier unterwegs.

In Ihrem Buch „Schwerelos“ schreiben Sie den Spruch: „Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hat’s gemacht.“ Müssen wir mehr Vertrauen in uns selbst haben?

Vertrauen ist ein sehr gutes Stichwort, das muss aufgebaut werden. Als Vorschrift, weil ein Kultusministerium gesagt hat, wir werden jetzt inklusiver, funktioniert das nicht. Als Anstoß, sich damit zu beschäftigen ist das sicher wichtig, aber es ist nicht nachhaltig.

Viele Menschen verlieren angesichts der aktuellen Krisen ihren Mut und ihre Leichtigkeit. Geht es Ihnen auch manchmal so?

Man kann schon zurecht verzweifeln. Die Welt ist in vielen Bereichen ein trostloser Ort und wenn man sich die Lernkurve der Menschen in den letzten tausend Jahren anschaut, lernen wir anscheinend nichts dazu, wie man liebevoll miteinander lebt. Es geht immer nur darum, wie wir noch bessere Technologien entwickeln, mit denen wir uns noch effektiver vernichten können. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder ich bin hoffnungslos oder ich bin Hoffender. Auch wenn bei mir immer wieder die Hoffnungslosigkeit durchkommt, dann möchte ich mich doch proaktiv dafür entscheiden, ein Hoffender und ein Glaubender zu sein. Was nicht bedeutet, das Leid in der Welt zu ignorieren, sondern in der Schwere auch noch Leichtigkeit zu bewahren.

Ein Aspekt in Ihrem Buch, ist Ihr Glaube. Waren Sie schon immer ein gläubiger Mensch?

So wie ich Glauben erlebe und verstehe, ist es eine Art Beziehung. Ich habe schon immer eine Art Glaubensbeziehung gelebt, mit allen Höhen und Tiefen, die eine Beziehung so mit sich bringt, von Intimität und Verliebtheit bis hin zu Fernbeziehung und Zweifel. Für mich muss diesem Großen und Liebevollen, was wir in der Natur sehen, auch etwas Großes und Liebevolles zugrunde liegen. Aus nichts kann nichts erschaffen werden.

Im vergangenen Jahr haben Sie in der RTL-Produktion der „Passion“ in Essen mitgewirkt, die in diesem Jahr live aus Kassel kommt. Was war das Besondere für Sie?

Es war vor allem die Absurdität des Konzepts. Ich finde es sehr erfrischend, das Osterfest neu aufleben zu lassen, in seiner ursprünglichen Bedeutung und das in einem Privat-Fernsehsender, das fand ich schon sehr mutig. Dann zu überlegen, wie man die antike Geschichte in die Gegenwart überträgt und wie das heute wäre, das fand ich alles erst einmal so absurd, dass ich zu neugierig war, um abzusagen, als ich angefragt wurde. Die Kombination aus Live-Event und einer Show im Fernsehen, das fand ich einen mutigen Ansatz.

Service

Samuel Koch, 15. März, 19.30 Uhr Dreifaltigkeitskirche Kassel, Tickets hier

Das Buch

Samuel Koch: Schwerelos. Wie das Leben wieder leichter wird. Adeo, 208 Seiten, 20 Euro

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