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Bund will Klimaschutz in Wolfhagen bezuschussen

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Das Mühlenwasser in Wolfhagen kann sich nach einer Renaturierung bei starken Niederschlägen besser ausbreiten. Davon profitieren Pflanzen, Tiere und Bewohner der Vorstadt, wo es weniger Überschwemmungen gibt.
Das Mühlenwasser hat Platz: Bei starken Niederschlägen breitet sich das Wasser in den Mulden aus. Davon profitieren Pflanzen, Tiere und Bewohner der Vorstadt, wo es weniger Überschwemmungen gibt. © Antje Thon

Wolfhagen erhält eine massive Finanzspritze für drei verschiedene Klimaschutzprojekte vom Bund. Doch bis Mitte Juni muss die Kommune detailliertere Planungen vorlegen.

Wolfhagen – Das Mühlenwasser hat den Bewohnern der Wolfhager Vorstadt schon oft nasse Füße beschert. Nach starken Regenfällen lief das Wasser in die Keller. Seit der Bach vor einigen Jahren in einem Abschnitt renaturiert wurde, hat sich die Lage entspannt. Nun soll die Stadt Geld aus dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz erhalten. Eine Summe von 504 000 Euro ist für die Kommune für die Umsetzung von drei Vorhaben reserviert.

Allerdings muss sie bis Mitte Juni ihre Vorhaben weiter konkretisieren und Projektskizzen beim Bund vorlegen. Das sei zeitlich recht sportlich, sagen Wolfhagens Bürgermeister Dirk Scharrer und Stephan Schmidt, der die kommunalen Naturschutzprojekte koordiniert. Daher würde die Stadt gerne den Landschaftspflegeverband des Landkreises Kassel in die Planungen mit einbeziehen. Der Verein verfolgt das Ziel der Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege und ist Partner der Kommunen im Landkreis Kassel.

Mit der Auswahl der drei Projekte hätten sie versucht, möglichst viele für den Klimaschutz wichtige Kriterien unter einen Hut zu bringen, sagt Stephan Schmidt. So sei an Biodiversität, Bodenschutz, Trinkwasserschutz, Tierschutz und Hochwasserschutz gedacht worden. Die zugesagte Förderung würde 80 Prozent der Kosten decken. Laut Dirk Scharrer werde kommunales Geld noch in diesem Haushalt berücksichtigt. Die Stadt Wolfhagen sei dabei, sich als Klimakommune aufzustellen, sagt der Bürgermeister. Energiewende und Klimaschutz seien zwei wichtige Themen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien dürfe aber nicht zulasten des Naturschutzes erfolgen. Insofern sei es gut, dass Wolfhagen nun Aussicht auf die Fördermittel des Bundes habe und in den Naturschutz investieren könne.

Mühlenwasser

Die Bachauen, die früher das Mühlenwasser umgaben, sollen wieder hergestellt werden. Dafür vorgesehen ist eine bachnahe Wiese, die sich im Eigentum der Stadt befindet und an einen Bereich anschließt, der bereits renaturiert wurde. Bagger hatten vor einigen Jahren ein Gelände modelliert, auf dem sich Niederschläge ausbreiten können und das als Flachwasserzone attraktiv ist für Flora und Fauna. Heute erinnert die Aue an eine Miniaturvariante des Naturschutzgebietes Glockenborns. Schmidt geht davon aus, dass mit der Zeit immer mehr Tiere das Biotop nutzen werden. Verschiedene Entenarten und Kanadagänse seien bereits da, auf den Weißstorch werde noch gewartet. Mit der Umgestaltung werde die Wiese künftig extensiv bewirtschaftet und auf eine Düngung verzichtet. Rinder sollen die Fläche beweiden. Der reduzierte Nährstoffeintrag werde für mehr Artenreichtum sorgen, sagt Schmidt.

Gleichzeitig unternehme die Stadt mit der Renaturierung der Auen auch etwas für den Hochwasserschutz. Weil sich die große Wasserfracht des Mühlenwassers auf den Wiesen verteilen könne, blieben die Keller in der Vorstadt bei starken Niederschlägen länger trocken, sagt Schmidt, der mit Kosten in Höhe von 264 000 Euro rechnet.

Wegsäume

Deutlich günstiger, aber genauso wichtig, ist die Anschaffung eines Böschungsmähgerätes mit Schneid-Greif-Gebläse im Wert von 115 000 Euro. „Das Gerät ermöglicht eine insektenschonende Mahd von Wegsäumen“, sagt Schmidt. Die moderne Technik, die kompatibel ist mit Fahrzeugen aus dem städtischen Fuhrpark, sei der neuste Schrei und dürfte in Nordhessen bislang kaum im Einsatz sein, sagt Schmidt. Mit seiner Hilfe könnten Wegränder schonend gemäht werden. Deutlich mehr Insekten als üblich würden den Rasenschnitt überleben, da die Technik ohne Sogwirkung auskomme. Für Wolfhagen, das in Hessen eine der größten Flächenkommunen ist und entsprechend viele Wege zu pflegen hat, sei das Mähgerät eine sinnvolle Anschaffung, zumal Wegsäume einen wichtigen Lebensraum darstellten.

Waldweide

Auf die sechs bis acht Hektar große Fläche in Wolfhagens Stadtwald verirren sich nur selten Spaziergänger. Früher war sie ein Steinbruch, der Forst hat sie aus der Nutzung genommen. Dass sie nicht mehr bewirtschaftet wird, macht sie für den Naturschutz interessant. Die Stadt Wolfhagen möchte sie zu einer artenreichen Waldweide entwickeln. Gleichzeitig soll der Wasserrückhalt im Boden verbessert werden. Stephan Schmidt rechnet mit Kosten in Höhe von 250 000 Euro. (Antje Thon)

 Bürgermeister Dirk Scharrer (links) und Stephan Schmidt wollen die Wiese am Mühlenbach in den kommenden Jahren ebenfalls renaturieren.
Wollen mehr für den Klimaschutz tun: Bürgermeister Dirk Scharrer (links) und Stephan Schmidt. Die Wiese am Mühlenbach soll in den kommenden Jahren ebenfalls renaturiert werden. © Antje Thon

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