Es sind 23 Sekunden, die zu den eindrucksvollsten im Further Volksschauspiel "Der Drachenstich" zählen. 23 Sekunden, die ich normalerweise aus der Zuschauer-Perspektive kenne. Nun wurden sie für mich in einer der letzten Aufführungen zu einer tollen Erfahrung - als Passagier im "Schlacht-Express". Zur Ouvertüre jeder Festspiel-Vorführung gehört der Sturm gegen Böhmen: Ein gutes Dutzend Standartenreiter, dazwischen drei Schlachtwägen, proppenvoll mit brüllenden "Gotteskriegern".

Ungefährlich ist diese Szene nicht. Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren zu Unfällen. Entsprechend groß ist auch die Anspannung bei Reitern und Soldaten auf den Wagen. Freitagabend, kurz nach 20 Uhr: In der Arena läuft das Intro vom Band, das vor den Toren kaum zu hören ist. "Achtung!", schreit einer auf meinem Wagen. Das äußere Südtor öffnet sich, die ersten Standartenreiter gehen in Position. Hans-Jürgen Traurig, der Ober-Rosserer beim Festspiel, gibt ein Signal. Jeder nimmt seine Position ein, krallt sich irgendwo fest.

Auf einmal geht's los: Die unglaubliche Kraft der Pferde wirkt wie ein Katapult. Die "Gotteskrieger" brüllen, schwingen ihre Waffen. Mit voller Fahrt geht's in die Arena. Innerhalb weniger Augenblicke sind wir durch, die Schwerter knallen zum Abschluss gegen das Nordtor, was die Zuschauer erschrecken soll. 23 Sekunden vergingen blitzschnell, doch das Adrenalin wirkt nach... Und daran kann jeder teilhaben. Denn während der Fahrt habe ich eine kleine Kamera an der Spitze meines Schwertes angebracht.