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Leben mit der Dialyse

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Von der Maschine abhängig: Ottilie Kiesewecker kommt drei Mal die Woche zur Blutwäsche in das Dialysezentrum Hofgeismar.  Foto: Mohr
Von der Maschine abhängig: Ottilie Kiesewecker kommt drei Mal die Woche zur Blutwäsche in das Dialysezentrum Hofgeismar. Foto: Mohr © -

Hofgeismar/Stammen. Es ist warm, fast schon stickig im Dialysezentrum Hofgeismar. Ein leichter Geruch von Desinfektionsmitteln liegt in der Luft. Zu hören sind lediglich das Atmen der zehn Dialysepatienten, die in den Betten liegen, und das saugende Geräusch der Blutpumpe. Gesprochen wird kaum. So verschieden die Menschen in diesem Raum sind, so haben sie doch eines gemeinsam: eine Nierenfunktionsstörung. Dreimal pro Woche teilen sie sich deshalb für mindestens vier Stunden ein Zimmer, um ihrem Blut bei der Reinigung zuzusehen.

Eine von ihnen ist Ottilie Kiesewecker aus Stammen. Die 77-Jährige ist seit April des vergangenen Jahres von der Dialyse abhängig. „Ich bin Diabetikerin und der Arzt hat mir schon früh gesagt, dass meine Nieren eines Tages kaputtgehen würden“, sagt die Patientin ruhig. Dabei wandert ihr Blick auf ihren linken Oberarm.

Dort sind zwei Schläuche angeschlossen. Über die ist die Diabetikerin mit dem Gerät zur Hämodialyse verbunden, das neben ihrem Bett steht. Weil die normalen Blutgefäße der Patienten entweder schlecht zugänglich sind oder einen zu geringen Druck haben, wurde operativ eine Gefäßverbindung (Shunt), zwischen Arterie und Vene angelegt.

Verträgliche Prozedur

„Für mich ist die Dialyse schon zum Alltag geworden und nicht mehr unangenehm“, sagt Kiesewecker. Beim ersten Mal sei ihr noch schlecht geworden und die Blutwäsche musste abgebrochen werden. Inzwischen vertrage sie die Prozedur gut, sagt sie und lächelt. Dennoch sei ihre Verfassung tagesabhängig. „Manchmal gehe ich nach Hause, esse etwas und muss mich dann hinlegen, weil ich so müde bin.“ Andere Male wiederum merke sie nichts.

Während sie spricht, füllt sich langsam der arterielle Schlauch mit dem Blut der Patientin und transportiert das zu reinigende Blut in das Dialysegerät. Die hohlen Fasern des Dialysators saugen sich von unten nach oben wie ein Schwamm mit Blut voll, bis sie völlig durchtränkt sind. Der Dialysator, das Herzstück der Dialyse reinigt das Blut von Giftstoffen.

Die Stimmung im Raum entspannt. Bei den Patienten hat sich Routine entwickelt. „Hier sind eigentlich immer die Gleichen.“ Gesprochen wird trotzdem kaum und wenn, dann nicht über die Blutwäsche. „Wenn man hier liegt, muss man nicht noch über die Dialyse reden.“ Jeder Patient hat Kopfhörer, über die er den Ton des eingeschalteten Fernsehers hören kann.

Über zwölf Stunden pro Woche verbringt Ottilie Kiesewecker im Dialysezentrum. Seit ihre Nieren nicht mehr richtig funktionieren, hat sich ihr Leben und das ihres Mannes sehr verändert. „Früher sind wir mal weggefahren, heute planen wir um die Dialyse rum.“ Doch trotz der Einschränkungen ist für Ottilie Kiesewecker klar: „Ich bin froh, dass es so etwas gibt. Sonst wäre ich vielleicht schon gar nicht mehr.“

Von Julia Mohr

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