1. Startseite
  2. Lokales
  3. Schwalmstadt

Seidenschwänze auf Futtersuche: Beeren auf dem Speiseplan

KommentareDrucken

Die auffallende Haube und Färbung machen den Seidenschwanz neben seiner klingelnden Stimme unverwechselbar. Foto: privat/nh
Die auffallende Haube und Färbung machen den Seidenschwanz neben seiner klingelnden Stimme unverwechselbar. Foto: privat/nh © -

Schwalm. Mit etwas Glück können aufmerksame Naturbeobachtung dieser Tage und in den kommenden Wochen Zeugen eines seltenen vogelkundlichen Phänomens werden.

Erstmals seit dem Winter 2004/05 verlassen große Schwärme von Seidenschwänzen ihre skandinavische Heimat und ziehen auf der Suche nach Nahrung in großen Gruppen gen Süden.

Nach dem sehr zahlreichen Auftreten von Tannen-, Blau- und Kohlmeisen in diesem Herbst ist schon die nächste Invasion im Gange. Der Seidenschwanz-Einflug hat in den letzten Tagen mit fast 650 Beobachtungen und Truppstärken von mancherorts mehr als 150 Tieren viele Teile Norddeutschlands erreicht.

Auch in Hessen gelangen Beobachtungen, wie im Vogelsbergkreis und in Marburg, wo Christian Gelpke das wunderschöne Portrait gelang. Wer das Foto genau anschaut, kann sogar Alter und das vermutliche Geschlecht des Vogels erkennen: Aufgrund der fehlenden gelbweißen V-Zeichen an den Spitzen der Handschwingen handelt es sich um einen jungen Seidenschwanz, die relativ schmale gelbe Schwanzspitze und die (nur) vier rötlichen Wachsplättchen auf dem Flügel sprechen für ein Weibchen.

In unseren Breiten ist der Seidenschwanz den meisten Menschen heute unbekannt. Denn nur bei äußerstem Mangel an Beeren, seiner Lieblingsnahrung, verlässt der Vogel seine Brutgebiete im hohen Norden. Geschieht es wie in diesem Winter, dass gute Brutjahre mit geringem Nahrungsangebot zusammenfallen, machen sich die Seidenschwänze in größeren Schwärmen auf den weiten Weg nach Mitteleuropa.

Unseren Vorfahren hingegen waren die hübschen Vögel durch ihr unerklärlich sprunghaftes Auftreten als Unglücksboten gefürchtet. Die unvorhersehbare Ankunft der Nordlichter sollte Kriege oder Krankheiten ankündigen, wovon der Name „Pestvogel“ zeugt.

Eine tagesaktuelle Darstellung zum Auftreten der seltenen Gäste ist unter http://www.ornitho.de/index.php?m_id=30097 zu sehen. Weiter Informationen zur Invasion unter http://www.ornitho.de/index.php?m_id=1164.

Wer die Vögel beobachten sollte, sollte sich bei den Vogelschützern melden.

Von Stefan und Heinz Stübing

Auch interessant

Kommentare