Star Wars: Abcashen du musst!
 

Star Wars: Abcashen du musst!

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200 Millionen Dollar kostete die Produktion von „Das Erwachen der Macht“ die Macher von Disney - 10 Milliarden Dollar könnte das siebte Star-Wars-Epos bis Ende 2016 in die Kassen des Konzerns spülen - 2,8 Milliarden Dollar lautet die Benchmark beim Einspielergebnis, die auf dem Weg zur Nummer eins zu nehmen ist - 25 Millionen Dollar kassiert Harrison Ford, Darsteller des populärsten Star-Wars-Charakters Han Solo.
200 Millionen Dollar kostete die Produktion von „Das Erwachen der Macht“ die Macher von Disney - 10 Milliarden Dollar könnte das siebte Star-Wars-Epos bis Ende 2016 in die Kassen des Konzerns spülen - 2,8 Milliarden Dollar lautet die Benchmark beim Einspielergebnis, die auf dem Weg zur Nummer eins zu nehmen ist - 25 Millionen Dollar kassiert Harrison Ford, Darsteller des populärsten Star-Wars-Charakters Han Solo.

Die Star-Wars-Marketingmaschinerie rast mit Überlichtgeschwindigkeit durchs Kino-Universum. Nie wurde mit einem Film mehr Geld verdient als mit der aktuellen Fortsetzung der Sternen-Saga. Eine Zwischenbilanz

Dieser Artikel erschien bereits am 15. Jänner in der HORIZONT-Printausgabe 1-2/2016. Hier geht's zur Abo-Bestellung.

Yoda und Han, Luke und Leia, ­Obi-Wan, das Pelztier Chewbacca und Darth Vader, dazu nun die neuen Helden Rey und Finn oder Neo-Bösewicht Kylo Ren – sie alle haben über vier Jahrzehnte eine weltweite ­Fan-Population akkumuliert, die in der Filmgeschichte einzigartig ist. Und derzeit schickt sich die siebte ­Episode der Weltraumsaga „Star Wars“ gerade an, alle bisherigen Superlative zu ­pulverisieren. Eine erste Bilanz nach einem Monat Kinopräsenz sieht nach Gigantomanie aus.

Eine kleine Chronik der Rekordjagd: An den US-Kinokassen spielte „Star Wars: Episode VII, The Force Awakens“ gleich am ersten Tag 120 Millionen Dollar ein. Eine Bestmarke – Harry Potters Benchmark aus dem Jahr 2011 lag bei 91 Millionen. In Österreich startete „Das Erwachen der Macht“ mit 670.000 Euro. Das Eröffnungs-Wochenende nahm der Streifen mit einem Einspielergebnis von 238 Millionen Dollar in den USA und Kanada, ebenfalls Rekord. In Österreich wurden am ersten ­Wochenende 2,5 Millionen Euro lukriert. Auch bis über die Feiertage blieb das neueste Star-Wars-Epos auf Rekordkurs: Am ersten Arbeitstag, dem 4. Jänner und somit nach 18 Kinotagen, lag „Das Erwachen der Macht“ bei rund 750 Millionen Dollar in den USA und Kanada. Weltweit hatte Episode VII bereits am 27. Dezember die Milliarden-Dollar-Grenze geknackt, so schnell wie kein anderer Film jemals zuvor.

Weg zur Nummer eins

Jener Rekordwert, der nun noch zur Ausradierung bleibt: 2,8 Milliarden Dollar. Das ist das Gesamt-Einspielergebnis des kommerziell bislang erfolgreichsten Films aller Zeiten, nämlich „Avatar“ aus dem Jahr 2009. Im ewigen Gesamtranking lag „Das Erwachen der Macht“ bei Redaktionsschluss aber bereits an dritter Stelle der All-Time-Bestenliste. Auch ohne hellseherische Fähigkeiten fällt die ­Prognose leicht: Episode VII wird der erfolgreichste Kinofilm aller bisherigen Zeiten.

Merchandising-Macht

Doch das ganz große Geld wird bei Filmprojekten wie Star Wars inzwischen nicht mehr mit Kinokarten gemacht, sondern im Merchandising. „Ordentlich abcashen dort du musst“, würde Jedi-Meister Yoda, das kleine grüne Männchen aus der Saga, in seiner Kunstsprache den Machern bei Disney vermutlich in ihren Business Plan schreiben. Der sieht für den Entertainment-Giganten in jedem Fall Milliardengewinne vor. 4,06 Milliarden Dollar investierte Disney 2012, als man Erfinder George Lucas dessen Star-Wars-Universum mit ­allen Rechten abkaufte – selbst in der Glanz- und Glamourindustrie Hollywoods ein Megadeal.

Dass sich das Investment lohnen würde, war aber schon damals klar. Seit dem Star-Wars-Premierenjahr 1977 wurden mit allen Filmen, Serien und Merchandising-Produkten insgesamt fast 30 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Jeweils rund viereinhalb davon mit den bislang sechs Filmen sowie mit den DVDs und CDs. Episode VII ist da noch nicht eingerechnet. An die dreieinhalb Milliarden Dollar spülten die Computerspiele in die Kassen des Imperiums von – damals noch – George Lucas.

Disney auf Rekordkurs

Disneys Star-Wars-Masterplan sieht mehr vor, viel mehr. Selbstverständlich hüllen sich die Studiobosse bei Zahlen in Schweigen, aber alles in ­allem dürfte „Das Erwachen der Macht“ dem Konzern innerhalb ­eines Jahres bis zu zehn Milliarden Dollar bringen. Allein 2016 werden, so hofft man in der Zentrale im kalifornischen Burbank, die Sternenkrieger mit all ihren Spin-offs gut fünf Merchandising-Milliarden in die Disney-Kassen spülen. 1,3 Milliarden dürften die Videospiele „Battlefront“ und „Infinity“ bringen, die TV-Lizenzen 500 Millionen. Die Einspielergebnisse aus den Kino­tickets kommen da noch dazu, auch die sonstigen Merchandising-Lizenzen. Star Wars ist damit knapp vier Jahre nach der Akquisition endgültig zum wichtigsten Produkt im Disney-Portfolio geworden. Insgesamt, so schätzen Filmexperten, nimmt Disney derzeit an die 40 Milliarden Dollar aus Merchandising und der Vergabe von Lizenzen ein, den wichtigsten Teil dazu steuert Star Wars bei. Zwei weitere Filme stehen in den kommenden sechs Jahren noch an, dazu hört man bereits von zwei Spin-off-Produktionen.

Die Helden und Antihelden aus der Weltraum-Saga gibt es inzwischen auch in Österreich so gut wie überall. Heimische Star-Wars-Fans bekommen Plastikstempel bei Billa, Kopfpolster bei Leiner, gebrandete Laptop bei HP, Computerspiele bei Libro und so weiter. Den kleinen Kugelroboter „BB-8“ aus Episode VII gibt es sogar in echt – etwa beim Elektronik-Diskonter Conrad. Das schnuckelige Ding, das per App gesteuert wird, im 30-Meter-Radius via Bluetooth durchs Wohnzimmer rollen und sogar virtuelle holografische Botschaften aufnehmen und abspielen kann, war über Weihnachten ein Renner. Wie viel zu Weihnachten mit Star-Wars-Spielzeug umgesetzt wurde und was heimische Unternehmen an Disney als Lizenzgebühren abführen, kann oder will derzeit niemand sagen.

Klar ist nach etwa der Hälfte der Laufzeit von Episode VII in den Kinos aber jetzt schon: „Das Erwachen der Macht“ wird auch in Österreich alle bisherigen Dimensionen sprengen und sogar die beiden anderen Merchandising-Kaiser der vergangenen Monate, die Minions und James Bond, in den Schatten stellen. „Wenn ein Film in den Kinos ausgezeichnet läuft“, sagt Harald Sippl, Geschäftsführer für den Spielzeughandel in der Wirtschaftskammer, „dann schlägt sich das immer auf die Umsätze in den Geschäften nieder“. Der Medienpsychologe Peter Vitouch schreibt das dem Bestreben der Menschen zu, sich wo zugehörig zu fühlen: „Wir sind heute elektronisch zwar vernetzt, trotzdem wächst die Vereinzelung, da demonstriert man seine Vorlieben eben gerne, indem man Merchandising-Produkte kauft.“ Die Filmwirtschaft habe da eine neue Geschäftsmöglichkeit entdeckt. Das Angebot macht in diesem Fall erst die Nachfrage. Und Star Wars reizt die Möglichkeiten für Merchandising-Angebote in nie gekanntem Ausmaß aus.

Zukunftsversprechen

Gekostet hat Episode VII in der Produktion übrigens bloß 250 ­Millionen Dollar, für einen Blockbuster dieser Größenordnung ein Schnäppchen – Unterlichtgeschwindigkeit, sozusagen. Dafür haben die Gewinne aus dem Projekt längst die nächste Galaxis erreicht. Ähnlich ­divergent geht es auch bei den Gagen für die Schauspieler zu: Altstar Harrison Ford kassiert dem Vernehmen nach für seinen neuerlichen Auftritt als Han Solo 25 Millionen Dollar plus Beteiligung an den Einspielergebnissen. Der neue Star der Saga, die junge Jedi-Aspirantin Daisy Ridley, muss sich mit kolportierten 411.000 Dollar zufrieden geben. Doch eine Rolle in Star Wars ist auch für die Schauspieler ein finanzielles Versprechen für die Zukunft: Ford bekam in den 1970er-Jahren für seine allererste Han-Solo-Performance ­gerade einmal 10.000 Dollar. Aber er wurde damit zum Superstar.

[Klaus Puchleitner]



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