Entschärfen Roboter den Fachkräftemangel?

Sie kochen, räumen Tische ab und beantworten Gästefragen. Roboter übernehmen immer mehr Standardaufgaben. Auch in Schweizer Hotels.

  • Pepper ist ein so genannt sozialer Roboter. Seine Aufgabe ist die Interaktion mit den Gästen. Er dient der Unterhaltung der Gäste, beantwortet oft gestellte Fragen, erteilt Auskünfte zur Destination und gibt Ausflugstipps. (Adobe Stock)
  • Roboter wie BellaBot sind Werkzeuge, die Routinearbeiten effizient erledigen. Mitarbeitende haben dadurch mehr Zeit für die Gästebetreuung. (Pogastro)

Pudu und Jeeves sind Service-Roboter, die Getränke und Speisen an den Tisch oder aufs Zimmer bringen. Tom Sawyer ist ein Roboter, der an der Melitta-Maschine Kaffeespezialitäten zubereitet. Kona und Koya wiederum sind Roboter, die vier verschiedene Ramennudel-Gerichte produzieren. Sie sind schnell, aber unflexibel. Stur kochen Kona und Koya die Standardrezepte ohne Rücksicht auf Gästewünsche oder allfällige Lebensmittelallergien.

Trotz ihrer eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten sind Roboter als Arbeitskräfte interessant. Sie brauchen weder Lohn noch Ferien. Sie leisten ohne zu klagen Überstunden und sind eine Attraktion für die Gäste. Und sie nehmen Mitarbeitenden lästige Pflichten ab. BellaBot von Pogastro beispielsweise hilft beim Abräumen. Die Servicemitarbeitenden rufen den Roboter über ihr Smart-Armband an den abzuräumenden Tisch und beladen ihn. BellaBot kann bis zu viermal mehr Geschirr wegtragen als der menschliche Mitarbeitende.

Gäste haben Spass, Mitarbeiter befürchten Mehraufwand

Das Institut für Tourismus und Freizeit der Fachhochschule Graubünden FHGR möchte nun herausfinden, ob sich der Einsatz von Robotern in Schweizer Hotels wirklich lohnt und wo er sinnvoll ist. Dazu arbeiten Jan Mosedale und sein Team mit zwei Hotels im Kanton Zürich zusammen.

In der «Allegra Lodge» in Kloten ist der Roboter Cruzer, hier wird er George genannt, seit Februar 2020 im Einsatz. Er gibt Gästen Infos über Zürich und zeigt ihnen, wo sich die Toiletten befinden. «Kinder lieben George und für Mitarbeitende ist er eine Abwechslung», sagt Isabelle Gsponner, Geschäftsführerin im Hotel Allegra Lodge.

«Wir haben Pepper seit 2019 im ‹Opera› im Einsatz. Er wird für Information, Unterhaltung, Taxibuchungen und Check-in gebraucht», sagt Michael Böhler, Group General Manager bei Meili Unternehmungen. Neben dem «Opera» betreibt die Unternehmung in der Stadt Zürich auch die Hotels Seehof, Ambassador, Rössli und Felix.

«Pepper wurde mehrheitlich gut angenommen», zieht Michael Böhler Bilanz. Gäste begegnen dem Roboter neugierig-interessiert. Die Mitarbeitenden hingegen hatten anfangs gemischte Gefühle. Einige scheuten sich vor dem Aufwand, den Gästen die Bedienung des Roboters zu erklären. Andere befürchteten, durch ihn ersetzt zu werden.

Ob diese Furcht begründet ist, klären nun die Wissenschaftler der FHGR. Im Rahmen einer noch laufenden Gästebefragung wollen sie unter anderem herausfinden, in welchen Situationen Gäste den Roboter nutzen oder sich eher an einen Mitarbeiten wenden.

Potenzial im Housekeeping

Von Staubsaugen bis Zimmerdesinfektion durch Vernebelung oder UV-C-Licht – gerade im Housekeeping ist der Einsatz von Robotern gut möglich. Das findet auch Michael Böhler. Er habe fürs Hotel Opera jedoch keine solchen Pläne. «Unsere Korridore sind zu kurz, als dass sich die Investition lohnen würde.»

(Riccarda Frei)


Kein Ersatz, aber eine valable Alternative

An der ETH Zürich ist der «Huggie­bot» entwickelt worden. Er ist weich, warm, hat die Grösse eines Menschen und Drucksensoren, die messen, wie intensiv und lange das Gegenüber umarmt werden möchte. Er soll Einsamkeit lindern und Trost spenden, zum Beispiel in Spitälern und Altersheimen.


Informationen

www.welcomehotels.ch/allegra-lodge
www.operahotel.ch