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"Weite Teile des Hauses sind entsetzt"

Die Zukunft des "Spiegel" beschäftigt die Branche
Foto: Jürgen Herschelmann
Die Zukunft des "Spiegel" beschäftigt die Branche
Nachdem die Print-Redaktion des "Spiegel" eine weitere Petition zur Absetzung von Chefredakteur Wolfgang Bühner verfasst hat, regt sich in den übrigen Verlagsabteilungen vermehrt Widerstand gegen die Blockadehaltung der Print-Redakteure. "Wir halten diese Petition für hochproblematisch", heißt es aus Kreisen von Spiegel Online.
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Nach den Feierlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum von Spiegel Online schien es zunächst, als hätten sich die Gemüter beim "Spiegel" wieder etwas beruhigt. Doch nun herrscht an der Ericusspitze wieder helle Aufregung. Am Donnerstag wurde den Gesellschaftern eine weitere Petition der Print-Redaktion zugestellt, in der erneut die Absetzung von Chefredakteur Wolfgang Büchner gefordert wird.

So gebe es "ein offensichtliches Führungsvakuum", nachdem öffentlich geworden sei, dass die Gesellschafter bereits Gespräche zur Nachfolge von Büchner geführt haben. "Das lähmt die redaktionelle Arbeit und verhindert dringend notwendige Entscheidungen. Die Redakteurinnen und Redakteure des Spiegel rufen die Gesellschafter daher auf, diesen Schwebezustand unverzüglich zu beenden", heißt es in dem Schreiben, das erneut an zahlreiche Medienjournalisten weitergereicht wurde.

Das Vorgehen der Print-Redakteure stößt vielen Mitarbeitern anderer Abteilungen im Verlag aber zunehmend sauer auf: "Weite Teile des Hauses sind völlig entsetzt darüber, was hier geschieht", so ein Mitarbeiter von Spiegel Online gegenüber HORIZONT. Der erneute Vorstoß gegen Büchner könne das Haus weiter beschädigen, so die Befürchtung. Der Kampf gegen den umstittenen Chefredakteur überlagere die notwendige Diskussion über die Zukunftsstrategie des "Spiegel" mittlerweile völlig. "Einigen Kollegen ist die Brenzligkeit der Situation offensichtlich nicht bewusst", wettert ein Onliner.

Außerdem sei auf viele Redakteure Druck ausgeübt worden, die neuerliche Erklärung zu unterstützen - auch durch Ressortleiter. Angeblich haben über 90 Prozent der Print-Redaktion die Petition unterzeichnet. Vertreter von Spiegel Online sprechen von einem "erschütternden Vorgang".

Mit einer "Gefahr für den Betriebsfrieden" wird in der neuen Erklärung anders als zunächst kolportiert übrigens nicht argumentiert - der hängt an der Ericusspitze aber trotzdem ziemlich schief. dh

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